Rüttenscheid. Beim Rü-Fest-Marathon konnte man in zwölf Stunden nicht nur sehr viel Spaß haben und sich Blasen an den Füßen laufen, sondern auch so manches sehen und erleben.
Eine kleine, ganz subjektive Chronologie:
11.30 Uhr: Das Fest beginnt, die letzten Händler bauen noch ihre Stände auf. Organisator Rolf Krane vom Veranstalter Interessengemeinschaft Rüttenscheid startet mit dem Segway zur Kontrollfahrt. Noch kann man das Warenangebot in aller Ruhe betrachten. Parkplätze, auch im weiteren Umfeld, sind jetzt schon Mangelware. Die erfahrene Rü-Fest-Besucherin ahnt: Heute wird es mächtig voll.
13.30 Uhr: Jetzt hat es offenbar jeder gemerkt: Die Sonne scheint und es ist Rü-Fest. Während auf der Bühne vor dem Hotel Arosa Taekwondo-Sportler schwitzen, beweisen Mutige beim Bullenreiten Stand- oder besser: Sitzfähigkeit. Das Bier fließt, die Mittagsbratwurst schmeckt und die ersten Besucher bereuen es, ohne Sonnencreme und Hut angereist zu sein.
15.30 Uhr: Es ist so voll, dass die Besitzer kleiner Hunde dazu übergehen, die Vierbeiner auf dem Arm oder in der Tasche zu befördern, um Schaden von ihnen abzuwenden. Kinder behalten auf Papas Schultern einen perfekten Überblick über die feiernde Menge. Vor den Bühnen am Stern, Schmitz, Club David, Irish Pub, an der Flora-, Anna- und Martinstraße bilden sich Menschentrauben. Die ersten Bands greifen in die Saiten und zu den Mikrofonen. Auch sehr beliebt: das Bungee-Trampolin für den Nachwuchs und die Aussichtsfahrten, die schwindelfreien Gästen aus luftiger Höhe einen tollen Überblick verschaffen.
17.30 Uhr: Unermüdlich schält der Verkäufer von Haushaltsgeräten Gurken und Karotten, während durstige Gäste doch lieber auf bereits mundgerecht geschnittene Obststückchen im Becher oder exotische Cocktails zurückgreifen. Wer Schatten sucht, wird zwar unter den Bäumen an der Bühne von „Plan B” fündig, doch dort sorgt die riesige Ansammlung von Fans feinster elektronischer Klänge dafür, dass man kaum durchkommt. Also: cool bleiben und den Rhythmus genießen. Wer unter der Rüttenscheider Brücke beim angekündigten Designer-Markt auf entspanntes Shoppen hofft, wird enttäuscht. Außer Bierstand, DJ-Pult und einer kleinen Sitzgruppe gibt's hier erstmal nicht viel zu sehen. Die Designer kommen später.
Ohne Handy geht nichts
19.30 Uhr: Ganz wichtiges Utensil auf dem Rü-Fest: das Handy. Denn schließlich will man ja nicht allein unter Zigtausenden feiern, sondern mit guten Freunden. Die Hoffnung, dass man sich ja sowieso irgendwann begegnet, ist angesichts des gefühlt bestbesuchten Festes seit Jahren trügerisch. Glücklich die Großen: Wer mit über zwei Metern Körpergröße die anderen überragt, wird deutlich leichter gefunden als kleinere Zeitgenossen. Fehlende Zentimeter durch schicke High-Heels auszugleichen, ist eher eine schlechte Idee. Bewundernde Blicke muss so manche Schöne mit schmerzenden Blasen an den Füßen bezahlen, denn schließlich gilt es, die rund zweieinhalb Kilometer lange Partymeile mehr als einmal auf und ab zu flanieren.
21.30 Uhr: Der Hunger quält. Nicht möglich bei dem riesigen Angebot? Doch, denn wer die Wahl hat, hat die Qual, und an der nächsten Ecke könnte es ja noch was Besseres geben. Als die Entscheidung endlich zugunsten der Münsterländer Fleischwurst gefallen ist, ist die leider ausverkauft.
23.30 Uhr: Die letzten Grillmeister putzen ihre Pfannen, die Musiker packen ein. Die Stadtreiniger stehen in den Startlöchern. Zeit, den Heimweg anzutreten. Ein tolles Fest geht zu Ende.