Essen-Rellinghausen. An der Schellenbergstraße in Essen hat es einen Tagesbruch gegeben. Die Bürgerschaft besitzt alte Karte, auf der die Schächte eingezeichnet sind.
Die Anwohner der Schellenbergstraße in Essen-Rellinghausen werden derzeit mit der Bergbauvergangenheit ihres Stadtteils konfrontiert. Dort laufen gerade Verfüllarbeiten im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg unweit vom Schloss Rellinghausen. Die Arbeiten waren nach einem kleineren Tagesbruch notwendig geworden und sollen in Kürze abgeschlossen werden.
„Eine alte Tagesöffnung hat dort zu einem nicht allzu tiefen Tagesbruch geführt, der mit Beton gesichert wird“, so Peter Hogrebe, bei der Bezirksregierung Arnsberg für die Gefahrenabwehr im Altbergbau zuständig. Die Bezirksregierung Arnsberg kümmert sich um Schächte, für die keine Altbergbaugesellschaft mehr vorhanden ist. An der Schellenbergstraße werde nicht weiter gebohrt, weil sich der Tagesbruch in unmittelbarer Nähe des Waldes befinde. Kohleabbau sei auch dort erfolgt, aber im Wald suche man nicht nach alten Schächten. „Die Stelle dort ist einfach nicht so brisant“, erklärt Peter Hogrebe.
Rund 80 Kubikmeter Material werden für die Verfüllung des Schachtes benötigt
An der Schellenbergstraße liefen die Verfüllarbeiten seit rund einem Monat. Bisher seien über 60 Kubikmeter Material in den dortigen Schacht eingefüllt worden. „Ich schätze, dass dort insgesamt etwa 70 bis 80 Kubikmeter Material benötigt werden“, so Peter Hogrebe.
Im Blücherturm der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald befindet sich der Nachdruck einer Honigmann-Karte von 1803, die sich speziell auf Rellinghausen bezieht und auf der die damals bekannten Schächte verzeichnet sind. Laut Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft, liegt danach der Schacht, der aktuell verfüllt wird, exakt neben der heutigen Schellenbergstraße. Er gehöre zur Gattung der „Bauernbank“, das heißt, selbstständige Bauern betrieben dort auf eigenes Risiko Bergbau. Die um das Schloss Schellenberg liegenden Schächte habe man „Herrenbank“ genannt, da der Baron Bergleute angestellt habe.
Stoll selbst hatte vor einigen Jahren eine Bestandsaufnahme der Rellinghauser Gebäude, unter anderem für das Jahr 1803, erstellt und mit dem aktuellen Bestand gespiegelt.
Karte ist nach dem Vermesser Johann Honigmann benannt
Benannt ist die alte Karte nach Johann Ehrenfried Honigmann (1775 bis 1855). Er arbeitete erst als Markscheider, also Vermessungsingenieur, beim Oberbergamt Wetter und fertigte Karten von Steinkohleflözen an. Die Gelände habe er teils sehr plastisch wiedergegeben. Honigmann wechselte später zum Bergamt Essen, wo er eine sehr bekannt gewordene Karte von Essen und Werden im Maßstab 1:5.000 erarbeitete.
Zwischen 1803 und 1806 sei eine Karte mit den Essener Gebäuden und Schächten entstanden, die später vom Vermessungsamt überarbeitet worden seien, so Johannes Stoll von der Bürgerschaft. Die Stadt Essen habe die alten Pläne später erworben und verkaufe heute Drucke davon.
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Dass trotz der alten Karte mit den dort verzeichneten Schächten nicht schon früher Verfüllarbeiten in diesem Bereich in Angriff genommen worden seien, wundert Johannes Stoll nicht. „Man wird nur tätig, wenn etwas passiert“, sagt er. „Allein im Zuständigkeitsbereich der Bezirksregierung Arnsberg gibt es mindestens 9000 solcher verlassener Schächte“, erklärt Peter Hogrebe. Ohne Anlass werde tatsächlich nicht verfüllt, denn wo solle man bei der Vielzahl der Schächte anfangen, so der Fachmann.
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