Essen-Rellinghausen. . Die Giebel bekommen ihren Schiefer zurück: Damit endet die Sanierung seitens der Bürgerschaft, die den Gerichtsturm vor 20 Jahren gekauft hatte.

Der historische Blücherturm ist seit einigen Tagen eingerüstet. Der Grund: Die Dachränder an den Giebeln und am First erhalten eine neue Schieferumrandung. Damit wird in Absprache mit der Denkmalbehörde das ursprüngliche Bild wiederhergestellt. Vor 20 Jahren hatte die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald den alten Gerichtsturm übernommen und aufwendig zum Treffpunkt und Ausstellungsraum umgebaut.

Pünktlich zur Feier des Jahrestags am Samstag, 13. Mai, soll das Dach in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt sein. „Damals beim Umbau ist das Dach vernünftigerweise nicht mit Schiefereinfassungen versehen worden, weil das sehr teuer geworden wäre“, sagt Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft.

Auf diesem alten Foto des Rellinghauser Blücherturms erkennt man rechts noch die Feuerwehrausfahrt.
Auf diesem alten Foto des Rellinghauser Blücherturms erkennt man rechts noch die Feuerwehrausfahrt. © Bürgerschaft

Jetzt hatte die Bürgerschaft Geld gesammelt, weil sie das Grundstück, auf dem der Turm steht, von der Stadt kaufen wollte. „Die 60-jährige Erbpacht läuft noch 40 Jahre. Wir wollten das Grundstück gern erwerben, sind aber dreimal gescheitert“, so Stoll. Die Entscheidung, das Geld für die Schiefereinfassung auszugeben, fiel leicht.

Neben ökologischen Gründen sprachen Denkmalschutz-Aspekte für die Verschieferung. „Das ist die klassische Art der Abdichtung. Damals gab es ja noch keine Formziegel“, erklärt der Vorsitzende. „Wir begrüßen das natürlich sehr“, sagt Cordula Volkery, beim Institut für Denkmalschutz für Rellinghausen zuständig. „Der Blücherturm nimmt unter den mehr als 1000 Denkmälern in Essen eine besondere Stellung ein“, sagt die Denkmalschützerin. Schiefer sei immer noch ein sehr haltbares und teueres Material, werde in Deutschland eigentlich nur noch an der Mosel und im Sauerland abgebaut. Meist komme der Schiefer heute aus Spanien, erläutert Cordula Volkery.

Die Restaurierung wird rund 10 000 Euro kosten

1984 habe die Stadt das Dach neu decken lassen. Jetzt werden die Ziegel an den Rändern entfernt und durch Schiefer ersetzt. Die Arbeiten nimmt eine Fachfirma aus dem Stadtteil vor, betont Stoll. Die Maßnahme koste an die 10 000 Euro. Finanziert werde sie aus Bürgerschaftsmitteln, Spenden und einem Zuschuss der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Arbeiten sollen etwa vier Wochen in Anspruch nehmen und zum Fest abgeschlossen sein.

Die Geschichte des Bauwerks ist wechselhaft: Wahrscheinlich sei der Turm schon im 14. Jahrhundert erbaut worden, als einer von vier Rellinghauser Schutztürmen. Urkundlich erwähnt wurde er erstmals 1567 als Gerichtsturm. Rund 25 Jahre lang fanden dort im 16. Jahrhundert sogenannte Hexenprozesse statt. Später habe bis 1803 das Landgericht dort getagt, berichtet Johannes Stoll. Anschließend waren Feuerwehr und Polizei in dem Gebäude untergebracht.

Schon 1981 wollte die Bürgerschaft den Turm kaufen

„Oben wohnte der Dorfsheriff, unten befand sich die Arrestzelle für Betrunkene und andere“, erläutert Johannes Stoll. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den der Turm unbeschadet überstanden hatte, waren Notwohnungen im Turm eingerichtet, zeitweise gab es dort einen Gemüseladen. Später wohnte dort ein Künstlerpaar.

Zwischenzeitlich nutzten Jugendorganisationen wie die Falken und die Pfadfinder die Räume. „1981 entstand die Idee in Reihen der Bürgerschaft, den Turm zu erwerben“, blickt der zweite Vorsitzende Hermann-Josef Lenze zurück. Nach zähen Verhandlungen gelang das 1997. Die Bürgerschaft kaufte den Turm für 20 000 Mark und baute ihn für rund 300 000 Mark um.

Fenster werden vom Efeu freigeschnitten

Vor rund sechs Wochen sei die Genehmigung für die Dachrestaurierung eingetroffen. Für die Verantwortlichen der Bürgerschaft gerade noch früh genug, um die Arbeiten vor dem Fest im Mai ausführen zu lassen. Im Zuge der Restaurierung sollen auch die Fenster vom Efeu freigeschnitten werden – natürlich ohne die imposante Pflanze, die als Naturdenkmal eingestuft ist, zu beschädigen.