Essen-Steele. Mit einer Schülerfirma will das Gymnasium an der Wolfskuhle „nachhaltige“ Akzente im Schulleben setzen. Einige Projekte wurden schon realisiert.

Nachhaltigkeit – dies ist für die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium an der Wolfskuhle mehr als nur ein Wort. Ernährung mit fair gehandelten Lebensmitteln, verantwortungsvoller Konsum und auch die Vermeidung, Trennung und das Recycling des anfallenden Mülls. Mit Themen wie diesen beschäftigten sich die Gymnasiasten bislang in ihrem Projektkurs WOKU-Klimaschutz-Agentur. Nun haben sie eine eigene Schülerfirma gegründet und setzen im „Green Club“ neue Akzente im Schulleben.

Der „Pfandflaschen-Fresser ist nur ein Projekt der neuen Schülerfirma. (v.l.) Kira vom Dahl (17), Sara Hussein (16) und Elif Acar (17) sammeln fortan Pfandflaschen, die sonst irgendwo landeten. Das Pfandgeld kommt der Gruppe zugute.
Der „Pfandflaschen-Fresser ist nur ein Projekt der neuen Schülerfirma. (v.l.) Kira vom Dahl (17), Sara Hussein (16) und Elif Acar (17) sammeln fortan Pfandflaschen, die sonst irgendwo landeten. Das Pfandgeld kommt der Gruppe zugute. © Vladimir Wegener

Die Schülerfirma hat ihre Arbeit direkt aufgenommen, nachdem der Vertrag zwischen Schulleitung und den Schülern auch offiziell besiegelt wurde. Bei der Unterzeichnung der Satzung war auch Alexander Söding (16) dabei: „Durch die Schülerfirma rücken wir den Nachhaltigkeitsgedanken dauerhaft in den Fokus.“ Er selbst engagiert sich im Green Club, „da wir alle für unser Handeln selbst verantwortlich sind.“ Mit „Wir“ meint Alexander auch seine 21 Mitstreiter, die sich künftig einmal pro Woche, immer donnerstags, treffen, um neue Projekte zu beraten und diese umzusetzen.

Schülerfirma verfügt über ein eigenes Konto und einen Telefonanschluss

Zu der Gruppe zählen auch Sara Hussein (16) und Elif Acar (17). Beide wollen auch dafür sorgen, dass sich ihre Mitschüler nicht nur in der Schule, sondern auch privat mehr um die Umwelt kümmern. Damit könne man, wenn es nach Clara Wieler (18) geht, nicht früh genug anfangen: „Für mich ist es wichtig, selbst die Initiative zu ergreifen und aktiv etwas zu ändern. Ich denke, dass mit der Schülerfirma ein erster Schritt in diese Richtung getan ist.“

Die Idee, die Schülerfirma zu gründen, gab es schon länger. Lehrer Tristan Becker, der bislang auch das Projekt der Klimaschutz-Agentur betreute, erklärt: „Den Ausschlag gab ein gemeinsamer Besuch einer so genannten StartGreen@School-Veranstaltung in Wuppertal.“

In der Klimaschutz-Agentur der Schule hatten die Schüler bereits einige nachhaltige Projekte realisiert: Beispielsweise die Installation eines Regenwassersammlers im Schulgarten, den Bau von zwei Compostern, wobei alte Materialien „upcycled“, also umfunktioniert wurden. Außerdem legten die Schüler auf dem gesamten Schulgelände Beete mit Biosaatmischungen, so genannte „Bienen-Weiden“, an, bauten Nistkästen und Insektenhotels, die sie auch in der Nachbarschaft und im Schulkreis verkauften.

