Rellinghausen. .
Kaum jemand verleiht Enten solch einen Charakter wie er: Disney-Comiczeichner Don Rosa besuchte zur Autogrammstunde die „Galerie Mühlenhof“. Und viele, viele kamen.
Die Schlange, die sich zwischen 13 und 18 Uhr in und vor allem vor dem Rellinghauser Comicshop bildete, wollte kein Ende nehmen. Jung und Alt warteten geduldig darauf, sich von dem Mann, der Dagobert Ducks Biografie verfasste, ein Autogramm oder gar eine Zeichnung abzuholen.
Klaus Hiesner etwa hat einen „Hall Of Fame“-Band dabei, in dem verschiedene Geschichten Rosas aus Entenhausen gesammelt sind. „Das wird ein Geschenk für meinen Enkel“, lächelt der 67-Jährige. Auch er habe in seiner Jugend gerne Disney-Comics gelesen: „Die sind zeitlos“, stellt er fest. So gebe er die Leidenschaft gerne weiter.
Ein Vertreter der Comicfans der jüngeren Generation ist dagegen Max: „Ich habe das ganze Regal voller ,Lustiger Taschenbücher’“, sagt er stolz. Vom Besitzer des Comicladens habe er erfahren, dass Don Rosa heute signiert. Allzu viel konnte er bisher allerdings wohl nicht mit dem Namen anfangen: „Aber er ist ein wichtiger Donald-Duck-Zeichner“, weiß er immerhin.
Das hält Don-Rosa-Fan Roland Seifert für stark untertrieben: „Er ist einer der besten Zeichner aus dem Disney-Bereich“, betont der passionierte Comic-Sammler. „Don Rosa steht nicht nur für detaillierte, liebevoll ausgearbeitete Zeichnungen, sondern vor allem auch für komplexe Storys.“ Der 42-Jährige hat seine Don-Rosa-„Hall Of Fame“-Ausgabe und die Dagobert-Duck-Memoiren „Sein Leben, seine Milliarden“ mitgebracht, um die Bände mit einer Unterschrift verzieren zu lassen. „Ich hoffe aber auch auf eine Zeichnung“, drückt er sich selbst die Daumen.
Solche und weitere Fanwünsche erfüllt Don Rosa nur zu gerne - sieht sich der 59-Jährige Comiczeichner aus dem US-amerikanischen Louisville in Kentucky doch in erster Linie selbst als Fan. „Ich liebe Carl Barks, er war der Größte“, schwärmt Rosa über sein großes Vorbild. Barks war es, der Entenhausen mit Leben füllte. Er schuf zum Beispiel Dagobert Duck - anfangs noch als grimmigen Geizhals, der seinem ursprünglichen Namensgeber nur allzu sehr glich: Im Original heißt Dagobert „Uncle Scrooge“, benannt nach der berühmten Hauptfigur aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte.
„In den 50ern verwandelte er die Figur in den sparsamen, aber auch grundehrlichen, fleißigen und verlässlichen Charakter, wie wir ihn noch heute kennen“, so Rosa. Und so, wie auch Rosa ihn in etlichen Storys Abenteuer erleben ließ. Stilistisch und inhaltlich versuchte er dabei erst gar nicht, den Einfluss seines großen Idols zu leugnen.
Auch wenn Rosa seine Sporen in seinem Heimatland verdiente: Richtige Popularität erreichte er erst in den 90ern in Europa. „In den 80ern hörten Comics in den USA auf, beliebt zu sein“, bedauert er. Als dort nur noch Superhelden-Comics zählten, habe man in Europa den Facettenreichtum der Neunten Kunst erkannt. Apropos Kunst: Rosa hat mit seinen vielfach preisgekrönten Erzählungen sicherlich dazu beigetragen, Comicliteratur aus der Kinderkram-Nische zu hieven. Längst sind seine Werke den dünnen Wegwerf-Heftchen entwachsen und stattdessen in edlen Hardcover-Bänden zu finden. Längst beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit den bunten Bildergeschichten von Barks, Rosa und Co.
Dennoch will er sich nicht als Künstler sehen: „Ich mache keine Kunst, ich mache Unterhaltung. Wenn diese in den Augen der Leser Qualität besitzt: umso besser. Aber von Kunst verstehe ich nichts.“ Dafür umso mehr von guten Enten-Geschichten.