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Mit Sterbefällen lässt sich kein Geld mehr verdienen. Zumindest nicht, wenn man städtischer Anbieter ist und auf dem Bestattungsmarkt mit privaten Firmen konkurrieren muss. Eine Trauerhalle des Südfriedhofs soll nun Kolumbarium werden.

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Von DerWesten

Zweieinhalb Millionen Euro Verlust erwirtschaftete Grün und Gruga mit den städtischen Bestattungseinrichtungen allein in den letzten drei Jahren – und das, obwohl man bereits versuchte, Ausgaben zu kürzen.

„Durch neue EU-Regelungen kam es zu Privatisierungen im Bereich des Friedhofswesens“, erklärt Bernd Schmidt-Knop, Betriebsleiter von Grün und Gruga. Seit 2003 strömten private Anbieter auf den Markt, käme es zu Krematoriengründungen auf privatem Gelände. „Es gibt nun eine Überversorgung, die die Preise nach unten drückt“, erklärt Schmidt-Knop. Es komme auch vor, dass Bestattungen aus Kostengründen in andere Bundesländer oder gleich ins Ausland verlegt würden.

Gerade vor diesem Hintergrund sei eine Gebührenordnung nicht der richtige Weg, um das städtische Defizit auszugleichen. Das nun von Grün und Gruga vorgelegte Konsolidierungskonzept sieht daher radikale Einsparmaßnahmen vor. Im Bezirk II trifft es den Südfriedhof an der Lührmannstraße. Hier soll die Trauerhalle künftig als Kolumbarium, also als Halle mit integrierten Urnenkammern, genutzt werden. 72 Kammern sollen zunächst installiert werden. Anschaffungspreis: 45.000 Euro. Die sanitären Anlagen in der Trauerhalle sollen fortan als öffentliche Toiletten zugänglich sein. Der Anbau der Trauerhalle, in der sich bisher die öffentlichen Toiletten befanden, soll abgerissen werden. Auch hier entstehen zunächst Kosten. Diese belaufen sich auf 5000 Euro.

„Das ist für den Standort ein Sterben auf Raten“

Gespart werden soll vor allem an Personal und Service. Die Betreuung der Trauerhalle wird eingestellt, die Grünpflegearbeiten sollen an private Firmen vergeben werden.Bisher sei die Halle an sechs Tagen pro Woche geöffnet gewesen, sie sei im gesamten letzten Jahr jedoch lediglich 46 Mal genutzt worden, berichtete Grün-und-Gruga-Betriebsleiter Bernd Schmidt-Knop. Die Mitglieder der Bezirksvertretung II, denen das Konsolidierungskonzept im Rahmen ihrer letzten Sitzung vorgestellt wurde, reagierten mit gemischten Gefühlen.

„Wenn dort überhaupt kein Personal vor Ort ist, wird der Friedhof noch unattraktiver. Ich lehne das strikt ab“, bekräftigte Cornelia Swillus-Knöchel von der Partei Die Linke. „Das ist für den Standort ein Sterben auf Raten“, ergänzte FDP-Vertreter Helmut Dinter passend zum Thema. Die SPD-Fraktion um Bezirksbürgermeister Michael Th. Roy entdeckte unterdessen Rechenfehler in der Vorlage und vermutet, es sei seitens der Verwaltung einiges „schöngerechnet“ worden. Die Bezirksvertreter entschieden schließlich bei drei Enthaltungen, die Vorlage von Grün und Gruga zu schieben, bis die darin enthaltenen Fehler korrigiert sind.

Auch die Mitglieder der Bezirksvertretung I, die bereits vor einigen Wochen über das Thema diskutierten, zeigten sich wenig erfreut über die geplanten Einsparungen. Für den Bezirk I sah das Konzept vor, die Personalunterkunft auf dem Siepenfriedhof sowie die Trauerhalle auf dem Friedhof Frillendorf zu schließen. Die Ortspolitiker protestierten und forderten Alternativvorschläge. Es handle sich um „schmerzhafte Einschnitte“ beklagte die CDU-Fraktion, die SPD betonte, das Thema erfordere „hohe Sensibilität“. Ein überarbeitetes Konzept mit alternativen Sparvorschlägen soll den Vertretern der BV I nun Ende des Monats vorgelegt werden. Eine Entscheidung steht noch aus.