Essen-Rüttenscheid. . Bewohner der vor dem Abriss stehenden Häuser an der Köndgenstraße einigen sich auf gemeinsame Forderungen. Vivawest nahm nicht an Versammlung teil.

Die schriftliche Einladung zur Mieterversammlung an die Verantwortlichen bei Vivawest war unbeantwortet geblieben. Entsprechend überraschte es die Bewohner der Köndgenstraße nicht, dass am Mittwochabend kein Vertreter der Wohnungsgesellschaft auftauchte. Die Sorgen und Ängste der Bewohner, die zum Teil seit 60 Jahren in dem Quartier zwischen Messe und Alfredstraße leben, minderte das nicht.

Die Vivawest möchte die bestehenden Immobilien aus dem Jahr 1922 abreißen und durch Neubauten ersetzen. Die Zahl der Wohneinheiten würde so von heute 24 auf rund 70 aufgestockt. Bereits seit längerem werden die leer stehenden Wohnungen nicht mehr neu vermietet; 16 Mietparteien leben aktuell noch in den Häusern.

„Es wäre schön mal wieder beruhigt einschlafen zu können“, verdeutlichte eine ältere Dame den Druck, unter dem sie seit Bekanntwerden der Pläne steht. Die Tochter eines betagten Ehepaars, das ebenfalls in den Häusern lebt, hat bereits einen Arzt konsultiert: „Er hat bestätigt, dass beide schon gesundheitlich kaum in der Lage sind, einen Umzug zu bewältigen.“

Die Vivawest hatte ihrerseits Einzelgespräche angeboten, um die Mieter bei der Suche nach einer neuen Wohnung zu unterstützen und eine Beteiligung an den Umzugs- und Renovierungskosten auszuhandeln. Nur individuell könne man Lösungen finden, hatte das Unternehmen seine Ablehnung gegenüber eines Gruppengesprächs begründet. Einige Mieter haben bereits solche Einzelgespräche geführt, wie am Mittwoch deutlich wurde. „Die kannten nicht einmal den Mietvertrag meiner Eltern. Darüber hinaus hat man uns nicht gut beraten, wie es nun konkret weiter gehen soll und wie die Hilfen aussehen. Unterstützung beim Umzug ist ein weites Feld: Werden auch die Kisten gepackt oder stellt man uns nur einen Wagen zur Verfügung? All das konnte nicht geklärt werden. Wir stehen auch als Familienangehörige unter enormem Druck“, schilderte die Tochter eines Rentnerpaares.

Bis zum heutigen Freitag hält die Vivawest ihr Gesprächsangebot aufrecht, danach werden wohl die ersten Kündigungen ausgesprochen. So zumindest hatte es das Unternehmen zuletzt in einem Schreiben angekündigt.

Mit Unterstützung der Mietergemeinschaft Essen e.V. haben sich die Mieter am Mittwoch auf gemeinsame Forderungen geeinigt, die sie der Vivawest in einzelnen Gesprächen mitteilen wollen. „Wir lassen uns nicht auseinander dividieren und möchten verhindern, dass Nachbarn aufgrund von gutem oder schlechtem Verhandlungsgeschick benachteiligt oder bevorzugt werden“, verdeutlichte Mieter Ben Nows. Sollten die Gespräche scheitern, scheut die Mietergemeinschaft nicht den Gang vors Gericht. „Dann kann ein Richter entscheiden, ob die Verwertung des Grundstücks als Kündigungsgrund ausreichend begründet ist“, sagte Mieter David Weise.