Essen-Bredeney. . Auch lange nach seinem Abitur engagiert sich Musikproduzent Alexander Werth an seiner ehemaligen Schule. Etwa bei „Grata – Grashof tanzt“.

Im Trainingsanzug und mit knallpinken Sportschuhen steht Carina Tewes (40) vor gut 200 Schülern auf der Tribüne der Aula des Grashof-Gymnasiums. Die Sport- und Erdkundelehrerin strotzt vor Elan. „Jacke weg, Schuhe aus, Zopf machen und los geht’s“, ruft sie den Schülern zu. „Grata – Grashof tanzt“. Bühne frei zur ersten Probe.

Rucksäcke und Taschen landen auf dem Boden, Jacken und Mäntel werden weggelegt. Ein Gewusel, bis alle ihren Platz gefunden haben. Doch mit den ersten Tönen der Musik sind alle Augen im Saal auf Carina Tewes gerichtet. In die Hocke gehen, aufspringen, die Hände in die Luft strecken und Schritt für Schritt zur Seite – die Tänzer geben alles. Im Hintergrund steht das Vokalensemble und begleitet den Eröffnungstanz.

Zusätzliche Nachtschicht

Alexander Werth sitzt in der zweiten Reihe und schaut zu. 2005 machte der 31-Jährige am Grashof-Gymnasium sein Abitur, heute komponiert und produziert er Musik fürs Fernsehen. Doch noch immer ist er mit seiner ehemaligen Schule verbunden. Für „Grata“ entwirft Werth die Programmhefte und hat die Musik zum Eröffnungstanz nachproduziert. Auch wenn er für Jan Böhmermanns Sendung „Neo Magazin Royale“ oder für die „1Live Krone“ Musik schreibt und beruflich sehr eingespannt ist, nimmt sich Werth einmal im Jahr Zeit für seine alte Schule – obwohl das manchmal eine zusätzliche Nachtschicht bedeutet.

Seine Zeit an dieser Schule hat Werths Lebensweg maßgeblich beeinflusst. „Ich weiß nicht, ob ich ohne die Förderung meiner Lehrer hier da wäre, wo ich heute bin.“

Schon früh haben diese erkannt, dass eine unbändige Schaffenskraft in diesem Schüler steckte. „Er war mit Feuereifer dabei, keine Mühe war ihm zu viel“, erinnert sich Hillen Rasmus, die den jungen Alexander Werth unterrichtete. Er spielte Schlagzeug und Theater, drehte Videos und kümmerte sich bei den Schulaufführungen um die Technik. „Die Aula war mein zweites Zuhause“, erzählt er heute.

Als Anfang der 2000er-Jahre der musikalische Bereich des Gymnasiums ausgebaut und Musicals und Tanz eingeführt wurden, da war Werth gleich vorne dabei. Nach dem Abitur schrieb er mit seinem ehemaligen Musiklehrer im Keller seiner Eltern das Musical „Doppelpass“. Songs, mit denen er sich in Düsseldorf für ein Studium der Ton- und Bildtechnik bewarb und angenommen wurde. „Ich habe hier einfach den Mut bekommen, Musik beruflich zu machen.“

„Bei Grata sind wir wie eine riesige Familie“

Wenn Werth nun bei den Grata-Proben zuschaut, dann kommen Erinnerungen hoch, erkennt er sich in den Schülern wieder. Ein Lächeln zaubert ihm das diesjährige Motto „Lebenslänglich“ ins Gesicht. Steht es doch sinnbildlich für seine Verbindung zum Grashof.

Auch in den kommenden Jahren will Alexander Werth immer wieder mit anpacken. „Ich hoffe, dass ein oder zwei Schüler dabei sind, die ich ermutigen kann, einen ähnlichen Weg einzuschlagen.“ Einen Interessenten, der 2017 ein Praktikum machen wird, gibt es schon.

Auch Carina Tewes engagiert sich sehr für die Schüler. Seit sie Referendarin im Haus ist, macht sie beim „Grata“ mit: „Das ist eine ganz andere Atmosphäre hier als im Unterricht. Bei Grata sind wir wie eine riesige Familie.“

Mit ihrem tänzerischen Hintergrund – sie hat früher Ballett und Modern Dance getanzt – entwickelt Tewes gemeinsam mit zwei Kolleginnen die Choreographie für den Eröfffnungs- und den Abschlusstanz. Die anderen Tänze entwickeln die Schüler in Sportkursen und Tanz-AG’s selbst.

Lusia Riethmüller, Maret Rasmus, Chiara Schwarz und Marla Steidel aus der Neunten etwa haben zur Musik aus „Kill Bill“ einen Solotanz einstudiert. In schlichten schwarzen Kleidern setzen sie sich tänzerisch mit dem Tod auseinander. „Toll, dass man sich übers Tanzen ausdrücken kann“, sagt Chiara. „Und dass alle mitmachen können“, ergänzt Marla. „Grata“, darin sind sich die Schülerinnen einig, ist etwas ganz Besonderes.