Essen-Huttrop. . Simone de Paauw begleitet Menschen – oft über Jahre – mit der Kamera und dokumentiert so ihr Leben. Auch ihre Mutter Angèle hat sie porträtiert.
Geduld, Akribie und großes Einfühlungsvermögen – dies sind die Tugenden der Fotografin Simone de Paauw. Was für ihre Arbeit zwingend notwendig ist, denn ihre Bilderserien entstehen zum Teil über Jahre hinweg. Seit über drei Jahrzehnten ist die Kamera ständiger Begleiter der Künstlerin, die seit 40 Jahren in Huttrop lebt und arbeitet. „Doch meine Leidenschaft für die Fotografie wächst noch immer. Tag für Tag.“
Das Licht der Welt erblickte Simone de Paauw in Antwerpen, bevor ihre Mutter Angèle gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard, einem Holländer, in dessen Heimat zog. Paauw bedeutet so viel wie Pfau. „Ein eitler Vogel“, sagt sie und lacht. „Zumindest was die Männer betrifft, die um die Gunst der Damen balzen.“ Dass sie ungern über ihr Alter spricht, hat damit allerdings wenig zu tun. Eher mit der Tatsache, dass sie stets im Hier und Jetzt lebt. „Ich habe mir Neugier bewahrt, lerne ständig dazu; auch von jungen Menschen.“ So besucht sie regelmäßig Literaturkurse, beschäftigt sich besonders mit der französischen Sprache.
Mutter Angèle war immer ein Vorbild
Ihre Mutter Angèle sei in gewisser Weise ein Vorbild gewesen. „Ihre Einstellung zum Alter und ihr Wunsch, bis zu ihrem Tod selbstbestimmt leben zu wollen, haben auch mich geprägt.“ Wenn Simone de Paauw auch einen anderen Lebensentwurf verfolgt. „Angèle lebte bis zuletzt in ihrem Haus, hatte sich dort ihre eigene, kleine Welt geschaffen.“ Für Simone de Paauw wäre das allein keine Option: „Ich bin eigentlich immer unterwegs.“
Dennoch sei sie beeindruckt, wie ihre Mutter das Leben meisterte, in ihrem Haus in Enkhuizen am Westufer des IJsselmeers. Da lag es auf der Hand, auch eine Foto-Serie über den Alltag der Seniorin zu erarbeiten. Vier Jahre lang habe sie ihre Mutter mit der Kamera begleitet. „Unser Boot lag ganz in der Nähe des Hauses und so war ich praktisch jedes Wochenende bei ihr zu Gast“, sagt Simone de Paauw. Anfangs habe sie nur die alten Erinnerungen bewahren wollen. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus eine Foto-Dokumentation, die später unter dem Namen Angèle als Buch veröffentlicht wurde.
Arbeit ist von großer Sensibilität geprägt
Noch heute erinnert sich Simone de Paauw an die Vorbehalte ihrer Mutter, die sich anfangs nur sehr ungern fotografieren lassen wollte. „Ich habe ihr immer alle Bilder gezeigt, um ihr die Scheu zu nehmen. Sie bestimmte, was ich zeigen durfte und was nicht.“ Später habe sich Angèle mehr und mehr geöffnet und habe die Fotosession regelrecht genossen. „Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine Fotoserie eines anderen Fotografen entdeckt, der ältere Menschen zeigte. Das hat ihr sehr gefallen und genau dies wollte sie dann auch.“
Die Foto-Doku Angèle sei jedoch die einzige gewesen, die als Buch erschien. Obwohl Simone de Paauw noch einige weitere Projekte verfolgte. „Auch das Leben eines Professors der Folkwang Hochschule habe ich in dieser Art und Weise illustriert. Doch diese Arbeit war nur für ihn selbst bestimmt und währte knapp ein Jahr lang.“
Jedes Gesicht erzählt eine Geschichte
Zwar unterscheide sich die Arbeit im Freundes- und Verwandtenkreis erheblich von der in der Fremde, doch immer sei diese von hoher Sensibilität geprägt. Eine ihrer aktuellen Fotoserien entsteht in einem Pflegeheim. „Da muss ich mich erst einmal in die Lage der Menschen dort hineindenken. Wie es beispielsweise ist, nur ein einem Zimmer zu leben.“ Der Mensch stehe bei ihrer Arbeit stets im Mittelpunkt. So zeigt Simone de Paauw, die seit 1986 auch dem Studienkreis Fotografie der Volkshochschule Essen angehört, auf ihrer Homepage Auszüge ihrer Arbeiten aus Marokko und Cuba. „Jedes einzelne Gesicht erzählt da eine eigene Geschichte.“
>> FINISSAGE IN DER GALERIE AUF
Ausstellungen in ganz Essen hat Simone de Paauw schon präsentiert. Beispielsweise in der Orangerie Grugapark, in der Galerie von Schloss Borbeck und auf Zeche Zollverein.
Auszüge ihrer Fotodokumentation Angèle zeigt sie aktuell in der Galerie von Uje Fenger an der Steeler Straße 330. Die Finissage beginnt am Freitag, 23. Februar, um 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.