Essener Süden.
Cornelia Swillus-Knöchel sitzt für die Partei „Die Linke“ in der Bezirksvertretung II.
Wenn Cornelia Swillus-Knöchel bei einer Sitzung ist, dann befinden sich auf dem Tisch vor ihr nicht nur die Stapel von Akten, Verwaltungsvorlagen und Anträgen, durch die ein Bezirksvertreter sich so kämpfen muss, sondern auch haufenweise Möhren, Kohlrabi und andere gesunde Dinge. Noch vor einem Jahr sah das ganz anders aus: „Ich kam kaum eine Treppe hoch, bekam häufig Asthmaanfälle“, berichtet die 46-jährige Bezirksvertreterin. Dann änderte sie ihr Leben, ihre Gewohnheiten, ihr Essverhalten – und nahm 35 Kilo ab. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so extrem viel mehr Lebensqualität gibt“, erzählt die inzwischen sehr sportliche Frau.
Ehrgeiz und Ausdauer, das beweist sie nicht nur im privaten, sondern auch im politischen Leben. Seit 2004 sitzt sie für ihre Partei „Die Linke“ in der Bezirksvertretung II. Zusätzlich ist sie Personalrätin im Uni-Klinikum und Mitglied des Kreispolizeibeirates. „Da geht es mir vor allem um eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Linken und der Polizei“, meint die Politikerin. Dass ihre Partei umstritten ist, in Teilen als antidemokratisch und verfassungsfeindlich gilt, sieht Cornelia Swillus-Knöchel anders.
In der DDR aufgewachsen, trat sie mit 20 in die SED ein, die Einheitspartei, die die DDR diktatorisch regierte. Dass Swillus-Knöchel selbst, wie sie sagt, nie unter Repressalien des DDR-Regimes leiden musste, kann da nicht verwundern. „Das ganze Ausmaß der Gewalt habe ich erst nach der Wende erfahren. und es hat mich entsetzt“, behauptet sie. Auf die Frage, ob sie sich heute auch bei den Linken engagieren würde, wenn sie selbst zu den Opfern des Regimes gezählt hätte, muss sie lange nachdenken. „Vielleicht hätte ich der Politik dann gänzlich den Rücken gekehrt“, gibt sie schließlich zu.
Eine andere Partei wäre für sie jedoch nie in Frage gekommen. „Ich glaube nun mal an die sozialistische Gesellschaft“, bekräftigt Swillus-Knöchel. Die heutige Linke habe sich abgegrenzt, weiterentwickelt und aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. „Aber wir bieten nun einmal Angriffsfläche, weil unsere Lösungsansätze manchen Kreisen ans Portmonee gehen.“ Von der aktuellen Spardebatte hält sie nicht viel: „Das trifft einmal mehr die Falschen.“
Besonders engagiert zeigt sie sich, wenn es um Frauenthemen geht. „Spätestens wenn das erste Kind kommt, merken junge Frauen, dass wir noch lange nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben“, meint Swillus-Knöchel, die ihre beiden Söhne allein großgezogen hat. Inzwischen ist sie Großmutter eines vierjährigen Jungen.
Neben Beruf, Familie und Politik bleibt nicht mehr viel Zeit. Für die neue Leidenschaft, den Sport, hat sich dann aber doch noch Platz im Terminkalender finden lassen. Joggen, Aquafitness und Fahrrad fahren stehen auf dem Programm. Außerdem liest und strickt die Wahl-Essenerin gern. „Das beruhigt mich“, erläutert sie.
Beruhigung, die wird sie angesichts der Stimmung in der BV II in den vergangenen Monaten häufig gebraucht haben. Zuletzt gab es Kritik von Vertreterinnen der CDU, man warf ihr vor, sie würde zu selten an Ortsterminen teilnehmen. „Ich bin voll berufstätig und mache dennoch eine gute Arbeit als Bezirksvertreterin. Dieser persönliche Angriff war für mich erschreckend und unangemessen“, erklärt Swillus-Knöchel. Sie vermisse nach wie vor die Rückkehr zu einem respektvollen und konstruktiven Miteinander in der BV II, ein Vorwurf, der allerdings auch die SPD trifft, bei deren Anträgen Swillus-Knöchel meistens mit im Boot ist.
Die strittigen Themen der jüngeren Vergangenheit, wie die Beschränkung der Außengastronomie im Christinenpark und die Haushaltsplanung, hält die Linke nach wie vor für wichtig. Für sie steht die Kürzung der BV-Mittel auch für eine Beschneidung der politischen Kompetenzen. „Wir wollen uns von Sparvorgaben nicht die Hände binden lassen“, mahnt sie.