Service-Gedanke steht bei Markthändlern, die bei winterlichen Verhältnissen ausharren, im Vordergrund.Warme Kleidung schützt Verkäufer. Planen und Heizstrahler helfen bei kälteempfindlicher Ware
Rüttenscheid. Wo sonst Stand an Stand steht und die Kunden Schlange stehen, herrscht derzeit gähnende Leere. Fisch, Fleisch, Brot, Eier, Käse, Oliven, ein bisschen Obst und etwas Kleidung - viel mehr gab es am Mittwoch auf dem Rüttenscheider Markt nicht zu kaufen. Die meisten Händler waren erst gar nicht angereist. Und sollten die Temperaturen so frostig bleiben, wird sich das in den nächsten Tagen wohl auch nicht ändern.
Die Kunden nicht zu enttäuschen - das ist für die meisten Händler, die trotzdem da sind, das Hauptargument. Denn der Verdienst hält sich angesichts der wenigen Besucher eher in Grenzen. "Einige Stammkunden waren da, aber großartig verdienen kann ich nichts, wenn ich den Stand mit neun Gasflaschen heizen muss", sagt Obsthändler Johannes Schandelle, Sprecher der Beschicker. "Aber das ist halt eine Service-Geschichte."
"Wir sind trotzdem hier, weil vor allem ältere Menschen auf uns angewiesen sind", sagt Ursula Kunz, die Brot und Gebäck verkauft. Diese Waren seien einigermaßen unempfindlich gegen Frost, aber bei Obst und Gemüse sehe das schon anders aus. "Auch auf dem Großmarkt gibt es derzeit nur ein geringes Angebot", berichtet die Verkäuferin.
"Wir haben abends noch Schnee geschaufelt und gestreut, um überhaupt sicher auf den Platz zu kommen. Und dann kamen Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die uns darauf aufmerksam machten, dass wir in zehn Minuten von der Fläche verschwinden müssten", wundert sich Fischverkäuferin Beatrix Liffers. Sie gehe davon aus, dass gerade ältere Kunden sich gar nicht erst vor die Tür wagten. "Die Händler sind vertraglich verpflichtet, für Verkehrssicherheit um ihren Stand zu sorgen", bestätigt Rolf Friesewinkel von den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE).
Um den Fisch machen sich sowohl Beatrix Liffers als auch der Kollege Patrick Roülaüx aus Venlo wenig Sorgen, wohl aber um ihre angemachten Salate. "Nicht schön, wenn das alles friert", sagt der Holländer, der dennoch die weite Anreise in Kauf genommen hat. "Unsere frischen Waffeln kommen auch bei Kälte gut an", weiß Brotverkäuferin Walburga Plankert. Wie Fleischverkäufer Johannes Warmeling versucht sie, an allen Markttagen da zu sein - als Dienstleistung am Kunden.
Nicht alle Besucher ließen sich durch das Wetter abschrecken und nutzten vorsichtig die freigeschaufelten Pfade, um zu ihren Händlern zu kommen. Rolf Friesewinkel (EBE) hält die aktuelle Situation allerdings schon für extrem: "Wir bemühen uns, zwei bis drei Wege zu schaffen, von Tag zu Tag die Flächen für die jeweiligen Märkte herzurichten und die Voraussetzung für die Händler zu schaffen, die kommen wollen."
Viele Beschicker seien auf minus 15 Grad Celsius einfach nicht vorbereitet gewesen, befürchtet Johannes Schandelle, der aber am Ende froh war, die Stellung für die Stammkunden gehalten zu haben.