Margarethenhöhe.

. Die Tusem-Cheerleader hatten am Wochenende zum Casting eingeladen, um Nachwuchs für ihre Gruppen zu finden.

Alice nimmt nur ein paar Schritte Anlauf. Schwungvoll setzt die Zehnjährige zum Überschlag an, stützt sich gekonnt mit den Händen auf die Turnmatten, wird zusätzlich von ihren Trainerinnen gehalten und landet ziemlich standsicher wieder auf ihren Füßen. „Tumbling“ nennt man diesen Bereich des „Cheerleading“, bei dem Übungen wie Radschläge oder Pyramiden vorgeführt werden.

Die, die heute in der Sporthalle Margarethenhöhe trainieren, sind die Mitglieder der Cheerleader-Gruppe „Fabulous Hearts“. Rund 50 Mädchen im Alter von sechs bis 30 Jahren haben sich mittlerweile dieser Abteilung des Tusem angeschlossen. In der Halle verteilen sie sich auf mehrere Trainingsstationen. Auf den Mattenbahnen werden die besagten „Tumbling“-Übungen einstudiert, gleich daneben gilt es, aus dem Stand einen Rückwärtssalto zu absolvieren, während die älteren Mädchen Tänze und Choreographien einüben.

Seit zehn Jahren sind die „Fabulous Hearts“ in der Tusem-Tanzabteilung eingereiht. 2011 will man einen eigenständigen Bereich bilden. „Wir werden immer größer“ freut sich Abteilungsleiter Olaf Grendel.

Cheerleader gesucht

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    Dabei steckt das „Cheerleading“ in Deutschland eigentlich fast noch in den Kinderschuhen. Bekannt sind die anfeuernden Tänzerinnen vornehmlich vom American Football, haben aber auch schon bei den Profivereinen im Fußball, Basketball, Eishockey oder eben im Handball Fuß gefasst.

    Dabei geht es den „Fabulous Hearts“ aber längst nicht nur darum, bei den Heimspielen des Essener Zweitligisten für Stimmung zu sorgen. Grendel: „Cheerleading“ ist eine anerkannte Sportart. Wir trainieren für Turniere, bei denen man sich hoch bis zu nationalen und internationalen Meisterschaften qualifizieren kann.“ Doch natürlich steht für die Tusem-Mädchen auch das „Alltagsgeschäft“ auf dem Programm. Auftritte haben sie unter anderem bei vielen Spielen und Veranstaltungen des gesamten Vereins, vom Handball-Aushängeschild bis zum Rollstuhlhockey.

    „Eigentlich machen alle Übungen gleich viel Spaß“, erzählt Maren. Die Neunjährige ist durch ihre Mutter, die beim Tusem arbeitet, an die Cheerleader-Gruppe gekommen. Vorher kannte sie den Sport nur vom Hörensagen. „Ich turne eben gern“, erklärt sie. Und das ist, neben Akrobatik, ein „wichtiger Bestandteil des Cheerleading“, weiß Grendel. „Hupfdohlen mit Puscheln, dieses Bild ist längst antiquiert. Wie gesagt, mittlerweile betreiben wir einen anerkannten Sport, der das Ziel hat, ins olympische Programm aufgenommen zu werden.“

    Sieben Trainerinnen betreuen die Mädchen, die sich in die Altersgruppen „Peewee“ (sechs bis zwölf Jahre), die Junioren (elf bis 18 Jahre) und die Senioren (ab 15 Jahre) einteilen, und die zwei bis drei Mal in der Woche trainieren. „Die Überschneidungen des Alters kommen daher, dass die Mädchen sich einfach körperlich unterschiedlich entwickeln“, erklärt Grendel.

    Jungen oder junge Männer sucht man hier übrigens vergeblich. Dabei ist das „Cheerleading“ längst kein reiner Mädchensport mehr. Und auch keiner, bei dem nur die Sportlichsten mitmachen können. Grendel: „Jeder findet bei uns seinen Platz und seine Aufgabe, egal ob groß oder klein, dick oder dünn. Für eine Pyramide, bei der Mädchen hochgehalten und aufgefangen werden müssen, sind zum Beispiel kräftigere Mädchen gefragt.“

    Seinen Ursprung hat das „Cheerleading“ in den USA. Dort wird es als Sportkurs in den Schulen angeboten, erklärt die 16-jährige Kati aus Charlotte in North Carolina. Sie ist derzeit als Austauschschülerin in Essen und hält sich mit ihrer deutschen Freundin bei den „Fabulous Hearts“ fit. „Mit drei Jahren habe ich angefangen“, so Kati. Bis ins oberste Team hat sie es aber leider bislang nicht geschafft. „Die Ausscheidungen sind sehr hart. Nur 30 Mädchen schaffen es bis in das Team, das dann die Schulmannschaft im American Football unterstützt.“

    In vielen Jugendfilmen sind Cheerleader oft mit dem Klischee behaftet, einmal die Freundinnen der Spieler zu werden, die sie da von der Seitenlinie aus anfeuern. Darauf angesprochen muss eine Gruppe Juniorinnen nur lachen. „Wir betreiben unseren Sport. Aber manchmal werden wir in der Schule schon auf das Cheerleading angesprochen. Weil es cool ist und sich viele nichts darunter vorstellen können“, sagt Chantal (14). Profi werden wollen sie übrigens alle. Darum verlieren sie auch keine Zeit und trainieren weiter an ihrer Choreographie.