Rellinghausen. . Einerseits fürchten sich die Rellinghauser Kaufleute und Gastronomen vor der kommenden Baustelle auf der Frankenstraße. Andererseits wünschen sie, dass es endlich losgeht - und überlegen sich bereits Maßnahmen, wie sie ihre Existenz sichern können.

„Unsere Ängste sind groß, aber wir wollen die Situation so positiv wie möglich gestalten.“ So fasst Mike Schmidt, Inhaber eines Friseurgeschäftes an der Frankenstraße und Vorsitzender der Werbeinitiative Rellinghausen (WIR), die Gefühlslage der Kaufleute und Gastronomen zusammen, die derzeit auf den Beginn der von Stadt und Stadtwerken angekündigten Zwei-Jahres-Baustelle auf der Frankenstraße warten. Warten? „Ja, wir warten in der Tat, dass es endlich losgeht. Die Arbeiten sollten jetzt beginnen, verzögern sich aber“, sagt Schmidt, der den schlechten Informationsfluss zwischen Stadt, Stadtwerken und Betroffenen kritisiert.

Die Kaufleute hätten es begrüßt, wenn die Baustelle im Frühjahr angefangen hätte, so dass sich zum Weihnachtsgeschäft schon alles etwas eingespielt hätte. Jetzt befürchten sie, dass es pünktlich zum ersten Frost losgeht und dann erstmal eine lange Pause droht. „Gegen die Maßnahme ist nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: Sie ist dringend notwendig, wie wir bei den starken Gewittern der letzten Tage wieder erfahren mussten“, ergänzt Schmidts Lebens- und Geschäftspartnerin Judi Jasarova.

Wenn schwarze Wolken aufzögen, stellten sie schon mal die Gummistiefel bereit, denn dann heiße es in Kürze: Keller trockenlegen. „Bei Starkregen stehen unsere Keller regelmäßig unter Wasser, weil die Abflussrohre die Wassermengen nicht mehr schaffen“, so Schmidt. Im benachbarten Stadtwald seien die alten, engen Rohre bereits durch größere ersetzt worden. Dort werde das Wasser problemlos aufgenommen und ströme dann weiter Richtung Rellinghausen in die viel zu kleinen Rohre. Sogar die Gullydeckel presse der starke Druck hoch.

Dass nach diesen Arbeiten die Straße erneuert und umgestaltet werde, sei unter ästhetischen Gesichtspunkten zu begrüßen. Aber: „Nicht nur die zweijährige Baustelle und die damit verbundene schlechte Erreichbarkeit der Läden und Lokale gefährdet unsere Existenz, sondern auch die Tatsache, dass später hier kaum noch jemand parken kann“, fürchtet Schmidt. Ein Großteil der heute am Straßenrand vorhandenen Parkplätze falle durch den Radfahrstreifen weg. Die von der Stadt auf dem Ardeyplatz zugesagten Ersatzparkplätze während und nach der Bauphase reichten keinesfalls aus, so Judi Jasarova.

Man mache der Stadt keinen Vorwurf, denn den Verantwortlichen seien wohl auch die Hände gebunden. „Man hat uns erklärt, dass ein so schmaler Radweg, wie er zum Beispiel auf der Rüttenscheider Straße verläuft, heute nicht mehr genehmigt würde“, hat Schmidt fahren. Die Stadt habe versprochen, den Kaufleuten die Bauzeit durch ständigen Austausch so erträglich wie möglich zu machen.

Verluste befürchtet der WIR-Vorsitzende trotzdem. In der Gaststätte „Salinas“ habe bereits der Besitzer gewechselt, eine Boutique sei schon geschlossen. Doch die Rellinghauser erstarren nicht vor Angst, sondern überlegen sich schon jetzt, wie sie der drohenden Baustelle trotzen können.

Ralph Steiner von Optik Scheffer beispielsweise will die Öffnungszeiten ausdehnen, um die Kunden bedienen zu können, wenn die Bauarbeiten ruhen. „Und ich bin jetzt froh, dass das Geschäft von der Straße etwas zurückliegt. Früher habe ich das als Nachteil gesehen, heute können wir so Parkplätze vor dem Haus anbieten.“

Guiseppe Castronovo vom Restaurant „Mona Lisa“ hofft, dass die Stammgäste trotzdem kommen. Er will vorerst alle Mitarbeiter behalten und auch weiter mittags öffnen. „Man muss sehen, wie es sich entwickelt. Eventuell müssen wir über die Mittagsöffnungszeiten nachdenken“, sagt er.

Schon in den Startlöchern mit ihrer Anti-Baustellen-Offensive stehen dagegen Mike Schmidt und Judi Jasarova. „Sobald die Baustelle beginnt, eröffnen wir ein zweites Friseurgeschäft an der Rellinghauser Straße 199, um unsere Kunden zu halten. Wer an der Frankenstraße nicht parken kann, kommt dann vielleicht dorthin“, sagt Schmidt. Die Umbauarbeiten laufen bereits, in Kürze kann eröffnet werden. Judi Jasarova will den Kunden eines ersparen: „Erst stehen sie im Baustellenstau, dann finden sie keinen Parkplatz. So verpassen sie ihren Friseurtermin und müssen dann wieder warten.“