Rüttenscheid. . Das „Schulkinderhaus“ in der Villa Rü ist aus einer Elterninitiative hervorgegangen und bietet berufstätigen Eltern eine Betreuungsalternative zum offenen Ganztag in Grundschulen.

Ganztagsbetreuung lautet das Schlüsselwort für viele Eltern, die Beruf und Familie vereinen und dabei ihr Kind auch nach dem Unterricht in guten Händen wissen wollen. An Grundschulen ist Ganztagsbetreuung inzwischen üblich, doch nicht jedes Kind fühlt sich in der großen Gruppe wohl, die dort gemeinsam die Nachmittagsstunden verbringt.

Um dem Rechnung zu tragen und Eltern eine Alternative zum offenen Ganztag zu bieten, gründeten Eltern 1994 den Verein „Schulkinderhaus“, der in Räumen der Villa Rü an der Girardetstraße ansässig ist. Das „Schulkinderhaus“ ist für alle (Grundschul-)Kinder offen, aber in der Praxis kommen die Mädchen und Jungen derzeit zu 100 Prozent von der Käthe-Kollwitz-Schule. „Der Vorteil ist natürlich, dass der Schulhof und das Gelände der Villa Rü verbunden sind und die Kinder unmittelbar zur Nachmittagsbetreuung wechseln können“, sagt Britta Thanner vom Verein „Schulkinderhaus“.

Derzeit besuchen 13 Kinder die Einrichtung und werden von 12 bis 16.30 Uhr von einer Erzieherin und einem Erzieher betreut. Diese suchen die Eltern per Mitgliederbeschluss aus und entscheiden so auch über pädagogische Schwerpunkte. Gerade für Jungen sei es gut, auch eine männliche Bezugsperson zu haben, zumal an Grundschulen fast ausschließlich Lehrerinnen tätig seien, so die Elternvertreter. Auch Praktikanten in der Ausbildung zum Erzieher seien sehr willkommen.

„Wir können bis zu 22 Kinder aufnehmen“, erklärt Söke Dinkla vom Verein. „Mit steigender Kinderzahl wird die Betreuung natürlich für die einzelnen Eltern preiswerter, denn Personal- und Nebenkosten bleiben ja gleich.“ Derzeit koste die Betreuung etwa 245 Euro inklusive Essen im Monat. Die Kosten für die Räumlichkeiten übernehme die Stadt. „Es liegt im Wesen der Elterninitiative, dass wir selbst Aufgaben übernehmen müssen. Der Verein lebt davon, dass alle etwas beitragen“, betont Söke Dinkla. Der Vorteil: Da jeder unterschiedliche Fähigkeiten einbringe, entstehe schnell ein Netzwerk. Während die Stadt die tägliche Boden- und gelegentliche Fensterreinigung übernimmt, sind die Eltern reihum zum Beispiel für das Abwischen der Möbel zuständig. „Jede Familie ist etwa zweimal im Jahr an der Reihe“, weiß Mutter Söke Dinkla aus Erfahrung.

Häufiger, also drei- bis viermal pro Jahr, steht der Kochdienst auf dem Programm. Dreimal pro Woche wird das Essen von einem Bringservice angeliefert, einmal pro Woche kochen die Erzieher und einmal die Eltern. „Wir legen Wert auf ökologisches, gesundes Essen. Natürlich nehmen wir Rücksicht auf Vegetarier, auf Kinder, die kein Schweinefleisch essen und auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten“, sagt Britta Thanner. „Die Eltern sind immer montags für das Essen zuständig. So kann man die Speisen am freien Sonntag vorbereiten und quasi fertig mitbringen“, erklärt Söke Dinkla, die wie Britta Thanner einen neunjährigen Sohn hat.

Als sich die Elterninitiative in den 1990er Jahren gründete, befanden sich viele berufstätige Eltern in einer misslichen Situation, weil die Horte damals geschlossen wurden und der offene Ganztag noch nicht ausgebaut war. Während im offenen Ganztag an Grundschulen auch schon mal rund 150 Kinder betreut würden, sei die Gruppe im „Schulkinderhaus“ überschaubar, entspannt, familiär und biete den Kindern Rückzugsmöglichkeiten. Auch sei man flexibler bei den Abholzeiten.

Die kleine Gruppe ermögliche effektive Hausaufgabenbetreuung. Es gebe klare Umgangsregeln, Hilfsbereitschaft werde großgeschrieben. „Davon profitieren auch vermeintlich schwächere oder stillere Kinder, die vielleicht Probleme in einer deutlich größeren Gruppe hätten“, sagt Britta Thanner. So besuche derzeit ein Kind mit einem Herzfehler das „Schulkinderhaus“ und komme in der Gruppe sehr gut klar.