Essen-Haarzopf. Das Integrationsmodell baut in Haarzopf ein Haus für Behinderte. Wann die angrenzenden Flüchtlingshäuser abgerissen werden, ist laut Stadt offen.
Das erste der maroden ehemaligen Flüchtlingshäuser an der Straße Auf’m Bögel in Haarzopf ist abgerissen, der erste Spatenstich für den Neubau des Integrationsmodells Essen ist erfolgt. Die Baugrube ist bereits ausgehoben. „Vor zwei Wochen sind die Arbeiten gestartet“, freut sich Christina Schlünder, stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins. Auf dem Eckgrundstück in unmittelbarer Nähe des Bürgerparks Haarzopf entstehen zwei Wohngruppen für insgesamt zwölf geistig und körperlich behinderte Menschen.
Die Bewohner werden von Pflegekräften, Sozialarbeitern und Assistenten unterstützt – „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“, erklärt Christina Schlünder. Einige der Bewohner arbeiteten in Behinderten-Werkstätten.
Geschäfte und Ärzte sind in wenigen Minuten zu erreichen
„Der Standort ist optimal für betreute Wohngruppen“, sagt Christina Schlünder. Die Menschen zwischen 35 und 55 Jahren könnten in zentraler Lage ihren Alltag, soweit möglich, selbstständig organisieren. Geschäfte und Ärzte seien in der Neuen Mitte Haarzopf fußläufig oder mit dem Rollstuhl zu erreichen, die Essener Innenstadt und das Rhein-Ruhr-Zentrum seien mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut angebunden.
Verein hofft auf Fördergelder
Der Essener Ortsverband des Integrationsmodells setzt auf Fördergelder, um sein Wohnprojekt in Haarzopf zu realisieren.
Von der Stiftung Wohlfahrtspflege seien 109.000 Euro bewilligt, von der Sparkassen-Stiftung 50.000 Euro, von der Aktion Mensch erhoffe man sich 200.000 Euro. Als preiswerten Kredit erhalte man 1,3 Millionen Euro von der NRW-Bank.
Im Dezember 2018 hatte das Integrationsmodell, das sich seit 33 Jahren um Wohnformen für Behinderte kümmert, seine Pläne vorgestellt. Das rund 1300 Quadratmeter große Grundstück habe man für rund 550.000 Euro von der Stadt gekauft, der Neubau werde etwa 2,2 Millionen Euro kosten. „Wir haben uns um Fördermittel bemüht und entsprechende Anträge bei Stiftungen eingereicht, was sich als ziemlich aufwendig herausstellte“, so Christina Schlünder. Je nach Stiftung seien die Fördergelder abhängig von der Größe der Gemeinschaftsflächen.
Man habe sich unter anderem an die Stiftung Wohlfahrtspflege, die Sparkassen-Stiftung, die Aktion Mensch und die NRW-Bank gewandt, um Fördergelder beziehungsweise einen preiswerten Kredit zu erhalten. „Das Ganze war langwieriger als gedacht. Jetzt liegen alle Bewilligungen der Fördergelder vor, mit Ausnahme der Aktion Mensch, auf die wir aber noch hoffen“, so Michael Bülow, Geschäftsführer des Ortsverbandes Essen des Integrationsmodells. Er freue, dass die Arbeiten jetzt endlich gestartet seien.
Bauzeit wird 14 Monate betragen
Die Bauzeit werde rund 14 Monate betragen. „Wir gehen davon aus, dass der Rohbau im Dezember steht und wir dann den Winter über mit dem Innenausbau weitermachen können und damit nicht so wetterabhängig sind“, erklärt Christina Schlünder. Jeder Bewohner erhalte ein Einzelzimmer mit Bad, es gebe für jede der beiden Etagen beziehungsweise Wohngruppen eine große Wohnküche sowie einen Balkon oder eine Terrasse. Zudem werde es einen Freizeit-/Partyraum sowie ein Pflege- und Wellnessbad im Keller geben.
„Wir gehen davon aus, dass Ende August 2020 zumindest ein Teil der Bewohner einziehen wird“, so Michael Bülow. Die künftigen Bewohner verfolgten den Baufortschritt schon jetzt mit großem Interesse, einige hätten die Baustelle bereits besucht.
Auf dem freien Markt gibt es wenig preiswerte barrierefreie Wohnungen
Der Neubau sei erforderlich, weil die Mietverträge von zwei Wohngruppen des Integrationsmodells in Steele ausliefen. „Der Wohnungsmarkt gibt in Sachen preiswertes, barrierefreies Wohnen nicht viel her, so dass wir schon selbst bauen müssen“, sagt der Geschäftsführer. Insgesamt wohnten immer mehr Behinderte in eigenen Häusern des Integrationsmodells.
Durch die auslaufenden Mietverträge sei der Druck entsprechend groß gewesen. Die Wohngruppen, die in den Haarzopfer Neubau einziehen werden, lebten bereits jetzt zusammen und seien eingespielte Teams. Die künftigen Bewohner hätten unterschiedliche Handicaps und Betreuungsbedarf.
„Wir wissen nicht, was auf den benachbarten Grundstücken passiert. Generell ist eine gute Durchmischung natürlich im Sinne der Integration sinnvoll“, so Christina Schlünder. Der Verein Integrationsmodell hat rund 100 Mitglieder, etwa 260 Mitarbeiter betreuen 160 Behinderte. „Wir suchen immer Mitarbeiter aus dem Senioren- und Gesundheitsbereich“, so die stellvertretende Geschäftsführerin.
Stadt will die angrenzenden Grundstücke vermarkten
Laut Jasmin Trilling vom Stadtpresseamt sei das Grundstück Auf’m Bögel 36 bereits Ende 2018 verkauft worden. Das angrenzende Grundstücks Auf’m Bögel 38-42, auf dem die anderen ehemaligen Flüchtlingsunterkünfte stehen, solle vermarktet werden. Dort werde die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum gefordert. Das äußere Erscheinungsbild dieses Projektes solle sich in Art und Höhe dem Neubau Auf’m Bögel 36 anpassen.
Die ehemaligen Flüchtlingsunterkünfte stehen im Moment leer. Das Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement habe noch keine Ausschreibung dazu erstellt. Vorab müsse noch das Thema Lärm geprüft werden und dabei insbesondere eine Prognose, wie sich der Lärm bei welcher Art der Neubebauung gestalte. Auch für den Abriss der Häuser müssten die Eckpunkte noch vor der Ausschreibung geklärt werden.