Holsterhausen.. TVG Holsterhausen und das Westdeutsche Kopfschmerzzentrum am Uni-Klinikum planen eine Studie zu den Auswirkungen von Ausdauersport und Entspannungsübungen auf Migräne und suchen dafür 60 Teilnehmer.
Migräne wird immer mehr zur Volkskrankheit. Deshalb suchen der Sportverein TVG Holsterhausen und das Westdeutsche Kopfschmerzzentrum am Uni-Klinikum jetzt Menschen, die aktiv gegen ihre immer wiederkehrenden Kopfschmerzen vorgehen wollen. In Kürze soll eine Pilotstudie starten, bei der die Wirkung von Ausdauersport und Entspannungstraining auf Migräne untersucht werden soll.
Gesucht werden dafür 60 Frauen und Männer von 18 bis 65 Jahren, die vier- bis achtmal pro Monat unter Kopfschmerzen leiden. Die Hälfte der Teilnehmer soll über drei Monate dreimal pro Woche jeweils eine halbe bis dreiviertel Stunde Ausdauersport auf Laufband, Crosstrainer oder Fahrrad treiben. Zwei Trainingseinheiten werden in den Räumen des TVG-Gesundheitszentrums an der Keplerstraße 93 absolviert, eine an einem selbst gewählten Ort.
Die andere Hälfte - die Gruppen werden ausgelost - praktiziert Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Alle Teilnehmer führen Tagebuch über den Verlauf und mögliche Erfolge.
„Für eine solche Vorstudie sind zweimal 30 Leute eine ordentliche Gruppe, auch wenn sich damit noch nichts beweisen lässt“, sagt Dr. Charly Gaul, Neurologe am Klinikum und Leiter des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums. Er freut sich, dass der Ethikrat der Studie zugestimmt hat und die Fördergelder bewilligt sind. Später sollen umfangreichere Studien folgen. Profitieren sollen Wissenschaft und Teilnehmer. Die erhalten zwar kein Geld, aber die Chance, etwas gegen ihre Schmerzen und für ihre Gesundheit zu tun, indem sie unter qualifizierter Anleitung kostenlos ihre Ausdauer verbessern beziehungsweise Entspannungstechniken einüben. „Wenn man das in Kursen erlernt, muss man dafür zahlen“, sagt der TVG-Vorsitzende Peter Wehr.
Während die Wirkung von Medikamenten auf Migräne gut und von Entspannungstechniken mittelmäßig untersucht sei, wisse man bisher kaum etwas über die Wirkung von Ausdauersport auf diese Beschwerden. „Die Prognose ist aber, dass man durch solche Maßnahmen die Zahl der monatlichen Schmerztage vielleicht halbieren kann“, sagt Charly Gaul. Es gebe Patienten, die Kopfschmerzen mit Tabletten akut behandelten und solche, die aufgrund der Häufigkeit der Schmerzen bestimmte Medikamente vorbeugend nähmen. Andere wiederum wollten oder könnten keine Tabletten einnehmen und setzten auf Alternativen. Gerade die würden durch die Studie angesprochen. Wer mitmachen möchte, sollte derzeit weder Ausdauersport noch Entspannungstraining regelmäßig betreiben.
„Es werden sich wohl mehr Frauen als Männer melden, Sie sind mit 15 Prozent im Gegensatz zu acht Prozent bei den Männern auch fast doppelt so häufig von Migräne betroffen“, erklärt Gaul, der selbst bei TVG Holsterhausen trainierte, um etwas gegen seine Schlaflosigkeit zu tun. Leistungsfähigkeit und Pulsfrequenz der Teilnehmer werden vor, während und nach der Testphase kontrolliert und protokolliert, Sporttherapeut Pascal Schall findet gemeinsam mit den Teilnehmern die jeweils optimale Trainingsform heraus. Eine dreimonatige Nachbetrachtungsphase ist vorgesehen. In die Auswertungen werden auch andere Erkrankungen, wie etwa Depressionen. einbezogen.
„Wenn hier im Stadtteil-Umfeld rund 60 000 Bürger leben, werden davon etwa 7000 unter Migräne leiden. Es müsste also eigentlich gelingen, genug Teilnehmer für unsere Studie zu gewinnen, die in den nächsten Monaten Zeit haben“, hofft Gaul. Sobald die Teams zusammengestellt sind, will man zeitnah starten.