Essen-Haarzopf. . Das denkmalgeschützte Gotteshaus war einsturzgefährdet. Vier Jahre lang wurde es renoviert. Besichtigungen sind am 24. und 25. Juni möglich.
Vor viereinhalb Jahren war die evangelische Kirche Haarzopf an der Raadter Straße 79 wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen worden. Jetzt ist die Sanierung des Denkmals, die rund 1,2 Millionen Euro gekostet hat, abgeschlossen. Eine Besichtigung der Kirche ist zum Tag der Architektur am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Juni, möglich. Jeweils um 14 Uhr beginnen Führungen mit Architekt Frank Ahlbrecht.
Die Kirche, geplant vom Düsseldorfer Architekten Prof. Max Benirschke, gilt als der erste moderne Kirchbau im Rheinland. Von außen eher unscheinbar, ist die Kirche innen in kräftigen Farben gestaltet. „Es sind wieder mineralische Farben, die mit einer Bürste aufgetragen wurden“, erklärt Pfarrerin Elisabeth Müller. Den Farben ihre Leuchtkraft zurückzugeben, war ein Ziel der Restaurierung.
Nach dem Krieg war die Kirche weiß gestrichen worden, in den 1980er Jahren wollte man ihr das ursprüngliche Aussehen, das an Goethes Farbkonzept ausgerichtet ist, wiedergeben. „Wie vieles in den 80er Jahren war das gut gemeint, aber am Ende schlecht mit Latexfarben gemacht“, sagt Elisabeth Müller. Fotos dokumentieren den Farbunterschied.
Vor 100 Jahren fanden die Haarzopfer die Kirche knallig
Heute seien die Haarzopfer stolz auf ihre ungewöhnliche Kirche, die immer wieder Architektur-Interessierte anlockt. Als die Kirche 1913 gebaut wurde, seien die Menschen von der Farbigkeit gar nicht begeistert gewesen. „Eine avantgardistische Kirche auf dem Dorf – das war vielen dann doch zu knallig“, weiß die Pfarrerin aus Chroniken.
Zum 100-jährigen Bestehen wollte die Gemeinde der Kirche ihre ursprünglichen Farben zurückgeben. Architekt Frank Ahlbrecht besichtigte damals das Gotteshaus, entdeckte jedoch Risse und empfahl, die Konstruktion von einem Statiker überprüfen zu lassen. Das Ergebnis war ein Schock für die Gemeinde: Die Holzleimbinder, die das tonnenartige Gewölbe halten, waren komplett marode, die Kirche war einsturzgefährdet. „Sie musste sofort geschlossen werden“, blickt die Pfarrerin zurück.
„Die Seitenwände hatten sich bereits nach außen gebogen, das hätten wir eigentlich schon früher sehen können. Aber wer stellt sich schon vor die Kirche und schaut, ob die Wände noch gerade sind?“
Ein Jahr überlegte die Gemeinde, ob sich die Restaurierung lohnt. „Die Alternative wäre der Abriss gewesen. Dann hätten wir eine Friedhofskapelle bauen müssen, um den Friedhof nutzen zu können“, sagt Elisabeth Müller. „Das wäre fast genauso teuer geworden. Und dafür hätten wir weder Zuschüsse noch Spenden bekommen.“
Turmuhr und Geläut sollen noch restauriert werden
Für die Restaurierung hingegen hätten die Haarzopfer, die in der Kirche oft getauft, konfirmiert oder getraut worden seien, allein 160 000 Euro an privaten Spenden gegeben. Den Weihnachtsgottesdienst und die Konfirmation hatte die Gemeinde bereits in der Kirche feiern können. Jetzt sind auch die Restarbeiten erledigt.
„Die Restaurierung ist bezahlt, auch die 70 000 Euro, für die Turmuhr und Geläut noch instand gesetzt werden sollen, sind noch drin. Da dürfen wir jetzt feiern“, sagt die Pfarrerin. Die Gemeinde lädt daher zu Gottesdiensten und einem Fest am 1. Juli, ab 18 Uhr, und 2. Juli, ab 10.30 Uhr.