Rellinghausen/Bergerhausen/Stadtwald. . Klaus und Valeska Lindemann veröffentlichen in Kooperation mit der Bürgerschaft ein Buch über „Rellinghausen in der Weimarer Republik“ mit vielen historischen Bildern.
Ab heute ist der zweite Band zur Rellinghauser Geschichte erhältlich. Unter dem Titel „Rellinghausen in der Weimarer Republik“ beschäftigen sich die Autoren Klaus und Valeska Lindemann mit den Ereignissen, die das Leben in Rellinghausen, aber auch in Bergerhausen und Heide, dem heutigen Stadtwald, zwischen 1918 und 1933 prägten. Herausgeber des Bandes, dem zwei weitere Bücher zur gleichen Epoche folgen werden, ist die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald.
Als die Bürgerschaft 2010 den 100. Jahrestag der Eingemeindung Rellinghausens zu Essen feierte, entstand die Idee, die Geschichte des Stadtteils aufzuarbeiten. Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft. konnte die pensionierten Studiendirektoren Dr. Klaus Lindemann (Gymnasium Borbeck) und seine Frau Dr. Valeska Lindemann (BMV-Schule) für das Vorhaben gewinnen - und ahnte wohl nicht, welches Ausmaß die Recherchen der beiden Historiker erreichen würden.
„Die Lindemanns haben ein Jahr lang intensiv recherchiert, haben sozusagen im Stadtarchiv übernachtet und das Gebäude nur zur Nahrungsaufnahme verlassen“, beschreibt Stoll das Engagement der Autoren. Band 1 beschäftigte sich mit den Ereignissen der Kaiserzeit, zeichnete den Weg von der selbstständigen Bürgermeisterei Rellinghausen über die Eingemeindung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nach. Zwei Bände waren dafür erforderlich. Schnell war klar, dass auch die Aufarbeitung der Weimarer Zeit mehr Platz brauchte als ursprünglich vorgesehen.
„Von dem ersten Plan, einen einzigen Band zur Weimarer Republik zu veröffentlichen, sind wir schnell abgekommen. Das Buch wäre viel zu dick geworden. Und wir wollen ja, dass sich die Menschen mit der Stadtteil-Geschichte beschäftigen“, sagt Stoll. Die Lösung: drei kleine Bändchen mit je 170 überschaubaren Seiten, die im Abstand von etwa sechs Monaten erscheinen.
„Die Bände werden auch wegen der teils noch unbekannten Fotos so umfangreich. Aber gerade die sind uns sehr wichtig, damit die Bürger vielleicht das eine oder andere wiedererkennen oder Veränderungen feststellen können“, erläutert Klaus Lindemann.
Die Autoren beschreiben am Beispiel Rellinghausens den Weg der Stadt Essen von der Industrie- zur Handelsstadt. Die Architektur jener Zeit war vom Bauhaus-Stil geprägt. Beispiele dafür sind das Glückaufhaus, das Haus der Technik, das Deutschlandhaus, das Baedeker-Haus und die Lichtburg.
Alle diese Gebäude entstanden zwischen 1920 und 1930 und zeugen von der Aufbruchstimmung der Zeit, als die Reparationsfrage nach dem Ersten Weltkrieg erstmal gelöst schien und man wieder Kredite erhalten konnte. „Damals sollte mit der Schillerwiese eine große Volkswiese nach dem Vorbild des Dortmunder Westfalenparks entstehen“, so Valeska Lindemann.
Die Autoren hatten bei der Recherche damit zu kämpfen, dass seit der Eingemeindung Rellinghausens die Akten nicht mehr getrennt archiviert wurden. So mussten sie die Fakten für den Stadtteil mühsam aus den Essener Akten extrahieren. Andererseits könne man die Entwicklung Rellinghausens nicht verstehen, wenn man sie nicht im Zusammenhang mit der gesamten Stadt Essen sehe.
Während sich Klaus Lindemann mit Details beschäftigte und beispielsweise die Verbreiterung der Straßen analysierte, widmete sich Valeska Lindemann der Einordnung der Rellinghauser Ereignisse in den historischen Kontext der Weimarer Republik. Die Autoren zeichnen nicht nur die politische Entwicklung, die Bedeutung von Parteien und Gewerkschaften nach, sondern auch die Entstehung des Bergerhauser Gewerbegebietes, den technisch aufwendigen Bau der Rellinghauser Straße in S-Form und die Geburt der Eyhof-Siedlung, die den Titel des Bandes ziert. Bautechnisch genial, aber mit schlechten Materialien errichtet, habe sie schon bald Nachbesserungen erfordert.