Stadtwald. .
„Backe, backe Kuchen“ - so beginnt ein Kinderlied. Heute ist Backen ein Fremdwort für viele Kinder. Ihre Eltern haben keine Zeit - der Nachwuchs weiß mit Mehl, Butter und Eiern wenig anzufangen.
Er beschäftigt sich lieber mit Computer oder Playstation. Dem möchte Konditor Wolfgang Quast (58) aus Bottrop entgegenwirken. Er bietet in seiner Freizeit Workshops in Kindergärten und Schulen an. „Die motorischen Fähigkeiten vieler Kinder sind eingeschränkt. Außerdem wissen sie nicht, wo die Zutaten für Kuchen oder Torten überhaupt herkommen“, begründet Wolfgang Quast sein Engagement.
Dieses Mal ist er zu Gast bei einer heilpädagogischen Tagesgruppe am Erikapfad. Acht Kinder erwarten mit Spannung, was Wolfgang Quast ihnen wohl mitbringt. Torten hat er im Gepäck, die die Kinder in Form bringen und verzieren sollen. Doch zunächst stehen noch einige Vorbereitungen an. Die Nachwuchsbäcker zeichnen ihre Ideen und drucken sie auf eine Marzipanplatte. Dann garnieren sie die Torte mit gekochtem Zucker, und spritzen sie mit Schokolade ab. Abschließend malen sie die Motive aus. „Ich backe sonst keine Torten. In der Weihnachtszeit mache ich zu Hause Plätzchen“, erzählt Damian. Geschickt und vorsichtig geht er mit der aus Fettpapier gebastelten Schoko-Spritztüte um und malt seine Fantasiefiguren und Schriftzüge nach.
Sitznachbar William gibt sich große Mühe, die Mittellinie und Tore seines Fußballfeldes nachzuzeichnen. Damit die Torten auch schön bunt werden, rührt Wolfgang Quast in der Küche Lebensmittelfarbe an. Jeden Farbwunsch der Kinder erfüllt er. „Die Torte muss schließlich perfekt aussehen“, ruft ein Mädchen, deren Kunstwerk sehr farbenfroh daher kommt. Begeistert rennen sie und ihre Mitstreiter immer wieder zu Quast, um sich Farben zu besorgen.
Die Reaktionen der Kinder gleichen denen der bisherigen Workshop-Teilnehmer. „Ich habe durchweg gute Erfahrungen gemacht mit meinem Angebot“, berichtet Quast, der seit 42 Jahren als Konditor arbeitet. Das Backen mit jungen Menschen liegt ihm sehr am Herzen. In zwei Jahren wird er 60 und möchte dann nur noch solche Projekte veranstalten.
Mittlerweile kümmert er sich auch in seiner Konditorei ausschließlich um Torten. Mit der Zeit haben sie sich zu richtigen Kunstwerken entwickelt. „Ich finde es schön, dass man Kunst essen kann“, unterstreicht er seine Begeisterung. „Bei mir gibt es nichts auf der Torte, was nicht essbar ist“, grinst er und ist von Kindern umringt, die weitere Lebensmittelfarben zusammengemischt haben wollen. Sebastian ergattert eine Spritztüte und vollendet seine Torte. „Für Papa“ steht darauf geschrieben. „Mein Vater bekommt die Torte, weil meine Mama die nicht mag“, sagt er ganz ernst.
Ernst meint es auch Quast mit seinem Projekt. „In Zukunft möchte ich Handwerker und Künstler in meine Backprojekte mit einbinden. Das Ganze wird dann noch attraktiver für die Kinder, weil sie mit handwerklichen Dingen selten zu tun haben“, sagt er. Die Teilnehmer aus der heilpädagogischen Tagesgruppe hatten jedenfalls ihren Spaß. Über zwei Stunden bearbeiteten und verzierten sie ihre Torten und waren konzentriert bei der Sache. Und am Ende waren die Torten eigentlich viel zu schade zum Probieren, so dass die Nachwuchsbäcker sie lieber komplett mit nach Hause nahmen.