Essen-Rüttenscheid.
Seit 35 Jahren flimmert der Kinofilm „Harold und Maude“ im Rüttenscheider „Galerie Cinema“ immer wieder sonntags über die Leinwand. Rund 2250 brachte das Drama über ein ungleiches Paar das Publikum zum Lachen.
In rund 2250 Vorstellungen hat das Drama in englischer Sprache mit deutschem Untertitel die Gäste zum Lachen gebracht. Zum Jubiläum am Sonntag hätten 80-jährige Frauen in Begleitung eines 18-Jährigen sogar freien Eintritt gehabt. Doch diese Alterskombination gibt es dann wohl doch nur im Film.
Dort begegnet sich ein ungleiches Paar: Der 18-jährige Harold lebt in materiellem Überfluss und treibt - zu Tode gelangweilt und des Lebens überdrüssig - seine Mutter mit vorgetäuschten Selbstmorden in den Wahnsinn. Die 79-jährige Maude hingegen lebt in ärmlichen Verhältnissen, schert sich einen Dreck um gesellschaftliche Konventionen und kostet ihr Leben in vollen Zügen aus. Dennoch haben die beiden eines gemeinsam: Ihre Leidenschaft für den Besuch von Beerdigungen, aus der sich eine Romanze mit tragischem Ende entwickelt, als Maude beschließt, sich an ihrem 80. Geburtstag das Leben zu nehmen.
„Was mir nie gefiel, ist das Ende“
„,Harold und Maude’ gehört zu meinen Lieblingsfilmen. Aber was mir nie gefiel, ist das Ende“, sagt Kinoinhaber Hanns-Peter Hüster (74). In den 70er Jahren sei er „der einzige gewesen, der da war“, deshalb habe er „den Film selbst hunderte Male vorgeführt“, so Hüster. Damals habe er der AG Kino, der Gilde deutscher Filmkunsttheater, angehört.
„Ursprünglich sollte der Film gar nicht in Deutschland laufen, aber wir Kinobetreiber haben ihn uns angesehen und er hat gleich alle Stimmen der AG Kino bekommen. Da haben wir ihn in den USA gekauft, untertitelt und hierher gebracht“, erinnert sich der 74-Jährige. Die ersten acht Wochen sei „Harold und Maude“ sogar täglich gelaufen.
Inzwischen hat Hüster die geschäftlichen Angelegenheiten in die Hände seiner Ehefrau Marianne Menze gegeben: „Ich bin in Rente.” Die sonntäglichen Filmvorführungen meistert seit rund drei Jahren und 150 Vorstellungen Ronny Kiesewetter. „Der Film ist ein Klassiker. Den gucken sich mal zwei, mal 20 Leute an - völlig unabhängig vom Wetter oder ihrem Alter“, hat Kiesewetter beobachtet.
„Maude macht den Film zum Kult“
Eine Kasse sucht man in dem kleinen Raum mit den 43 Sitzplätzen vergeblich hinter der roten Holztür. Erst wenn alle Gäste auf den Plüschsesseln Platz genommen haben, bittet sie der Vorführer um die obligatorischen sechs Euro. Das Geld landet in einer Schaffnertasche, die ihm um den Hals hängt: einer Art überdimensional großem Portemonnaie mit fünf silbernen, turmähnlichen Behältern für das Münzgeld daran.
Das Pärchen mit dem größten Altersunterschied bildeten zur Jubiläumsvorstellung wohl Hermann Schwarz (79) aus dem Essener Süden und seine 20-jährige Enkelin Charlotte Schwarz. Die Enkelin ist überzeugt: „Maude macht den Film zum Kult. Der Film ist einzigartig und für mehrere Generationen geeignet.“ Ob der Großvater genauso denkt? „Ich weiß überhaupt nicht, worum es geht. Eigentlich wollte sie mit ihrer Tante hierhin, ich bin nur der Notstopfen“, sagt er lachend.
Ebenfalls noch nie zuvor gesehen haben den Film zwei Freundinnen aus Velbert: „Ich bin 35 Jahre aus der Realschule raus, da kam das Filmjubiläum gerade richtig“, sagt Eva Maria Helfer. Und Freundin Renate Schneider war gespannt, „wie die beiden Darsteller vom Alter her harmonieren“. Eine Frage, die das „Galerie Cinema“ auch in Zukunft immer wieder sonntags gerne beantwortet.