Jugendliche des Maria-Wächtler-Gymnasiums absolvierten zehnstündigen Benimmkurs.Abschlussmenü im Rüttenscheider Restaurant. Auch Kleiderwahl und sicheres Auftreten waren Themen

Rüttenscheid. Es war ein Bild für die Götter, das sich im Restaurant "Raum eins" an der Rüttenscheider Straße bot. 30 Jugendliche saßen aufrecht im feinen Zwirn vor ihren Tellern und führten die Gabel zum Mund - nicht umgekehrt.

Gelernt hatten sie das in einem zehnstündigen Benimmkurs, den das Maria-Wächtler-Gymnasium in Kooperation mit der Tanzschule Lentz für sie organisiert hatte. Im "Raum eins" trafen sie sich schließlich, um unter den strengen Augen der Kursleiter ihr Können zu beweisen.

Ein bisschen mulmig war den Schülern schon zumute. Schließlich gab es viel zu beachten: "Serviette auf den Schoß, Ellbogen vom Tisch und das Glas bitte nur am Stiel anfassen", fasste Thomas Püttmann-Lentz, Leiter der Arbeitsgemeinschaft, einige wichtige Regeln zusammen - für die Schüler des Maria-Wächtler-Gymnasiums mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Auch welcher Wein in welches Glas gehört, hatten sie in dem Kurs gelernt, obwohl es beim Abschlussessen nur Apfelschorle gab - Jahrgang 2007 versteht sich.

Das Drei-Gänge-Menü, getauft auf den Namen "guter Ton", schien zu gefallen. Neben einem "leichten Tomatensüppchen", Hähnchenbrust auf Kaiser-Rahmgemüse und Vanillecreme mit Beerensoße, gab es vor allem viel Gesprächsstoff. Besonders interessierten sich die Jugendlichen für die Kleiderwahl ihrer Mitschüler.

Jan Grahe (16) hielt den strengen Blicken seiner Tischnachbarinnen erfolgreich stand. Stolz zog er seine blank polierten schwarzen Schuhe unter dem Tisch hervor und erntete Bewunderung, als sogar die Socken dazu passten. "Es ist wichtig, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden, und wie man eine Krawatte bindet, weiß ich ja jetzt auch", sagte der frisch gebackene Knigge-Kundige. Auch die Damen im Kurs hatten sich in der Kunst des Krawattenbindens geübt: "Falls wir mal einen Mann heiraten, der das nicht kann", kicherten Frania Bayer und ihre Mitschülerinnen.

Es sei erstaunlich, wie gut das Angebot von den Jugendlichen angenommen worden sei, bemerkte Gabriele May, die den Kurs von schulischer Seite aus mitorganisiert hatte. "Die Schüler kamen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen in den Kurs, erwiesen sich aber alle als sehr engagiert", urteilte die Lehrerin. Dass Manieren in der Gesellschaft immer weniger beachtet würden, sei seit langem kein Geheimnis mehr. "Es geht leider sehr viel verloren", bedauerte Tanz- und Etikettelehrer Thomas Püttmann-Lentz.

Vor allem in den Medien würden gesellschaftliche Regeln oft missachtet: "Wenn Boris Becker im Fernsehen genüsslich das Messer ableckt, ist das sicherlich kein gutes Vorbild für unsere Kinder", sagte Püttmann-Lentz. Dabei sei gutes Benehmen immer noch ein großes Muss: "Man glaubt gar nicht, wie viele Bewerber bei Vorstellungsgesprächen allein aufgrund schlechten Benehmens abgelehnt werden", berichtete der erfahrene Fachmann.

Nach dem erfolgreich bewältigten Abschlussessen erhielt jeder Teilnehmer ein "Gesellschaftszertifikat". "So ein Zeugnis macht sich bei Bewerbungen erfahrungsgemäß sehr gut", erklärten die Kursleiter. Vor allem hatten die 30 Schüler fürs Leben gelernt: Ob erstes Date, Bewerbungsgespräch oder Abendessen mit dem Chef: Für die Kurs-Absolventen ist das gesellschaftliche Parkett deutlich weniger rutschig geworden.