Essen-Haarzopf. Die Mietpreise für neue Wohnungen in Haarzopf sind vielen zu hoch. Der Bürgervereinsvorsitzende wünscht sich zusätzlich sozialen Wohnungsbau.
Nachdem in der vergangenen Woche Richtfest für die 56 Wohneinheiten der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord an der Fulerumer Straße gefeiert wurde, mehren sich im Stadtteil kritische Stimmen. Diese beziehen sich nicht auf das Bauprojekt selbst, sondern auf den weiter bestehenden Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen in Haarzopf. Daran ändere auch der Neubau an der Fulerumer Straße nichts, so der Tenor.
Die Mieten für die neuen Wohnungen, die Ende 2019/Anfang 2020 bezugsfertig sein sollen, würden bei elf Euro pro Quadratmeter liegen – unbezahlbar für „Normalverdiener“ und Rentner, finden Bürger. „Wir freuen uns über das Bauprojekt der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord und auch über die Mietwohnungen, die auf dem Gelände des ehemaligen Rewe-Marktes entstehen. Aber tatsächlich können sich viele Haarzopfer diese Mietpreise nicht leisten“, sagt Horst Holtwiesche, Vorsitzender des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum. Er schließe sich selbst dabei ein.
Klientel für die teuren Mietwohnungen ist vorhanden
Er wisse von etlichen Rentnern, die weniger als 1000 Euro im Monat zur Verfügung hätten. „Da sind natürlich 850 Euro für eine Wohnung nicht finanzierbar“, so Holtwiesche. Dennoch sei die Klientel für die jetzt entstehenden Wohnungen im Stadtteil vorhanden. Das sei beim Richtfest deutlich geworden, bei dem sich etliche Haarzopfer für die Wohnungen interessiert hätten. Das seien dann wohl eher Familien, in denen beide Partner arbeiteten, Menschen mit einer guten Rente oder solche, die ein Haus verkauft hätten, weil es ihnen nach dem Auszug der Kinder zu groß geworden sei.
Laut Horst Holtwiesche seien die barrierearmen Wohnungen an der Fulerumer Straße durchaus für ältere Menschen gedacht. „Wenn man irgendwann kein Auto mehr fährt, sind sie ja auch ideal gelegen. Die Bushaltestelle ist vor dem Haus, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte sind zu Fuß erreichbar“, so Holtwiesche weiter. Auch zum Rhein-Ruhr-Zentrum und in die Essener Innenstadt komme man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Alternativen für Geringverdiener sind erwünscht
Was fehle,seien sozial gebundene Wohnungen, die nicht mehr als acht Euro pro Quadratmeter kosteten. Viele Haarzopf wollten auch im Alter in ihrem Stadtteil bleiben. Die einzige Möglichkeit, auch Alternativen für Geringverdiener zu schaffen, sei öffentlich geförderter Wohnungsbau, findet Horst Holtwiesche. „Die Stadt müsste eine Art Sozialprogramm wie in den 1960/70er-Jahren realisieren.“ Damals sei in Haarzopf auch viel gebaut worden, zum Beispiel am Kirschbaumsweg, aber eben für Menschen mit wenig Geld. Heute seien das keine Sozialwohnungen mehr.
Auch das Thema Mehrgenerationenwohnen, das der Bürgerverein Haarzopf-Fulerum immer unterstützt habe, solle man nicht aus den Augen verlieren. Dafür fehle es aber an Investoren und Grundstücken. „Es wäre schön, wenn die Stadt solche Ideen mit einem Grundstück unterstützen könnte“, findet Holtwiesche.