Essener Südwesten. In Holsterhausen, Frohnhausen, Altendorf, Haarzopf, Fulerum und auf der Margarethenhöhe kennt er fast jeden Stein, ist mit vielen Problemen konfrontiert worden: Jetzt geht Adalbert Gille, Verwaltungsbeauftragter der Bezirksvertretung III, in den Ruhestand.

Am 1. Juni wird der ebenso extrovertierte wie engagierte Stadtvertreter, der statt Amtsdeutsch lieber die Sprache der Bürger spricht, 65. „Natürlich freue ich mich, mehr Zeit für die beiden Enkel zu haben, aber andererseits waren die vergangenen 14 Jahre eine hochinteressante Zeit”, sagt Gille, der den ungeliebten Vornamen Adelbert lieber in Bert verkürzt hört.

Schon vor der offiziellen Verabschiedung am 30. April räumt Gille seinen Schreibtisch auf und arbeitet Nachfolger Wolfgang Köppen (59) ein. „Die Bilder hab' ich schon von der Wand genommen, da soll der Wolfgang sein Büro selbst gestalten. Der große Teddy auf dem Sofa, den mir meine Tochter als Aufpasser geschenkt hat, bleibt besser hier”, schmunzelt Gille. Bliebe noch zu klären, was aus der großen Birkenfeige wird . . .

Dass er sich damals gegen 30 Mitbewerber durchsetzen konnte und die Stelle als Verwaltungsbeauftragter bekam, hält Gille heute für einen Glücksfall. „Es war ein kurzes Intermezzo in der Rechtsstelle des Sozialamtes vorausgegangen. Doch das hier hat mir viel mehr Spaß gemacht, weil man den Bürgern direkt in Kontakt kommt und das eine oder andere im Kleinen bewegen kann.” Gern erinnert sich Gille an die Zeit, als ihn der damalige Bezirksvorsteher Günter Persch mit zum Frohnhauser Schützenfest nahm, um ihn den Bürgern vorzustellen. Wenn man die Örtlichkeiten nicht kenne, könne man den Job nicht machen, sagt Gille, der in den vergangenen Wochen deshalb mit Nachfolger Wolfgang Köppen viel zu Fuß, mit Rad oder Auto vor Ort unterwegs war. „Es ist ein Vorteil, wenn man weiß, wovon man spricht”, ist Gille überzeugt.

An spannenden Themen mangelte es nicht im Bezirk III: Umbau der Gemarkenstraße, Verkehrsberuhigung, Krupp-Boulevard, Stadtteilprojekt Altendorf, Kulturkonferenzen, Neue Mitte Haarzopf, Nöggerathbad, Rottmannshof. Zu den Politikern entstanden teils enge Bindungen, die Gille auch nach der Pensionierung pflegen will. Dass sein langjähriger Weggefährte, Bezirksvorsteher Bruno Pöllen, vor kurzem verstorben ist, bedauert Gille sehr. Den Kontakt zum Essener Westen wird er halten: „Meine Frau ist an der Bärendelle zur Schule gegangen und wir haben hier viele Freunde.”

Viel Zeit wird Gille, Vater zweier erwachsener Kinder, mit Sport verbringen - aktiv mit Laufen, Radfahren und auf dem Heimtrainer, passiv als „Fußballbekloppter”, wie er sich selbst bezeichnet, mit dem VfL Bochum. Schon als Kind war Gille sportlich: „Mein Lehrer hat gesagt: ,Mathe lernst du nie, aber solange du uns in der Schulmannschaft hilfst, schlepp' ich dich mit'.”

Sein Amt sieht er bei Wolfgang Köppen in guten Händen. Auch der 59-Jährige ist Diplom-Verwaltungswirt und organisierte im Amt für Rats- und Bezirksvertretungsangelegenheiten den Einzug ins neue Rathaus 1979 mit. Seit 1989 war Köppen in der Fremdenverkehrsförderung tätig und dann bei der 1996 gegründeten Essen Marketing Gesellschaft (EMG) für den Bereich Touristik zuständig. „Mich reizt die neue Herausforderung als Bindeglied zwischen Bürgern, Politik und Fachdienststellen der Verwaltung”, sagt der Schönebecker, der wie Gille die Projekte vor Ort und nicht vom Schreibtisch aus angehen will.

„Hospitant” Köppen, so Gille, habe seine erste Bewährungsprobe bereits bestanden. „Die Niederschrift der letzten Bezirksvertretungssitzung hat er angefertigt, als ob er das schon 100 Jahren machen würde”, lobt Gille seinen Nachfolger.