Essen-Bredeney. . Matthias Rink geht nach mehr als zehn Jahren im Amt in den Ruhestand. Er kennt alle seine 650 Schüler mit Namen. Was ihn sonst noch auszeichnet.
Bevor es am Freitag in die Ferien geht, werden die Grashof-Schüler ihren Schulleiter hochleben lassen. Wie, sei nicht verraten. Matthias Rink aber wird ganz sicher lächeln – und sich freuen über den Enthusiasmus seiner Eleven. Nicht unwesentlich hat er daran mitgewirkt und das Bewusstsein der Jugendlichen geprägt. Nach zehn Jahren geht der Leiter der Europaschule in den Ruhestand.
Die offizielle Verabschiedung Ende vergangener Woche fand in der Aula statt. Roter Vorhang, Blumendeko, die Schüler ausgehfein, die Gäste gespannt. Die Grashof Big Band spielt „Soul Man“, später präsentieren Gesangsklassen und Chor mit den bekannten Songs „In The Summertime“ und „Haus am See“ bunte Vielstimmigkeit.
Er kennt jeden Schüler mit Namen
Zwei Oberstufenschülerinnen tanzen zu einem Quartett Beethovens, Gospels erklingen. Dazwischen die Reden von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern, Grußworte der Bezirksregierung und des Vorsitzenden der Europaschulen.
Matthias Rink, so ist mehrfach zu hören, hat ein sehr gutes Gedächtnis. Die 650 Schüler kennt er alle mit Namen, die dazugehörigen Eltern ebenso. „Seine Tür steht immer offen“, hebt nicht nur Lehrervertreter Daniel Lebeau hervor. Was nichts anderes meint als: Mit ihm kann man reden, selbst kleine Anliegen finden sein Gehör. Matthias Rink kümmert sich – wobei er ungern das Personalpronomen „ich“ verwendet, lieber „wir“ sagt.
Freitagskonferenz ist ein Ritual
Und er liebt Rituale. Jeden Freitag gibt es die Info im Kollegium, die stets gleich gestaltet ist. „So richtig viel habe ich mir gar nicht aufgeschrieben“, ist Rinks Standardsatz, danach wird es dann aber doch recht umfangreich mit den Mitteilungen. „Manche unter uns nennen es Verkündigung“, sagt Lebeau augenzwinkernd. Vor allem Rinks Eintreten für den Europagedanken, Toleranz und politische Wachsamkeit werden bleiben.
Nur ein einziges Mal zeigte sich der Schulleiter nicht tolerant: 2009, als die Abiturienten für ein Fest vor den Schultoren den Mallorca-Barden Mickie Krause einfliegen ließen. Ein Thema, von dem Rink heute selbstkritisch sagt: „Ich hätte anders reagieren müssen.“
In der Rückschau macht der Schulleiter deutlich, dass er den Umzug von Münster nach Essen Mitte der 80er-Jahre nicht bereut habe. Neue Aufgaben warteten an der Luisenschule und am Mädchengymnasium Borbeck. 2006 der Entschluss, sich für die Schulleiterstelle am Grashof zu bewerben.
Qualitätsanalyse mit Bravour bestanden
Im Januar 2007 trat er sein Amt in der Europaschule an, intensivierte den Schüleraustausch und setzte sich für die Aufwertung der Bauhaus-Immobilie ein. Neue Bio- und Oberstufenräume – manch dicke Bretter mussten da gebohrt werden.
Am Ende der Laufbahn dann die Qualitätsanalyse der Bezirksregierung: mit Bravour bestanden. „Mir ist noch nicht nach Abschied zumute“, sagt er und prompt entfährt ihm ein „Wir“. Er wird sich umgewöhnen müssen. Bei der nächsten Schulveranstaltung ist er wieder dabei – als Gast.
>> Nachfolger kommt am 1. August
Designierter Nachfolger von Matthias Rink ist Holger Ellwanger (48). Der gebürtige Mülheimer machte sein Abitur am Grashof-Gymnasium, studierte Deutsch und Musik in Essen und Dortmund.
Seine erste Station nach dem Referendariat war wieder das Grashof-Gymnasium, wo er Mittelstufenkoordinator war. Er war stellv. Schulleiter an der Alfred-Krupp-Schule, seit 2015 Leiter der Luisenschule in Mülheim.