Schülerfirma darf auch Gewinn machen

Getrennt gesammelt wird künftig auch der Müll in den Klassenräumen. Die Zinkeimer haben die (v.l.) Sara Hussein (16),Fabian Maaßen (16),Alexander Söding (16), Jonas Albrecht (17) und Elif Acar (17) mit Holz verkleidet.
Getrennt gesammelt wird künftig auch der Müll in den Klassenräumen. Die Zinkeimer haben die (v.l.) Sara Hussein (16),Fabian Maaßen (16),Alexander Söding (16), Jonas Albrecht (17) und Elif Acar (17) mit Holz verkleidet. © Vladimir Wegener

Eine Schülerfirma hat im Vergleich zur AG jedoch einige Vorteile. „Als offizielle Schülerfirma darf man Geschäfte und Verträge mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 30.000 Euro abzuschließen“, erklärt Tristan Becker, der die Firma betreut. Dabei darf man sogar Gewinne machen, die jedoch mit maximal 3835 Euro pro Schuljahr gedeckelt sind. „Außerdem wirst du als Schülerfirma ganz anders wahrgenommen, wenn es darum geht, mögliche Partner anzusprechen und diese für eine Zusammenarbeit zu gewinnen“, so Tristan Becker weiter. Doch natürlich mache die Gruppe bei möglichen Vereinbarungen stets deutlich, dass es sich dabei um ein Schulprojekt handelt, das in erster Linie pädagogische Ziele verfolgt.

Faire Ernährung im eigenen Schulkiosk

Den „Firmenmitgliedern“ steht an der Wolfskuhle ein gesonderter Raum zur Verfügung, den die Schüler gleich zu Beginn neu gestrichen und später mit selbstgemalten Bildern ausgestattet haben. Das neue Hauptquartier bietet genügend Platz für die gesamte Gruppe, doch in aller Regel treffen sich maximal zwei Klassenstufen gleichzeitig, eben wenn es die Unterrichtszeiten zulassen. Die Firma führt ein eigenes Girokonto (ohne Dispositionskredit) und hat einen eigenen Telefonanschluss, der von der Schule finanziert wird.

Schülerfirma hat sich ein Netzwerk geschaffen

Um ihre Ziele zu erreichen, haben sich die Schüler ein Netzwerk an Partnern aufgebaut – über die Grenzen Essens hinaus: Dazu zählen die Weltladen-Basis in Gelsenkirchen-Buer sowie die Essener Bäckerei Förster und Viva Con Aqua im Bereich „Fairer Konsum und Schulnahrung“.

Die Stadtwerke Wuppertal helfen bei der Anschaffung eines Trinkwasserspenders; die Energie-Agentur NRW unterstützt in Sachen Energie- und Ressourcen-Nutzung. Die Holz- und Modellbauwerkstatt des FB Design der Hochschule Düsseldorf hilft im Bereich Müll und Recycling bei der Prototypen-Entwicklung und dem Bau von Müll- und Wertstofftrennsystemen. Auch Kerstin Heyl, Klimaschutzmanagerin der Stadt Essen, berät die Schülergruppe.

Dank gilt auch dem Förderverein des Gymnasiums Wolfskuhle, der mit Rat und Tat zur Seite steht.

Tristan Becker umreißt ein mittelfristiges Ziel der Firma: „Unter das Thema Nachhaltigkeit fällt neben den bereits genannten auch die Stromgewinnung. Derzeit laufen Gespräche, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Schuldach zu etablieren. Da wurde uns ein gutes Angebot gemacht.“ Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ernährung: „Wir setzen uns für fair gehandelte Nahrung in unserem Schulkiosk ein“, sagt Jonas Albrecht (17). Einige Projekte wurden bereits angestoßen: So bastelten die Schüler aus Zinkkübeln und Holz dreigeteilte Behälter zur getrennten Müllsammlung in den Klassenzimmern: „Bislang wanderte dort eigentlich immer alles in einem Papierkorb“, sagt Tristan Becker.

Fair-O-Mat und Photovoltaik-Anlage

Ganz neu ist der Fair-O-Mat, ein Warenspender, der gänzlich ohne Strom, sondern ausschließlich mechanisch mit Hilfe von Federn funktioniert. Dieser wird derzeit mit reichlich Snacks befüllt und hat bereits seinen Platz im Firmenbüro gefunden. Doch das nächste Projekt wartet schon: ein Wasserspender, der das kühle Nass mit Kohlensäure versetzt. „Das geplante System reicht aus, um alle unsere Schüler an der Wolfskuhle zu versorgen“, sagt Tristan Becker.