Rüttenscheid. Auf dem Weg zum ersten Familienzentrum in Rüttenscheid befindet sich derzeit die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Girardethaus.

„Wir wollen mit flexiblen Öffnungszeiten, sogenannter Randzeiten-Betreuung und Verzicht auf Schließung in den Ferien den Anforderungen gerecht werden, die berufstätige Eltern heute an eine Kindertagesstätte haben”, erklärt Kita-Leiterin Dorothee Engemann.

Seit 16 Jahren besteht die Awo-Kita, die sich schon durch die Lage im dritten Stock mit einem Dachgarten als Außenspielgelände von anderen Einrichtungen unterscheidet. 70 Kinder von vier Monaten bis sechs Jahren werden von elf Mitarbeiterinnen und einer Vollzeit-Hauswirtschafterin in vier Gruppen betreut. Ab Sommer wird die Kita nur noch Ganztagsbetreuung anbieten. „Das ist hier im Stadtteil durchaus erwünscht, weil sich so Berufstätigkeit und Familienleben besser verbinden lassen”, sagt die Leiterin, die sich nach eigenen Angaben vor Anfragen kaum retten kann.

Eine wichtige Neuerung sei, dass die Kita nicht mehr - wie bisher üblich - in den Sommer- und Weihnachtsferien komplett schließe, was Eltern oft vor große Betreuungsprobleme gestellt habe. Derzeit ist die Kita bis 17.30 geöffnet, bietet aber an vier Tagen in der Wochen schon probeweise die sogenannte Randzeiten-Betreuung bis 20 Uhr an. „Das hilft vor allem Eltern, die nicht in Essen arbeiten und abends erst aus Düsseldorf oder von anderswo anreisen und möglicherweise im Stau stehen. Wenn dann das Kind pünktlich abgeholt werden muss, bedeutet das Stress für alle Beteiligten”, weiß Dorothee Engemann. „Wir wollen uns am Bedarf der Eltern orientieren.” Die Randzeiten-Betreuung werde im Moment über die Familienzentrums-Gelder finanziert und sei für Eltern kostenlos. Lediglich fürs Abendbrot sei ein Beitrag zu zahlen.

Im Sommer steht die Zertifizierung der Awo-Kita als Familienzentrum an, denn über die reine Kinderbetreuung hinaus gibt es dort auch Beratungs- und Bildungsangebote für Eltern und Bürger aus dem Stadtteil. Dazu gehören Erziehungs-, Partnerschafts- und Familienberatung in Kooperation mit der Erziehungsberatungsstelle der Caritas, Kurse, Themenabende und ein offenes Eltern-Café, in dem sich Mütter und Väter zweimal im Monat kennenlernen und austauschen können. Die Angebote bestehen zum Teil schon oder werden bis Ende Mai installiert.

„In Kürze wollen wir uns mit dem Thema Medienerziehung und Fernsehkonsum im Kindergartenalter beschäften”, sagt die Kita-Leiterin. Themen würden in Absprache mit den Eltern festgelegt. Die Angebote des Familienzentrums sollen möglichst kostenfrei, auf jeden Fall aber kostengünstig sein.

Das Angebot zu schätzen weiß Aysel Demirhan, berufstätigte Mutter von drei Kindern im Alter von zwölf, acht und drei Jahren: „Es fiel mir schwer, mich auf die Hausaufgaben der älteren Kinder zu konzentrieren, wenn der Kleine dabei war. Wenn er länger in der Kita bleibt, ist das eine große Entlastung, sorgt für mehr Ruhe und Harmonie und hat sich schon positiv auf die Noten ausgewirkt.” Petra Berktold, Mutter von zwei Kindern, nutzt die längeren Öffnungszeiten gern: „Mein älterer Sohn hatte mich nie für sich. Jetzt bleibt der jüngere länger in der Kita und ich kann mit dem älteren Dinge unternehmen, die ihn besonders interessieren.”