Holsterhauser Gesamtschüler und Auszubildende der Emschergenossenschaft gewinnen ersten Preis beim Wettbewerb. Arbeitskreis prüft jetzt Wirtschaftlichkeit der Methode
Holsterhausen. Etwa 100 bis 120 Liter Abwasser schickt jeder Bürger im Durchschnitt täglich auf den Weg zur Kläranlage. Durch zahlreiche Rohre wird das Abwasser dabei durch die Kanalisation gepumpt. Und dabei ist die bräunliche Brühe wertvoller als man denkt.
Kann man aus Abwasser Essener Haushalte in Zukunft Energie gewinnen? Dieser Frage gingen fünf Schüler der Gesamtschule Holsterhausen und drei Auszubildende der Emschergenossenschaft in einem Schülerwettbewerb nach. Dabei gewannen sie nicht nur den ersten Preis und damit eine Reise in die USA, sondern gaben der Emschergenossenschaft den Anstoß, sich nun ebenfalls intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen.
In ihrem Projekt haben die Jugendlichen geprüft, wie man in Zukunft aus Abwasser Energie gewinnen kann – und das am Beispiel einer Wohnsiedlung in Vogelheim. Dabei zeigten Schüler und Azubis exemplarisch, wie man die Siedlung durch die Nutzung der Abwasserwärme beheizenkann. „Das Abwasser gelangt durch große Kanäle zur Kläranlage”, erklärt Bastian Schramm (14). „In den Kanalboden kann man einen so genannten Wärmetauscher einbauen. Wenn das etwa 15Grad warme Abwasser dann über eine eingebaute Metallplatte fließt, nimmt diese die Wärme auf und überträgt sie auf eine spezielle Flüssigkeit.” Diese Flüssigkeitwird dann an eine Wärmepumpe geleitet, die die Flüssigkeit komprimiert und auf 70 Grad aufheizt. Somit entsteht die Grundlage für warmes Wasser und warme Heizungen.
Nach Berechnungen der Schüler und Auszubildenden reicht die Abwasserwärme des zukünftig vorbei fließenden Bernekanals aus, um etwa 88 000 Quadratmeter Wohnfläche der Vogelheimer Siedlung mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen, erzählt Philipp Kilzer (18). Dabei dienten dem Projektteam Daten zum Warmwasserverbrauch von 106 Wohnungen der Wohnungsgesellschaft Treuhandstelle (THS) als Grundlage. „Energiegewinnung durchAbwasser. Igitt, igitt, pfui – da will ich aber nicht dabei sein”, dachte sich Axel Jürgens, Geschäftsführer vom Agenda-Forum Essen, als er zum ersten Mal vom Projekt der Gesamtschuleund der Emschergenossenschaft hörte. Doch die Schüler und Azubis haben ihn mit ihrer Idee überzeugt. So sehr, dass sie nun auch eine Urkunde zum Thema „Wasserwirtschaft mit Zukunft” vom Agenda-Forum erhielten. Dafür haben die Jugendlichen auch viel Eigeninitiative gezeigt. „Anfangs haben wir uns einmal die Woche getroffen”, erzählt Marie Breite (18).
Danach teilten sich die Schüler Philipp Kilzer, Bastian Schramm, Sascha Karbacher, Benedikt Kentsch und Marie Breite sowie die Auszubildenden Mario Nickel (23, Fachinformatiker), Lisa Hielscher (21, Bauzeichnerin) und Peter Ruthenbeck (22, Bürokaufmann) in Gruppen auf. „Dadurch mussten wir uns nicht mehr so häufig treffen”, so die Jugendlichen. Die Emschergenossenschaft zeigte sich von dem Modellprojekt „Eine Abwasserwärme- Nutzungsanlage in Vogelheim – Vision 2030” so beeindruckt, dass sie inzwischen einen Arbeitskreis eingerichtet hat, der sich mit der Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage befasst.
„Die Kooperation mit der Gesamtschule Holsterhausen hat sich als Glücksfall erwiesen”, meintGerd Brucherseifer, Ausbildungsleiter bei der Emschergenossenschaft. Auch für Benedikt und Bastian hat es sich – neben den Erfahrungswerten und der USA-Reise – gelohnt, an demProjekt teilzunehmen. Sie werden im Januar ihr Betriebspraktikum bei der Emschergenossenschaftabsolvieren.