Essen-Bergerhausen. . Seit knapp zwei Jahrzehnten verkauft Jochen Buers Käse vor der Johanneskirche. Viele der Kollegen sind entweder verstorben oder haben aufgegeben.
Als der Wochenmarkt in Bergerhausen vor knapp 20 Jahren startete, waren es noch 20 Händler, die ihre Waren auf dem Platz vor der Johanneskirche und auf der Elbestraße anboten. Heute ist Käsehändler Jochen Buers freitags nachmittags allein vor Ort – und offenbar sehr gern gesehen.
„Es wäre schön, wenn es zusätzlich wenigstens noch einen Gemüsestand geben würde. Aber für den Käse lohnt es sich auf jeden Fall, herzukommen“, sagt Erika Schmidt (80), seit der Anfangszeit Kundin bei Jochen Buers. Der 50-Jährige ist seit 31 Jahren im Geschäft. Er hat den Käsestand von seinen Eltern übernommen, die vor knapp 50 Jahren den Markt in Überruhr mit eröffneten. „Meine Eltern hatten damals fünf Sorten Käse, ich habe im Winter über 500 und im Sommer etwa 200, wegen der Kühlung“, sagt Buers. Käse ist sein Leben. Das wusste er nach der Schule aber noch nicht und nahm sich erstmal ein Jahr Auszeit zum Jobben.
Als Jugendlicher sei sein Verhältnis zum Käse eher zwiespältig gewesen. Einerseits sei er da quasi reingewachsen, andererseits hätten er und sein Bruder oft noch vor der Schule den Wagen beladen und auch nach dem Unterricht helfen müssen. „Darunter haben meine fußballerischen Aktivitäten schon gelitten“, sagt Buers. Seinen beiden inzwischen erwachsenen Töchtern habe er das nicht zumuten wollen. Beide hätten dann auch kein Interesse am Käsehandel gezeigt.
Jochen Buers ist auf sieben Märkten zu finden
Buers führt das Geschäft mit seiner Frau und ist auf sieben Märkten in Essen vertreten. „Früher war man mit Hänger und Lkw unterwegs. Vor rund vier Jahren habe ich mir den jetzigen Wagen nach meinen Bedürfnissen gestalten lassen. Da kann die Ware gekühlt drin bleiben, so dass ich kein Lager und kein Kühlhaus mehr brauche“, erklärt Buers. Er esse immer noch gern Käse. „Nur morgens um vier Uhr zum Frühstück mag ich lieber Cervelatwurst“, sagt er und lacht. Ja, er habe alle Sorten probiert, die er anbiete. „Aber eigentlich muss ich das gar nicht mehr. Ich sehe dem Käse an, wie er schmeckt.“
Dass all seine Kollegen in Bergerhausen die Segel gestrichen haben, habe wohl mehrere Gründe. Kurz nach Bergerhausen habe auch der Markt in Heisingen eröffnet und einige Kollegen hätten sich dort besseren Verdienst versprochen. Von den anderen seien sechs verstorben, vier Betriebe existierten gar nicht mehr. Zudem hätten die beiden Großbaustellen an der Weser-/Rellinghauser Straße und die Arbeiten am Kirchturm der Johanneskirche dazu geführt, dass weitere Händler aufgegeben hätten.
Abends liefert der Händler Bestellungen aus
„Seit im vergangenen Sommer der letzte Obst- und Gemüsehändler aus Krankheitsgründen aufgegeben hat, bin ich allein hier.“ Er selbst denke keinesfalls ans Aufgeben. „Ich habe hier sehr viele Stammkunden, weiß genau, wer wann kommt.“ Abends mache er noch die Runde und liefere Bestellungen für ältere Kunden aus.