Essen-Rüttenscheid.
Die siebte Tour de Rü führte über eine kurvenreiche Strecke ins Sauerland. Dabei kamen nicht alle Oldtimer kamen heil im Ziel an. Mittendrin: Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), der nicht nur die Pokale verteilte, sondern selbst die Tour als Beifahrer absolvierte.
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Die siebte Tour de Rü, Oldtimer-Ausfahrt der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, war die Tour der Autofreaks und Landschaftsgenießer, der Sieger und Pechvögel, der nostalgisch gewandeten Beifahrerinnen und modisch gestylten Zuschauerinnen, der Schrauber und Bastler, der gestressten, aber glücklichen Organisatoren und - der Berufs- und Hobbyfotografen. Diesen Eindruck konnte man wenigstens bei der Einfahrt der Oldtimer auf der Rü vor der Bühne an der Martinstraße gewinnen. Da wurde immer wieder die Kamera gezückt, der Korso der alten Schätzchen ebenso bildlich für die Nachwelt festgehalten wie so manches technische oder modische Detail an Fahrzeug oder Fahrer.
Die Welt der alten Autos ist eine Welt der Bilder, Geräusche und Gerüche, ein rundum sinnliches Erlebnis. Und der Geruch nach Benzin und Diesel, nach Öl und Lack, in anderem Zusammenhang wohl eher als störend empfunden, löst bei begeisterten Fans am Straßenrand beinahe Euphorie aus. Gleiches gilt für aufheulende Motoren oder durchdrehende Reifen der manchmal doch recht derbe knatternden Oldies. Die Tour de Rü ist eben kein Alltagsstau, sondern ein Laufsteg der Technikgeschichte.
Dieses Mal mittendrin: Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), der nicht nur am Ende die Pokale für die schönsten und am besten restaurierten Schätzchen verteilte, sondern selbst die Tour als Beifahrer von Mitorganisator und Oldtimer-Experte Franz Maag absolvierte. Der hatte in der Nacht zuvor seinen eigentlich grundsoliden Benz SS von 1929 „notoperien” müssen. Die Zylinderkopfdichtung . . .
„Das war die beste Streckenführung seit Beginn der Tour“
„Das erste Mal seit 30 Jahren ohne Sicherheitsgurt und ohne Dach - und das bei schlechter Wetterprognose - das war schon ein komisches Gefühl”, schmunzelte Paß nach der Rundfahrt entlang der Ruhr bis ins sauerländische Balve. Schneereste sichtete er zum Glück nur aus einiger Entfernung und auch die Wolken hielten dicht. „Das war gut so. denn der Franz (Maag) kurbelt als echter Oldtimer-Fan bei Regen womöglich noch die Scheibe runter, um das Gefühl richtig genießen zu können”, frotzelte Routenplaner Claudio Schlegtendal, der für die anspruchsvolle, weil sehr kurvige, aber landschaftlich reizvolle Strecke verantwortlich zeichnete. „Das war die beste Streckenführung seit Beginn der Tour, mit einem roten Faden von A bis Z”, war aus dem Fahrerlager zu hören. Da gab es sogar Szenen-Applaus.
Reinhard Paß war von dem Erlebnis jedenfalls dermaßen beeindruckt, dass er jetzt selbst einen Oldtimer sucht, wenn auch einen kleinen: „Ein VW Käfer von 1968 wäre auf jeden Fall toll. Das war damals nach einem 2CV mit 16 PS mein erstes richtiges Auto”, so der Oberbürgermeister.
Apropos PS: Streckensprecher Holger Ahlefelder, der jedes einfahrende Fahrzeug mit viel Humor und Detailkenntnis vorstellte, klärte auf, was sich viele Autofans schon lange fragten: Die wunderschönen historischen Rolls Royce haben oft auffallend wenig PS. „In diesen Kreisen spricht man nicht gern über Zahlen. Auf die Frage, wieviel PS ein bestimmtes Fahrzeug hat, bekommt man gerne mal zur Antwort: ,Genug!’” Britisches Understatement statt PS-Protzerei . . .
Einen echten Oldtimer-Fan kann eine Panne nicht schocken
Am Ende konnten mit einem Glas Sekt in der Hand - überreicht durch IGR-Chef Hannes Schmitz - auch die Pechvögel der Tour wieder lachen: Ein Karmann Ghia hatte bereits zum dritten Mal nach nur sechs Kilometern den Geist aufgeben, beim Lea Francis HP14 Sports war’s wohl die Benzinpumpe, die im Sauerland den Dienst versagte. Noch gerade bis in die heimische Garage schaffte es dagegen ein Benz 190 SL - trotz defekter Bremse. Zum Glück gab’s ja noch die Handbremse - und so konnte der Besitzer das defekte Schätzchen wenigstens zu Hause absetzen und seine Beifahrerin und Tochter mit einem anderen Wagen zum Umtrunk auf der Rü fahren. Andere Teilnehmer nahmen halt den Zug zurück - einen echten Oldtimer-Fan kann doch eine Panne nicht schocken. Franz Maag: „Ein paar Teilnehmer haben sich auch verfahren. Wenn einer falsch abbiegt, fahren halt andere hinterher.”
Zur Party im Zelt an der Martinstraße waren dann aber alle wieder da - und auch die drei Organisatoren Rolf Krane, Franz Maag und Claudio Schlegtendal konnten nach wohl hunderten von Handy-Gesprächen ihren Ohren ein bisschen Ruhe und sich selbst ein kühles Bier gönnen.