Rüttenscheid/Bredeney. .
Mit der Zahl der Einwohner sinkt die Zahl der Sterbefälle. Daraus muss die Friedhofsverwaltung der Stadt Konsequenzen ziehen.
Klaus-Peter Grütz, Verwaltungsleiter von Grün & Gruga, machte in der Bezirksvertretung IX klar: Eine Stadt mit 560.000 Einwohnern verzeichnet pro Jahr rund 2000 Sterbefälle weniger als noch mit 700.000 Ansässigen.
Schließungen ganzer Gräberstätten stehen im Bezirk zwar nicht an, aber die Leistungen im Bereich Bestattungswesen müssen weiter zurückgefahren werden. So sieht das Sparkonzept für den Südfriedhof an der Lührmannstraße vor, den maroden Anbau, in dem sich derzeit die Toiletten befinden, ganz außer Betrieb zu nehmen. Damit könnten 10.000 Euro für die nötige Sanierung eingespart werden. Genutzt werden sollen stattdessen die WC-Anlagen im Gebäude der Trauerhalle. Diese wiederum soll künftig als Urnenhalle genutzt werden. Durch die Maßnahme verspricht sich die Stadt Mehreinnahmen von 10.000 Euro jährlich.
Auf dem Südfriedhof an der Lührmannstraße, dessen Fläche knapp drei Hektar misst, wurden im vergangenen Jahr 73 Beisetzungen durchgeführt. Diese Zahl, so das städtische Konsolidierungskonzept, reiche für den Erhalt des Friedhofs aus, da die laufenden Pflege- und Unterhaltskosten dadurch sicher gestellt seien. Die Pflege selbst soll an einen privaten Anbieter vergeben werden, das städtische Personal werde man versetzen. „Schon seit zwei Jahren haben wir Bestatter die Schlüssel, denn Personal für die Begleitung der Aufbahrung gibt es seither nicht mehr“, weiß Jens Mattwig vom Bredeneyer Bestattungsinstitut Sonnenschein.
Auch auf weiteren städtischen Friedhöfen steht derzeit die Einführung des kodierten elektronischen Schließsystems an, das die Stadt bereits im Jahr 2007 auf den Weg brachte. Mit seiner Hilfe hat der Bestatter jederzeit Zutritt zu den Aufbahrungsräumen. Mattwig selbst findet das System sogar besser, weil er „jederzeit, auch in der Nacht, wenn sowieso kein Personal da wäre, Zugang zu den Räumlichkeiten“ hat. Der Bestatter ermöglicht außerdem mit Hilfe des elektronischen Schlüsselsystems den Hinterbliebenen Zutritt zu ihren verstorbenen Angehörigen.
Bei der Essener Friedhofsverwaltung wurden seit 1994 bereits 44 Planstellen abgebaut, und statt ehemals 190 Stammkräften sind derzeit nur noch rund 100 im Einsatz. Hinzu komme der Wegfall von 90 Hilfskräften, die man früher zusätzlich auf den Friedhöfen beschäftigt habe.
Für den Südfriedhof sieht das Konsolidierungskonzept den jährlichen Wegfall von 1700 Euro Reinigungskosten, 1000 Euro Kosten für den Schließdienst, 2000 Euro Energiekosten sowie 400 Euro Telefongebühren vor. Als Alternative für Bestattungen mit Trauerhalle, so das Papier, böten sich der Friedhof Bredeney sowie der Südwestfriedhof an.
„An Standorten ohne Personal wird es voraussichtlich nur noch drei Bestattungstage pro Woche geben“, erläuterte Grütz in der Bezirksvertretung IX, wo er kürzlich ebenfalls das neue Konzept rechtfertigte. Und wer eine Beerdigung am Samstag wünsche, werde künftig tiefer dafür in die Tasche greifen müssen. Dabei kann man sich im Vergleich mit den Nachbarstädten nur noch in Velbert, Duisburg und Dortmund für teureres Geld als in Essen in einem normalen Erdreihengrab bestatten lassen. In Essen sind dafür derzeit 2239 Euro zu berappen, in Mülheim kostet dieselbe Leistung 1669, in Oberhausen sogar nur 1364 Euro.
Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Essener Friedhöfe, inklusive Südfriedhof, wird erst in einer Sondersitzung des Rats im September erwartet. Jens Mattwig vom Bredeneyer Institut Sonnenschein konstatiert: „Der große Umbruch steht uns voraussichtlich ab Anfang Januar ins Haus.“