Essen-Haarzopf. . Im Rahmen eines Kunstprojekts arbeiteten zwei Künstler mit Bewohnern, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen eines Haarzopfer Flüchtlingsheims.
Ein Kunstwerk aus Porträts von Flüchtlingen, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen des Wohnheims Auf’m Bögel haben der aus Israel stammende Künstler Ira Marom und der dänische Fotograf Martin Thaulow geschaffen – und am Ende der Aktion „Partnerschaft im Sand“ gemeinsam mit den Beteiligten wieder aufgelöst. „Sagen Sie nicht ,zerstört’. Das trifft es nicht“, betont Marom und erklärt, dass die Energie der Bilder jetzt in anderer Form weiter existiere. „Man muss sich das vorstellen wie die Mandalas, die am Ende als Zeichen der Vergänglichkeit alles Irdischen aufgelöst werden“, erklärt der Künstler.
Gemeinsam mit einigen der porträtierten Menschen verwischte er die auf Sand gedruckten Porträts, sammelte das Material in einem Bottich, um es am Ende der Aktion in den nahe gelegenen Steinbach zu schütten. „Das Erstellen des Kunstwerks war meditative Arbeit. Die Teilnehmer sollten sich Gedanken machen, wie sie sich sehen, wie sie ihre Porträts gestalten“, beschreibt der Künstler.
Die Installation in der Haarzopfer Flüchtlingsunterkunft war Teil eines europäischen Projekts unter dem Titel „Every Person has a Face – Jeder Mensch hat ein Gesicht“. Drei Tage lang dauerte die Entstehung des auf Holzpaletten gelagerten Sandkunstwerks, an dessen Ausgestaltung die fotografierten Menschen mitwirken konnten. Am vierten Tag folgte die Auflösung. „Wir wollten zeigen, dass alle Menschen verletzlich und vergänglich sind, ganz gleich, wo sie herkommen und welches Schicksal sie erlitten haben“, sagt Ira Marom.
Künstler hat besonderes Druckverfahren erfunden
Im ersten Schritt machte Martin Thaulow in der Flüchtlingsunterkunft professionelle Digitalfotos von den Bewohnern und Mitarbeitern, die mitmachen wollten. Ira Marom hat ein Druckverfahren entwickelt, mit dem metallische Pigmente direkt auf Sand, Erde und andere Mineralien aufgebracht werden können. So werden die digitalen Informationen zu einem flüchtigen Sandbild. Pixel werden zu Sandkörnern.
Jeder Teilnehmer durfte seinen eigenen Rahmen, also seine eigene kleine Welt, gestalten – eine ebenso symbolträchtige Handlung wie die spätere Auflösung. Durch das Zusammenfügen der einzelnen Bilder entstand ein Patchwork-Teppich, der die Verbundenheit aller Menschen symbolisieren sollte.
Viele Flüchtlinge waren anfangs zurückhaltend
Viele Flüchtlinge seien anfangs skeptisch gewesen, hätten sich nicht fotografieren lassen wollen. Doch am Ende machten fast 70 Bewohner mit, waren konzentriert bei der Sache und hatten offensichtlich Spaß an der Aktion. Für viele war es eine ungewohnte Erfahrung, beim Fotografieren im Mittelpunkt zu stehen und sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Die Porträts sollen in Zukunft für ein Buch verwendet werden, in dem es um die Geschichten der Menschen gehen wird.
Unterstützt wurde das Kunstprojekt vom RAA/Büro für interkulturelle Arbeit der Stadt und vom Diakoniewerk, das die Bewohner der Häuser Auf’m Bögel betreut. In Essen fand das Sand-Projekt bereits zum zweiten Mal statt. Im August waren die Künstler in der Flüchtlingsunterkunft an der Hülsenbruchstraße in Altenessen zu Gast. Insgesamt läuft die Aktion schon seit drei Jahren, wurde bereits sieben Mal durchgeführt und im Rahmen des Programms „Kulturrucksack“ vom NRW-Familienministerium gefördert.
Große Aktion 2017 auf Zollverein ist geplant
„Wir hoffen, 2017 eine solche Aktion im großen Stil mit 5000 Bildern auf Zeche Zollverein veranstalten zu können“, so Ira Marom. Er zählt zu den international anerkannten Medienkonzeptkünstlern, hat in England und den USA studiert. Bisher unterhielt er ein Atelier in Köln, jetzt zieht er nach Kreuzau bei Düren um.