Die ev. Gehörlosengemeinde entzündet Kerze in ihrer neuen Heimat, der Reformationskirche.

Holsterhausen/Rüttenscheid. Die ev. Gehörlosengemeinde zieht um: Zukünftig wird die Gemeinde ihre Gottesdienste, die bisher in der Lukaskirche in Holsterhausen stattfanden, in der Rüttenscheider Reformationskirche an der Julienstraße 39 feiern. Symbolisiert wurde der Umzug durch die große Gottesdienstkerze der Gemeinde, die jetzt in der Reformationskirche aufgestellt und entzündet wurde. Zum ersten Gottesdienst in der Reformationskirche laden Gehörlosenseelsorger Volker Emler und der ev. Gehörlosenverein Essen für Sonntag, 4. Mai, um 15 Uhr ein; anschließend besteht im Rahmen eines Maifestes die Gelegenheit, das Gotteshaus näher kennen zu lernen. Das Gemeindezentrum der Gehörlosengemeinde an der Henckelstraße 22 in Holsterhausen bleibt bestehen. Dort finden weiterhin eine regelmäßige Bildungs- und Treffpunktarbeit für verschiedene Altersgruppen sowie Bibelgesprächskreise statt. Zu den Gottesdiensten, die in der Gebärdensprache gehalten werden, kommen „regelmäßig um die 70 Gemeindeglieder", berichtet der ev. Gehörlosenseelsorger Volker Emler. „Bei besonderen Gottesdiensten sind wir aber viel mehr, oft sogar weit über 200." Auch Lieder werden im Gottesdienst übrigens gesungen: „Es gibt Gebärdenlieder", so Emler. Die Orgel werde aber natürlich nicht benötigt. Außer den Gottesdiensten, die immer am ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr stattfinden, will die Gehörlosengemeinde auch den Weltgebetstag, ihr jährliches Gemeindefest und die „Nacht der offenen Kirchen" in der Reformationskirche feiern. Andrea Huckemeier, Vorsitzende des ev. Gehörlosenvereins Essen, dem knapp über 100 Mitglieder angehören, sieht den Umzug mit einem „weinenden und einem lachenden Auge: 22 Jahre lang war die Lukaskirche unsere gottesdienstliche Heimat und wir haben uns dort sehr wohl gefühlt." Andererseits mache sie die Gastfreundlichkeit, die sie in der Rüttenscheider Gemeinde sofort gespürt habe, sehr froh. Ein Vorteil sei auch der große, helle Raum, in den durch die Deckenfenster viel Licht falle. „Dadurch werden die Gebärden deutlicher sichtbar als in der Lukaskirche", hat Volker Emler bereits festgestellt. Für ihn ist die Umgebung ohnehin nicht neu: Der Pfarrer hat dort bereits an Kinderbibelwochen mitgewirkt und den jungen Teilnehmern das Vaterunser in Gebärdensprache beigebracht. Für Pfarrer Bernd Holthaus von der gastgebenden Rüttenscheider Kirchengemeinde war die Aufnahme der Gehörlosengemeinde selbstverständlich: „Über die besondere Bereicherung unseres Gemeindelebens, die mit dem Umzug verbunden ist, freuen wir uns natürlich sehr. Unsere Kirche und das Gemeindezentrum sollen so oft wie möglich geöffnet sein. Und die Arbeit für und mit Menschen, die verschiedenste Beeinträchtigungen haben, ist ohnehin schon lange ein Schwerpunkt unserer Gemeinde."