Essen-Holsterhausen. . Der neue Gemeinschaftsgarten an der Planckstraße soll bald bepflanzt werden. Die Stadt hat bereits Hochbeete installiert. Flüchtlinge sollen mithelfen.
Gemeinschaftsgärten liegen im Trend und entstehen gerade an verschiedenen Stellen der Stadt. Das Areal an der Planckstraße in Holsterhausen, unweit der A40, das sich in wenigen Wochen von einer tristen Fläche in einen blühenden Zier- und Gemüsegarten verwandeln soll, ist allerdings etwas Besonderes. Das Gelände eines ehemaligen Spielplatzes liegt direkt neben einem Bolzplatz und gegenüber dem Flüchtlingszeltdorf.
Gruppe ist schnell gewachsen
Dementsprechend ist die Zielsetzung der Bürger, die den Garten anlegen und pflegen wollen: „Wir möchten auf jeden Fall etwas mit den Flüchtlingen gemeinsam machen. Ansonsten hoffen wir, dass die Bewohner der umliegenden Wohnhäuser einfach mitmachen, wenn sie uns hier arbeiten sehen“, sagt Anika Herweg. Die 36-Jährige kennt sich mit dem Thema Garten aus und hat die Koordination der Gruppe übernommen. „Die ist schnell von fünf auf über 30 Leute angewachsen“, ergänzt Susanne Groppe vom Bürgerbund Holsterhausen, der das Projekt Gemeinschaftsgarten Planckstraße unterstützt.
Rund 350 Quadratmeter, schätzt Groppe, seien dort zu beackern. Insgesamt seien mit dem Haumannplatz, der Lise-Meitner- und der Planckstraße drei neue Gartenflächen im Essener Westen hinzugekommen.
Der Bolzplatz nebenan soll auf jeden Fall erhalten bleiben. „Wir hoffen, dass die Jugendlichen, die ihn nutzen, vielleicht auch Interesse am Gärtnern entwickeln“, sagt Anika Herwig. Sie sei über die Ehrenamt-Agentur zu dem Projekt gekommen. Die Idee, einen nicht mehr genutzten und inzwischen ziemlich heruntergekommenen Spielplatz in eine grüne Oase im Stadtteil zu verwandeln, gefiel ihr. Im Hinblick auf die Grüne Hauptstadt 2017 unterstütze die Stadt solche Projekte, habe an der Planckstraße den Boden bereits entsiegelt, frische Erde aufgeschüttet und zwei Hochbeete aufgestellt.
Sobald es wärmer wird, wollen die Hobbygärtner loslegen. Vorher müssen die Aufgaben verteilt werden. Ein Konzept soll beim nächsten Treffen in der Kleinen Offenen Tür (KOT) der Gemeinde St. Mariä Empfängnis, Barthel-Bruyn-/Ecke Raffaelstraße, am heutigen Mittwoch, 30. März, 18.30 Uhr, besprochen werden. Hobbygärtner sind dazu willkommen.
Zu klären sind noch einige Punkte: Zum Beispiel sei die Beschaffung von Wasser ein Problem, da es keinen Anschluss auf der Fläche gebe und die Nutzung von Hydranten aufwendig und teuer sei. Die Gartenfreunde hoffen, entweder Wasser aus dem Flüchtlingsdorf, der nahe gelegenen Sporthalle oder aus umliegenden Privathaushalten nutzen zu können. Sponsoren seien gern gesehen. Das Areal, das derzeit mit nur einer Bank kaum Aufenthaltsqualität bietet, soll zum Treffpunkt für die Nachbarn werden. „Die Fläche bleibt natürlich allen zugänglich“, so Herweg. Angedacht seien Feste, bei denen das angebaute Gemüse zu den Grillwürstchen verzehrt werden könne. Weitere Bänke oder eine Gestaltung der niedrigen Mauer als Sitzgelegenheit wären da sinnvoll.
Gartengeräte, die teils von Holsterhauser Schulen übernommen werden, sollen in einer abschließbaren Kiste auf dem Gelände gelagert werden. Die Schulen sollen auch in die Projektarbeit eingebunden werden. Gartenabfälle und Grünschnitt sollen in den Kompost wandern. „Wir überlegen, ob nicht die Nachbarn dort auch ihre Kartoffelschalen und ähnliches entsorgen können“, sagt Anika Herwig. Auf Tafeln könne man die richtige Befüllung erklären.
Gitterzaun beranken
Als feste Gartenarbeitstage sind bisher der Mittwoch und der Samstag im Gespräch. Man greife dabei auf die Erfahrungen aus den bereits länger bestehenden Gemeinschaftsgärten, zum Beispiel im Siepental, zurück. An Ideen mangelt es jedenfalls nicht. Herwig: „Schön wäre es, den Gitterzaun des Bolzplatzes mit rankenden Blumen freundlicher zu gestalten. Da hätten auch die Nachbarn etwas von.“ Der Garten wird ökologisch und nachhaltig bearbeitet, ohne Kunstdünger und mit biologischem Saatgut. Auch ein Insektenhotel könnte an der Planckstraße entstehen.
Insgesamt gibt es aktuell knapp zehn Gemeinschaftsgärten. Nicht alle befinden sich auf städtischen Grundstücken. Im Rathaus begrüßt man das Engagement der Bürger in Sachen Gemeinschaftsgärten, besonders im Hinblick auf die Grüne Hauptstadt 2017. „Die Stadt stellt deshalb auch einige Brachflächen für solche Aktivitäten zur Verfügung und unterstützt bei den Vorbereitungsarbeiten. Es werden Bodenproben genommen, alte Betonplatten entfernt, Hochbeete aufgestellt und ähnliches“, erklärt Sebastian Schlecht vom Büro der Grünen Hauptstadt.
Aktivitäten in den Gärten wie Tage der offenen Tür oder Workshops sollen auch ins Programm der Grünen Hauptstadt aufgenommen werden. Geld für die Gemeinschaftsgärten könne die Stadt angesichts der Haushaltslage nicht geben, da das nicht zu den Pflichtaufgaben der Stadt gehöre. „Die Bürger leisten mit den Gemeinschaftsgärten einen großen Beitrag zu einer lebenswerten Stadt. Das ist auf jeden Fall unterstützenswert“, so Schlecht. Es sei eine gute Sache, ungenutzte Flächen mit relativ geringem Aufwand auf diese Weise umzugestalten. Wenn sich irgendwo Fördermöglichkeiten – zum Beispiel durch Landesmittel im Rahmen der Grünen Hauptstadt – ergeben würden, sei das natürlich positiv.