Essen-Holsterhausen. . TVG Holsterhausen baut Räume an der Hans-Thoma-Straße um und will dort Reck und Barren anbieten. Auch Kniebeugen und Liegestütze sind beliebt.

Für die einen sind Reck, Barren und Sprossenwand mit unangenehmen Erinnerungen an den Sportunterricht verbunden. Andere denken gern an die Zeit zurück, als man sich noch mit einfachen Geräten fit halten konnte statt mit den heute üblichen Hightech-Maschinen. Wer es klassisch mag, wird sich freuen, dass der vor einiger Zeit aus den USA herübergeschwappte Trend zu alten Geräten und Übungen, die man nur mit dem eigenen Körper absolviert, jetzt auch hier angekommen ist. Seit Anfang des Jahres bietet der Sportverein TVG Holsterhausen eine Fitness-Gruppe unter dem Namen Calisthenics (griechisch: schöne Kraft) an, die sich dienstags von 19 bis 21 Uhr in der Gesamtschule Holsterhausen trifft.

„Zusätzlich werden wir unser Sportzentrum an der Hans-Thoma-Straße umbauen und als Ausgangspunkt für die sportlichen Aktivitäten gestalten“, sagt Übungsleiter und Vorstandsmitglied Tobias Wehr. Der Umbau soll in den Sommerferien beginnen. Dabei werden Wände und Decken herausgebrochen, um einen großen, offenen Bereich zum Trainieren zu schaffen. „Wir wollen eine Atmosphäre bieten, die besonders junge Leute anspricht, eine Art Lagerhalle, die bewusst im angesagten Shabby-Chic-Stil mit Gebrauchsspuren gestaltet ist.“ Am liebsten würden die Verantwortlichen den Raum mit alten, gebrauchten Turngeräten bestücken, doch da sei nicht so einfach heranzukommen.

Der Trend „Zurück zu den Wurzeln“ vereint turnerische Elemente und Fitnessübungen, soll Kraft, Balance, Koordination, Körperspannung und Beweglichkeit verbessern. Übungsleiter und Physiotherapeut Chris Warner achte darauf, dass klassische Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen und Handstand korrekt ausgeführt würden, um Verletzungen vorzubeugen. Calisthenics sei für alle Altersgruppen und jeden Fitnesszustand geeignet.

Der Trend zur Bewegung ohne komplizierte, computergesteuerte Geräte, dafür aber mit dem Einsatz des eigenen Körpergewichts, sei aus der New Yorker Bronx gekommen, wo die Leute nicht viel Geld in teure Fitnessgeräte investieren könnten. Stattdessen nutzten sie die vorhandenen Dinge auf Spielplätzen oder in Turnhallen oder trainierten Liegestütze einfach mal im Freien. Typisch für die Übungen seien Anleihen aus Hip-Hop oder Breakdance. „Im Gegensatz zum Turnen, wo ja konkrete Elemente gefordert sind und es auch auf die korrekte Ausführung ankommt, sollen die Teilnehmer beim Calisthenics auch experimentieren und kreativ mit den Geräten umgehen“, erläutert Tobias Wehr.

In den Räumen an der Hans-Thoma-Straße will TVG Holsterhausen soziale Projekte in Kooperation mit der Universität, mit Schulen oder Flüchtlingseinrichtungen durchführen. Um Umbau und Ausstattung in dem neuen Zentrum zu finanzieren, versucht der Verein, Gelder über Stiftungen zu erhalten.

TVG Holsterhausen bringt nicht nur Menschen in Bewegung, sondern will auch in Sachen gesunde Ernährung aufklären. Inzwischen hat der an der Keplerstraße beheimatete Sportverein ein Stoffwechselzentrum aufgebaut. Zusätzlich zur Ernährungsberatung bietet TVG seit Jahresbeginn eine Stoffwechsel-Diagnose an. Ein spezielles Gerät ermittelt die Werte aus der Atemluft, per Computer werden dann Diagramme erstellt.

„Die Teilnehmer müssen fünf Minuten lang durch ein Mundstück atmen, dürfen drei Stunden vorher nichts gegessen und am Tag vorher keinen Sport getrieben haben“, sagt Fitnesstrainer und Ernährungsberater Pierre Augst. Durch das Verfahren könne man den Energiebedarf ermitteln, also, wie viele Kalorien der Mensch benötige. Bei Leistungssportlern messe man unter Belastung auf dem Laufband. „Bei uns wird der Energieumsatz im Ruhezustand gemessen. Der Ruheumsatz macht 75 Prozent aus“, sagt Augst. Durch das Verfahren könne man feststellen, ob sich der Teilnehmer eher im Fett- oder im Zucker-Stoffwechsel befinde. „Je höher der Fett-Stoffwechsel, desto besser, weil der Körper dann eigene Fettreserven verbraucht“, so Augst.

Solange Zucker vorhanden sei, greife der Körper darauf zurück, weil der einfacher zu verwerten sei als Fett. Zu viel Zucker begünstige aber die sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes. „Nach dem Test analysieren wir die Werte, erklären sie und beraten, wie sie sich durch Ernährungsumstellung verbessern lassen“, sagt Augst. TVG strebe eine Zusammenarbeit mit Ärzten an, die einen solchen Test für ihre Patienten für sinnvoll halten. Der Test mit Beratung, für den man sich etwa eine Stunde Zeit nehmen sollte, kostet 25 Euro, in Kombination mit einem zweiten Test vier Wochen später 39 Euro. Infos unter Telefon 87 450 46.