Rüttenscheid. .
Verstehen lernen, was es bedeutet, sich ausgewogen zu ernähren, können Kindergartenkinder und Grundschüler ab sofort in der „Brot-Akademie“ auf der Rüttenscheider Straße. Untergebracht ist die Erlebnis-Backstube in der frisch renovierten Backbord-Filiale.
Johanna ist fünf Jahre alt. Fragt man sie, was ein perfektes Frühstück ausmacht, überlegt sie kurz, strahlt bis über beide Ohren und sagt: „Am liebsten ess’ ich Toastbrot mit Nutella.“ Ihre Vorliebe für Weichbrot und Schoko-Creme dürfte sie mit vielen Altersgenossen teilen.
Geht es aber nach Backbord-Chef Andreas Scherpel, wird sich das bald ändern. Im hinteren Bereich seiner frisch renovierten Bäckerei-Filiale auf der Rüttenscheider Straße hat Scherpel eine „Brot-Akademie“ eingerichtet, in der Kindergartenkinder und Grundschüler bei einer spielerischen Entdeckungsreise erleben, wie aus einer Getreide-Ähre ein fertiges Brot wird.
Die Reise beginnt hinter einer rustikalen Holztür. An den Wänden hängen Info-Tafeln: „Wissenswertes über Mehl“, „Wissenswertes über Brot“. In der Mitte steht ein großer, hölzerner Arbeitstisch. Frisches Getreide lagert in kleinen Korn-Silos: Weizen, Roggen, Dinkel. Mit Mühlsteinen können es die Kinder wie zu Großmutters Zeiten zerkleinern. Und da der beste Teig ohne die Zugabe von Wasser nicht gelingt, plätschert ein künstlicher Bachlauf durch die Stube. „Fühlen, Sehen, Schmecken, Riechen. Wenn die Kinder hier ihr eigenes Brot backen, werden alle ihre Sinne angesprochen“, erklärt Bäckermeister Hannes Karrenbrock, der am Donnerstag zum ersten Mal mit einer Kindergruppe in der „Brotakademie“ gearbeitet hat. Die 29 Bäcker-Lehrlinge reisten aus dem Kettwiger Kindergarten „St. Peter“ an. Das Angebot richte sich aber an Kindergärten und Grundschulen aus der ganzen Stadt, betont Backbord-Chef Andreas Scherpel, der das Akademie-Konzept in den vergangenen 18 Monaten gemeinsam mit seiner Frau Britta ausgetüftelt hat.
Kostenlose Teilnahme
Die Teilnahme ist kostenlos. Niemand soll ausgegrenzt sein. Und bei all’ der spielerischen Leichtigkeit, die entsteht, wenn eine Kindergruppe durch die Backstube wuselt, hat die „Brot-Akademie“ einen ernsten Hintergrund. „Wir möchten die Kinder am Beispiel des Grundnahrungsmittels Brot so früh wie möglich an eine gesunde Ernährung heranführen“, erklärt Scherpel. Er selbst habe einen Sohn, sehe sich also in der Vorbildfunktion. Und aus Erfahrung wisse er, dass die Symptome falscher Ernährung besonders bei Kindern immer häufiger zu beobachten sind. „Und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“
Oberbürgermeister Reinhard Paß sagte bei der Premiere der „Brot-Akademie“, er sei „wirklich begeistert“. Über die Kinder könnten die Eltern für das Thema „Gesunde Ernährung“ sensibilisiert werden. Zudem seien die Kinder von Heute, die Erwachsenen von Morgen. „Und wenn sie nicht selbst gelernt haben, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, geben sie ihre schlechten Angewohnheiten an ihre eigenen Kinder weiter.“ Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel der Unter-15-Jährigen in dieser Stadt von so genannten Transferleistungen lebe, sei es wichtig, zu zeigen, dass gute Ernährung nicht teuer sein muss, sondern nur etwas mehr Arbeit erfordere.
Schwer gearbeitet haben auch die Kindergartenkinder. Am Ende nehmen sie selbst gebackenes Brot mit heim. Und sie haben dabei etwas gelernt. „Ich weiß jetzt, wie man Brot backt. Aber eigentlich wusste ich das auch schon aus dem Fernsehen“, sagt Johanna. Aufs Nutella-Toast möchte sie dennoch zukünftig häufiger verzichten. „Ich ess’ jetzt öfters Vollkornbrot.“
Infos zur Anmeldung
Die Brot-Seminare beim Bio-Bäcker richten sich an Kindergärten und Grundschulen. Anmeldeformulare gibt es in der Filiale, Rüttenscheider Straße 119, und im Internet unter der Adresse: www.brotakademie.info. Backbord-Chef Andreas Scherpel berichtet bereits jetzt, unmittelbar nach der Auftaktveranstaltung, von einer „gigantischen Nachfrage“.