Essen-Bergerhausen. . Seit fast 40 Jahren hält sich das Fitness-Center Süd in Bergerhausen trotz großer Konkurrenz. Chef Harry Peselt setzt auf persönliche Betreuung.
Seit fast 40 Jahren dreht sich das Leben von Harald, genannt Harry, Peselt (59) um sein Bergerhauser Fitnessstudio, das Fitness-Center Süd an der Schürmannstraße. Die Eisenbude im klassischen Stil konnte sich bisher gegen die Konkurrenz der großen Fitnessketten im direkten Umfeld behaupten – und das soll auch so bleiben, davon ist der Inhaber überzeugt.
Harry Peselt ist ein bodenständiger Typ, der jeden per Handschlag begrüßt und sich beim Kaffee auch mal die Sorgen der Mitglieder anhört. Das Logo seines Studios, ein stilisierten Stierkopf, hat sich der Huttroper großflächig auf den muskulösen Oberarm tätowieren lassen. Für ihn ist das Studio kein Broterwerb, sondern ein „teures Hobby“, wie er sagt. Anfangs, als es die großen Fitnessketten noch nicht gab, habe man schon Geld damit verdienen können. Doch dann habe es Jahre gegeben, in denen er monatlich 400 bis 500 Euro in den Laden reinstecken musste. Heute sei er froh, wenn am Monatsende die schwarze Null stehe. „Leben kann ich von der Eisenbude nicht“, sagt der gelernte Maschinenschlosser. Also schiebt er seit Jahrzehnten jeden Tag eine 16-Stunden-Schicht – in seinem Hauptjob als Weichenmechaniker bei der Bahn und in seinem 700 Quadratmeter großen Studio.
Als das Fitness-Center Süd im September 1981 eröffnete, meldete sich Harry Peselt dort mit seinem Trainingspartner als Mitglied an. Schon bald hatten beide die Idee, das Studio irgendwann gemeinsam zu übernehmen. Der plötzliche Tod seines Trainingspartners veränderte die Situation. „Allein konnte ich mir das nicht leisten“, blickt Peselt zurück.
Die Übernahme des Studios blieb vorerst ein Traum, Peselt fing dort erstmal als Trainer an. Nach einem Besitzerwechsel konnte er sich dann mit 50 Prozent in das Studio einkaufen. Inzwischen gehört ihm der Laden.
In der ersten Zeit lief es ohne Konkurrenz richtig gut
Die erste Zeit sei es richtig gut gelaufen. „In Bergerhausen waren wir quasi ohne Konkurrenz, die nächsten Studios gab es in der Innenstadt. Wir brauchten keine Werbung zu machen, wir hatten ordentlich Zulauf“, erinnert er sich an die Anfangszeit. Doch dann machten die ersten Großraumstudios auf. „Inzwischen gibt es drei davon in unmittelbarer Nähe“, berichtet der 59-Jährige. Der Wegzug der Coca-Cola-Zentrale aus der Nachbarschaft habe ihn auf einen Schlag rund 60 Mitglieder gekostet. „Das hätte fast das Aus bedeutet“, sagt er.
„Ich kann natürlich weder Öffnungszeiten rund um die Uhr, noch die günstigen Preise der Ketten anbieten. Hier zählt eher die familiäre Atmosphäre und die persönliche Betreuung, die viele zu schätzen wissen“, sagt er. Ende der 1980er Jahre habe das Fitness-Center Süd noch 600 Mitglieder gehabt, heute seien es an die 150. „Viele sind auch von den Ketten zurückgekommen, zahlen lieber etwas mehr, als stundenlang auf Parkplätze oder Geräte warten zu müssen. Hier sind in der Regel nicht mehr als 20 Leute auf der Fläche“, erklärt Harry Peselt, der sich die Arbeit mit zwei Teilzeitkräften teilt.
16-Stunden-Arbeitstage sind für den Inhaber normal
Wenn er in ein paar Jahren in Rente gehe, werde er sicherlich noch mehr Zeit im Studio verbringen. „Von 16 Stunden Arbeit täglich auf null, das überlebt man nicht“, sagt er und lacht. Sein Sohn sei quasi im Studio aufgewachsen, jetzt freue er sich auf seinen Enkel, der im Mai erwartet werde. Er brauche seinen Laden, auch wenn das alles seinen Preis habe. Seine beiden Ehen seien gescheitert, jetzt sei er mit einer Frau zusammen, die ebenfalls selbstständig sei.
Die Geräte in seiner alten Eisenbude stammten teils noch aus den 1980er Jahren. „Hier muss man kein Computerfachmann sein, um das Laufband einzustellen“, betont Peselt. Dass das Eisen schon abgewetzt sei und die Polster teils deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen, störe nicht. Die könne er auch selbst reparieren. „Wer hierher kommt, will keinen modernen Schnickschnack und keine Elektronik, sondern einfach effektiv trainieren“, sagt der Chef.
>>>ÖFFNUNGSZEITEN UND ANGEBOTE
- Das Fitness-Center Süd an der Schürmannstraße 23 ist von montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 15 Uhr und feiertags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Infos unter Telefon 262939 oder auf www.fcs-essen.de
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Es gibt dort neben Sauna und Solarium auch Aerobic, Wirbelsäulengymnastik und Selbstverteidigung. Die Mitgliedschaft kostet 32 Euro im Monat, für Schüler 25 Euro.