Essen-Rellinghausen. . Kinder erleben Heimatkunde hautnah im Blücherturm. Bis zum Jahresende ist zudem eine Kreativaktion geplant. Fördergelder sind beantragt.
Die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald verstärkt die Zusammenarbeit mit den Schulen in den Stadtteilen. Gestern war die Klasse 3a der Ardeyschule zu Gast im Blücherturm, außerdem sollen die Grundschüler der Ardey- und Stiftsschule an einer Kreativaktion teilnehmen. „Dafür haben wir Geld beim NRW-Heimatministerium beantragt. Wenn wir die 2000 Euro bekommen sollten, müssen die bis zum Jahresende ausgegeben werden“, sagt Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft. Dabei sollen die Kinder historische Gebäude malen oder nachbauen. Die Bürgerschaft besorgt das Material.
Seit Jahren kämen regelmäßig Schulklassen der Ardeyschule vorbei, um sich über die Geschichte des Stadtteils zu informieren. Die Realschüler der Albert-Einstein-Schule feierten Halloween im Blücherturm. „Zur Stiftsschule haben wir bereits Kontakt aufgenommen, ich denke, dass sich da ebenfalls gemeinsame Aktionen ergeben werden“, sagt Stoll.
Es sei sinnvoll und wichtig, die Kinder mit der Stadtteilgeschichte vertraut zu machen, die gerade an Orten wie dem Blücherturm sehr greifbar sei. „Aber wir erhoffen uns natürlich auch den Kontakt zu den Eltern der Kinder, die dann vielleicht irgendwann Mitglied in der Bürgerschaft werden“, will Stoll auch Werbung in eigener Sache machen. Er gibt den jungen Besuchern Flyer zu weiteren Sehenswürdigkeiten in Rellinghausen mit, damit die Kinder sie später mit ihren Familien besuchen können.
In Rellinghausen gab es 42 Hexenprozesse
Für den Bürgerschaftsvorsitzenden war es erst der zweite Einsatz bei einem Kinderbesuch. „Man muss die grausamen Geschichten, die zum Beispiel mit den Hexenprozessen im Turm zusammenhängen, kindgerecht verpacken“, sagt er. „Im damaligen Dorf Rellinghausen ging es mit 42 Hexenprozessen besonders schlimm zu. In ganz Essen dagegen gab es nur fünf.“ Auch Lehrerin Sarah Hoffmann hörte interessiert zu. Sie bereitet den heimatkundlichen Ausflug mit den Drittklässlern vor und nach. „Wir machen eine Stadtteil-Rallye und erwarten Besuch vom Großvater eines Kindes, der Rellinghauser noch von früher kennt“, sagt sie.
Die Kinder interessierten sich besonders für die mittelalterlichen Wachtürme, die es zum Schutz vor Feinden gab: den Blücherturm, den Turm von St. Lambertus, den Stiepelturm, von dem nur noch die Überreste erkennbar sind und der Turm vor der Gaststätte Alte Dorfschenke, der heute nicht mehr existiert. „Hier, wo ihr jetzt sitzt, war früher der Gerichtssaal“, machte Stoll die Geschichte für die Kinder erlebbar. An der Seite des Blücherturms konnten sich die Schüler die Stelle ansehen, wo sich früher die Plattform befand, auf der verurteilte Verbrecher an den Pranger gestellt wurden. „Fast alle 500 Bewohner des damaligen Dorfes Rellinghausen versammelten sich hier vor dem Turm, um sich den Übeltäter anzusehen“, sorgte Stoll für Staunen bei den Kinder.
Bürgerschaft kaufte den Turm vor 21 Jahren
Der Blücherturm war erst Gerichtsturm, dann Wohnort des Dorfpolizisten. Später gab es dort Notunterkünfte, danach hatten verschiedene Jugendorganisationen ihren Sitz dort.Die Bürgerschaft kaufte den Turm vor 21 Jahren von der Stadt und baute ihn um. Heute gibt es dort oft Ausstellungen.