Rüttenscheid. Neben dem "Lorenz" und dem "miamamia" wollten Hans-Joachim Scherpel und sein Projektleiter Frederik Brantner ein Cafe eröffnen - ein Teil davon als Außengastronomie. Doch in genau diesem Punkt hat die Bezirksvertreung den Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Der Plan klang verlockend: Dort wo sich bisher die Galerie Dobler befindet, wollten Hans-Joachim Scherpel und sein Projektleiter Frederik Brantner eine Bäckerei mit angeschlossenem Café eröffnen. Törtchen, Sandwiches und andere Leckereien sollte es dort geben. Garniert mit gutem Service und gehobenem Ambiente. „Wir wollten die Rolle des Brotes als Kulturgut wieder stärker in den Vordergrund stellen“, erklärt Frederik Brantner von der Louise GmbH, der Firma, die das Konzept in Rüttenscheid realisieren wollte.
Für die wärmeren Tage planten die beiden Unternehmer außerdem, einen Teil des Christinenparks für die Außengastronomie zu nutzen. Doch in genau diesem Punkt machten die Vertreter von SPD, Grünen, der Linken und auch der FDP in der Bezirksvertretung II den Gastronomen nun einen Strich durch die Rechnung.
"Uns droht kalte Enteignung öffentlicher Flächen"
Der Antrag, neben dem „Lorenz“ und dem „miamamia“ einem dritten Betrieb die Nutzung des Christinenparks zu gestatten, wurde mit elf zu acht Stimmen abgelehnt. Dafür sprachen sich nur die CDU-Fraktion (sieben Sitze) sowie der Einzelvertreter des Essener Bürger Bündnisses (EBB), Dirk Hannemann, aus. Auch der Vorschlag, vor einer Entscheidung zunächst eine Ortbegehung zu machen, wurde abgewiesen.
„Wir sollten uns tunlichst hüten, das wenige Grün, das wir haben, weiter zur Verfügung zu stellen. Sonst droht uns eine kalte Enteignung öffentlicher Flächen“, erklärte Peter Lankes, Fraktionsvorsitzender der SPD in der BV II. Schon die Genehmigungen für die anderen beiden Gastronomiebetriebe seien nur „mit Bauchschmerzen“ erteilt worden.
Symbiose aus drei Betrieben?
Die Grünen argumentierten ähnlich: „Es handelt sich um eine der wenigen Grünflächen im Stadtteil. Wir wehren uns gegen eine Beschneidung des Parks im Rahmen einer solchen ,Salamitaktik‘“, bekräftige Sprecher Matthias Klahold. Es stelle sich nun außerdem die Frage, ob die früheren Genehmigungen für das „Lorenz“ und das „miamamia“ überhaupt richtig gewesen seien.
Die CDU-Fraktion vertrat genau die gegensätzliche Auffassung. „Ich habe hier keine Befürchtungen. Die Aufenthaltsqualität im Christinenpark wird doch erst durch die dortige Gastronomie gegeben“, sagte der neue CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz-Leo Draese.
„Es könnte eine Symbiose aus drei Betrieben entstehen“, prophezeite Hannelore Pintzke und Parteifreundin Heidi von Münchhausen ergänzte um das Argument, es ginge auch um die Möglichkeit für ein „deutsches Unternehmen, Arbeitsplätze zu schaffen“.
"Hier geht es lediglich um ungesicherte, prekäre Jobs"
Diese Annahme wird von Projektleiter Frederik Brantner bestätigt: „Es war geplant, etwa 22 Leute einzustellen. Ich war kurz davor, die Stellenangebote zu schreiben“. Der neue Bezirksbürgermeister Michael Th. Roy (SPD) will das so jedoch nicht gelten lassen: „Prinzipiell ist mir jeder Arbeitsplatz wichtig. Aber ich weiß, wie man Personal kalkuliert, und hier geht es lediglich um ungesicherte, prekäre Jobs“.
Roy bekräftigt außerdem, dass es in der Entscheidung über die dritte Außengastronomie nicht um das individuelle Konzept gegangen sei. Vielmehr habe eine Grundsatzentscheidung über die weitere Nutzung des Parks getroffen werden müssen. Deshalb habe man sich die Pläne der Gastronomen nicht angeschaut und deswegen sei auch das Rederecht bei der Sitzung des Bezirksparlamentes nicht erteilt worden.
Für den Projektleiter Dominik Brantner völlig unverständlich: „Ich war schockiert über den Ablauf der Sitzung. Hinter so einem Konzept stehen immer Menschen, da ist es eine Frage des Anstands, sich die Idee wenigstens einmal vortragen zu lassen“. Die CDU-Fraktion sah dies ähnlich: „Ich bin entsetzt über ihr Demokratieverständnis“, erklärte der neue Vertreter Sven-Martin Köhler gegenüber den Politikern, die zu Beginn der langen Diskussion gegen das Rederecht für die anwesenden Gastronomen gestimmt hatten.
Als letzte Option bleibt nur der Klageweg
Die Verantwortlichen der Louise GmbH haben inzwischen Konsequenzen gezogen: „Ohne die Genehmigung zur Außengastronomie werden wir das Café nicht an diesem Standort eröffnen. Der Wettbewerbsnachteil ist einfach zu groß“.
Als letzte Option, ihre Interessen durchzusetzen, bleibt den Betreibern nur noch der Klageweg. „Es ist jedoch auch klar, dass ein langwieriges Gerichtsverfahren einem jungen Unternehmen nicht gut tut“, meint der Projektverantwortliche Brantner. Unter Druck setzen lassen will sich Bezirksbürgermeister Michael Th. Roy durch solche Ankündigungen nicht: „Wenn es tatsächlich zu einem Prozess kommt, der auf eine Gleichstellung mit den bereits vorhandenen Außengastronomien abzielt, dann werden wir nicht davor zurückschrecken, bereits erteilte Genehmigungen wieder zurückzunehmen