Essen-Haarzopf/Fulerum. . Seit 15 Jahren gibt es in Fulerum ein Krippenspiel an Heiligabend. Pfarrerin hat das Stück geschrieben, um Kindern Weihnachten nahezubringen.
„Der Hund-Darsteller hat Fieber! Maria, du musst die Puppe in die Strumpfhose stecken, sonst verlierst du das Baby! Engelchen, schnall’ schon mal die Flügel um und pass’ auf deinen Heiligenschein auf!“ Im evangelischen Gemeindehaus an der Humboldtstraße 167 herrscht Hektik. Es läuft die Generalprobe für das Krippenspiel. Das wird an gleicher Stelle an Heiligabend zweimal aufgeführt, um 14.30 und um 15.30 Uhr.
Pfarrerin Elisabeth Müller hat Mühe, den rund 30 Kindern zwischen drei und zwölf Jahren beim Anziehen der Kostüme zu helfen und letzte Texthänger auszubügeln. „So lange ich hier arbeite, und das sind 15 Jahre, gibt es das Krippenspiel. Es hat so viele Fans, dass wir uns irgendwann entschlossen haben, es zweimal hintereinander aufzuführen. Immer wieder hatten sich Leute beschwert, die vor der Tür standen und nicht mehr reingelassen wurden“, sagt die Pfarrerin.
Viele Kinder bleiben über Jahre dabei
Sie selbst hat das Stück mit integrierten Weihnachtsliedern vor rund 20 Jahren für ihre eigenen drei Kinder und die ihrer Freundin geschrieben – „weil ich mich immer wieder geärgert habe über Krippenspiele, die vieles problematisieren, nur die Weihnachtsgeschichte leider nicht kindgerecht erklären“, blickt Elisabeth Müller zurück. Viele Kinder lernten die Geschichte von Maria und Josef und der Geburt im Stall erst durch das Krippenspiel kennen. „Natürlich ist das Stück durch meine eigene theologische Sicht gefärbt“, gibt die Pfarrerin zu, die den Kindern auf jeden Fall das Zauberhafte an Weihnachten bewahren will.
Wer einmal mitgemacht habe, bleibe oft über viele Jahre dabei, manche Krippenspiel-Karriere begann als Schaf oder Engel und endete mit anspruchsvollen Sprechrollen wie Maria, Josef oder Kaiser Augustus. „Josef muss genau 111 Worte sprechen“, hat ein Mitspieler nachgezählt. Weil viele der Kinder über Jahre dabei sind, hat die Pfarrerin darauf verzichtet, eine Zweitbesetzung der Rollen vorzunehmen. Sie vertraut darauf, dass der Hund-Darsteller, der bei der Generalprobe krankheitsbedingt fehlte, an Heiligabend wieder fit ist und auch alle anderen spielen können. Da fast alle Beteiligten textsicher seien, könne man notfalls improvisieren.
Pfarrerin und Eltern haben die Kostüme genäht
Für die jungen Schauspieler wird es Heiligabend ganz schön stressig. Sie führen das 40-Minuten-Stück ja zweimal hintereinander auf, unterbrochen nur durch eine kurze Pause mit Apfelsaft und Keksen. Bis alle „Römer“ in die Toga eingewickelt sind, alle Engelsflügel und Heiligenscheine richtig sitzen und die Schafe in ihre von der Pfarrerin oder den Müttern genähten Kostüme geschlüpft sind, vergehen locker 20 Minuten. „Und sobald alle angezogen sind, muss das erste Schaf aufs Klo“, sagt die Pfarrerin und lacht.
Sie wirkt zwei Tage vor dem Fest noch ziemlich entspannt, obwohl sie und ihr Team allein an Heiligabend sechs Gottesdienste in zwei Kirche anbieten – zwei Krippenspiele im Gemeindezentrum Fulerum plus eine Mette und zwei Krippenspiele der Konfirmanden plus Christvesper erstmals wieder in der frisch renovierten Haarzopfer Kirche an der Raadter Straße.