Essen-Haarzopf. Elke Kühnle aus Haarzopf ist Schaustellerin in dritter Generation. Weil derzeit alle Stadtfeste ausfallen, erstellt sie stattdessen süße Platten.
Eigentlich wäre Schaustellerin Elke Kühnle (58) aus Essen-Haarzopf jetzt richtig im Stress, hätte ihren Eiswagen auf dem Sommerfest an der Grugahalle aufgestellt, um die Besucher mit Kirmes-Eis zu versorgen. Doch wegen Corona fällt nicht nur das Sommerfest aus, auch alle ähnlichen Veranstaltungen wurden abgesagt. Daher hatte Elke Kühnle eine Idee: Sie stellt jetzt stattdessen Platten mit Schokofrüchten und Co. zusammen – für den Außer-Haus-Verkauf.
„Das ist natürlich kein Ersatz für mein Hauptgeschäft und reich werde ich damit auch nicht. Aber die Leute merken, dass ich noch da bin und ich habe etwas zu tun, das mich davor bewahrt, trübsinnig zu werden“, sagt die Haarzopferin. „Dass jetzt wegen Corona keine Kirmes und kein Stadtfest stattfinden, bedeutet für uns quasi Berufsverbot“, betont die Haarzopferin, die mit dem Eiswagen sonst in Essen und Umgebung das selbstgemachte schaumige, in Schokolade getunkte Kirmes-Eis verkauft.
Die Haarzopferin stammt aus einer Schaustellerfamilie
Elke Kühnle stammt aus einer echten Schaustellerfamilie. Schon die Großeltern seien auf Jahrmärkten und Kirmes-Veranstaltungen anzutreffen gewesen, hätten irgendwann vom Imbissbetrieb auf Eis umgestellt. Der Vater habe dann das Geschäft weitergeführt und ausgebaut. „Für mich war immer klar, dass die Kirmes mein Leben ist“, blickt Elke Kühnle zurück.
Süße Platten gibt es in drei Größen
Die süßen Platten gibt es in drei Größen, sie kosten ab 20 Euro. Die mittlere Platte besteht aus rund 45 Teilen. Kundenwünsche in Bezug auf die Obst- oder Schokoladensorten oder die farbliche Gestaltung nimmt Elke Kühnle gern entgegen.
Bestellt wird per Telefon oder Whatsapp unter 0172 250 9 270.
Nach der Schule habe sie noch die Handelsschule besucht – „da hat meine Mutter drauf bestanden“ –, dann sei sie ins Eisgeschäft eingestiegen. „Ich bin jetzt 30 Jahre selbstständig und im Sommer mit dem 60 Jahre alten und immer wieder restaurierten Eiswagen meiner Eltern unterwegs.“ Im Winter habe sie eine Imbisshütte auf dem Essener Weihnachtsmarkt, verkaufe Reibekuchen und Backkartoffeln – immer unterstützt von ihrem Mann, der eigentlich einem „normalen“ Beruf nachgehe. „Wir sind ein echtes Familienunternehmen.“
Das letzte Geld hat die Geschäftsfrau auf dem Weihnachtsmarkt verdient
Auf dem Weihnachtsmarkt habe sie dann auch das letzte Mal Geld verdient. „Danach machen wir ja immer drei Monate Pause, bis es im März wieder losgeht. Nur dieses Mal ging nichts los“, sagt sie traurig. Der Eiswagen stehe in einer Halle in Altenessen und sei in diesem Jahr noch nicht im Einsatz gewesen. „Die Kosten für Miete und den Lkw, mit dem der Eiswagen an den Einsatzort gebracht wird, laufen natürlich weiter. Jetzt bauen wir darauf, dass wenigstens der Weihnachtsmarkt stattfindet.“ Mit der einmaligen Unterstützungszahlung für Selbstständige komme man schließlich nicht weit.
„Ich habe ganz klassisch einige Zeit im Wohnwagen gelebt“, erinnert sich die 58-Jährige an frühere Zeiten. Dann seien sie in ihr Elternhaus in Haarzopf gezogen, der erwachsene Sohn wohne jetzt einige Straßen weiter. Die beiden Enkel sorgten zwar für Beschäftigung, aber: „Schausteller haben nun mal Hummeln im Hintern, müssen immer was machen“, sagt Elke Kühnle. Und so kam sie beim Besuch ihrer Cousine, die auf dem Weihnachtsmarkt Schokofrucht-Spieße verkauft, auf die Idee, Schokokonfekt in Heimarbeit herzustellen und außer Haus zu verkaufen.
Seit dem Wochenende ist die „Süße Ecke“ am Start
Seit dem Wochenende wirbt sie für ihre „Süße Ecke“ im Internet und in den sozialen Medien. Einige Aufträge – und positive Bewertungen – konnte sie schon verbuchen, sagt sie. Im direkten Umfeld von Haarzopf und Bredeney liefere sie die Platten, gut verpackt und gekühlt, auch aus. Wenn die Kunden weiter entfernt wohnten, müssten sie die Bestellungen abholen. Mindestens einen Tag im Voraus zu bestellen, sei sinnvoll, denn die Früchte müssten ja frisch eingekauft werden.
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Weintrauben, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsich- und Bananenstückchen, aber auch Waffeln, Kekse und Marshmallows werden in der heimischen Küche in Haarzopf in Vollmilchschokolade, weiße oder dunkle Schokolade getaucht, anschließend mit Streuseln verziert. Auf Wunsch gibt es gebrannte Mandeln dazu. Auf farbliche Wünsche der Kunden geht Elke Kühnle gern ein. Natürlich würden alle derzeit gültigen Hygiene-Auflagen erfüllt. „Hygiene steht in unserem Job sowieso an oberster Stelle“, sagt sie.
Geburtstage, Jubiläen, der kommende Schulanfang – die Haarzopferin hofft auf viele Aufträge in der nächsten Zeit. Dann sei sie abgelenkt und müsse nicht immer an die abgesagten Veranstaltungen wie die Cranger Kirmes oder das Borbecker Markt- und Schlossparkfest denken, wo sie sonst anzutreffen sei. Ihre Schokofrüchtchen seien vielfältig einsetzbar: Ein Mann habe schon eine Platte davon ins Klinikum bestellt – er werde entlassen und wolle sich zum Abschied beim Personal bedanken.
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