Essen-Rüttenscheid. . Kollegen aus dem ehemaligen Satiricon bauten das Theater Rü-Bühne im Girardethaus mit viel Engagement auf. Jährlich gibt es rund 80 Veranstaltungen.

Detlef Fuchs hält eine Postkarte hoch: „Alle sagten, das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hat es getan“, steht darauf geschrieben. Den Spruch hat Detlef Fuchs verinnerlicht, ja, eigentlich war er vor genau zehn Jahren sogar derjenige, der es nicht wusste und dann halt gemacht hat: Er rief die Rü-Bühne ins Leben.

Mit Antje Domeier und Fritz Jaeger, seinen ehemaligen Kollegen aus dem Satiricon-Theater, an dem er die Schauspielabteilung leitete, fand er schnell Mitstreiter. Die besaßen genauso viel Idealismus und wollten das Projekt auf jeden Fall gemeinsam mit ihm stemmen.

Also hieß es Ärmel hochkrempeln und anpacken. In den ehemaligen Räumlichkeiten eines Getränkemarktes im Girardethaus sollte die Studiobühne entstehen. „Als wir zum ersten Mal hier rein kamen, stank es nach Bier und Schnaps“, erinnert sich Theaterpädagogin Antje Domeier. Also half nur: kräftig lüften und frischen Wind hineinlassen.

In Eigenregie und mit Hilfe vieler Freunde wurden die insgesamt 300 Quadratmeter monatelang renoviert. Die Theatermacher steckten eigene finanzielle Mittel in das Projekt, nahmen Privatkredite auf. „Manchmal haben wir uns damals schon gefragt, ob wir nicht etwas irre sind“, lacht Detlef Fuchs. Vielleicht waren sie es auch, doch der Enthusiasmus und der feste Glaube an die Sache halfen den Initiatoren. Heute ist die Rü-Bühne (vorerst „Die Bühne“) aus der Essener Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Etwa 80 Veranstaltungen finden pro Jahr statt. Die Auslastung liegt bei etwa 60 Prozent.

Dabei geht das kleine Haus auch mal unkonventionelle Wege und weicht von eingefahrenen Programmen oder festen Genres ab. Außergewöhnliche Bühnenkunst mit elektronischer Musik steht genauso im Kalender der Rü-Bühne wie Kabarett oder live vertonte Stummfilm-Inszenierungen. Die etwa 70 Quadratmeter große Bühne wird von Kindern, Senioren, Jugendlichen, Profis, Amateuren sowie von Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung bespielt. Das integrative Festival „Inclusiv“ etwa findet seit acht Jahren statt und ist überregional bekannt.

Neben zahlreichen Gastspielgruppen oder Gastregisseuren, die abwechselnd im Scheinwerferlicht stehen, zählt das Haus sieben eigene Ensembles. Wohl nicht umsonst bezeichnet sich die Rü-Bühne als ein Ort der Begegnung, an dem die unterschiedlichsten Projekte und Kooperationen zum Mitmachen anregen und Nachwuchstalente gefördert werden sollen.

Zum Zehnjährigen zieht der Vorstand um Detlef Fuchs, Antje Domeier, Oskar Plate und Fritz Jaeger ein zufriedenstellendes Resümee. Ausruhen ist jedoch nicht angesagt, denn jetzt stehen schließlich die nächsten zehn Jahre bevor. In Zukunft soll zum Beispiel das Marketing ausgebaut und ein Förderkreis gegründet werden. Am Konzept wird sich aber nicht viel ändern.

Am Samstag, 5. November, erwartet die Gäste eine musikalische Zeitreise. Rudi Rhode & Pocket Band bringen „Rio Reiser: Junimond“ auf die Rü-Bühne. Neben einem 70-minütigen Musikprogramm gibt es schauspielerische Szenen, sowie Informationen über den Musiker und Original-Interviews. Beginn: 20 Uhr; Eintritt: 13 Euro (ermäßigt 9 Euro). Der komplette Spielplan steht auf www.ruebuehne.de/spielplan.de