Essen-Haarzopf. . Die Kleiderkammer für Flüchtlinge in Haarzopf wird gut angenommen. Verdreckte Sachen und Leute, die nicht zahlen wollen, sorgen für Ärger.

Mitte Oktober 2015 öffnete die Kleiderkammer für Flüchtlinge, die in den beiden Haarzopfer Unterkünften Auf’m Bögel und Hatzper Straße untergebracht sind. Im ehemaligen Gemeindesaal der aufgegebenen Kirche St. Maria Königin am Neulengrund können die Bürger Kleidung abgeben, die Flüchtlinge können einkaufen. Am heutigen Donnerstag ist die Kleiderkammer aufgrund der Weihnachtsferien noch geschlossen, ab 14. Januar gelten wieder die üblichen Zeiten, allerdings 14-tägig: 16 bis 17 Uhr für die Annahme und 17 bis 19 Uhr für die Abgabe der Sachen.

Freude und Frust liegen für die rund 20 Helfer ganz nah beieinander. „Eigentlich ist es toll angelaufen“, sagt Tanja Vacilotto (47), die mit ihrem Team die Kleiderkammer organisiert. Die Spendenbereitschaft bei den Bürgern sei riesig, der Bedarf bei den Flüchtlingen groß. „Zwischenzeitlich waren die Ständer und Tische so voll, dass wir keine Kleidung mehr annehmen konnten.“ Der Annahmestopp war unter anderem notwendig geworden, weil auf dem Marktfest auf der Margarethenhöhe im Herbst fünf Busladungen voller Sachen zusammengekommen waren. Der Annahmestopp ist aber wieder aufgehoben. „Die Flüchtlinge nehmen das Angebot gut an. Es ist donnerstags immer brechend voll“, sagt Tanja Vacilotto. Viele Flüchtlinge, die anfangs noch zum Einkauf begleitet wurden, kämen jetzt regelmäßig und selbstständig vorbei. Und einige würden sogar inzwischen beim Sortieren und Verkaufen helfen, freut sich Vacilotto. Bewährt habe sich die Praxis, die Sachen, auch Haushaltgeräte, für „kleines Geld“ abzugeben, um die Wertschätzung zu erhöhen.

Zum Treffpunkt für die Flüchtlinge habe sich der Café-Bereich entwickelt. Viele würden dort nach dem Einkauf noch bei Kaffee und Kuchen zusammenbleiben und Kontakte knüpfen. Die Kleiderkammer soll voraussichtlich bis Sommer geöffnet bleiben, bis die Verträge mit potenziellen Investoren für Wohnbebauung auf dem alten Kirchengelände unterschrieben seien und die Gebäude abgerissen würden. Bei aller Freude über die gute Resonanz auf das Angebot berichtet Tanja Vacilotto auch von unangenehmen Erlebnissen. Es sei vorgekommen, dass jemand große Taschen vollpacke, zum Teil sogar mit Neuware, aber nicht bezahlen wolle. „Wir haben die Leute aufgefordert, die Sachen wieder auszupacken und zu gehen“, so Tanja Vacilotto. Sie vermutet, dass die Sachen vielleicht auf dem Flohmarkt weiterverkauft werden sollten.

Ohne Handschuhe sortieren die Helfer keine Kleiderpakete. Zu oft seien schon völlig verdreckte oder schimmelige Sachen abgegeben worden, zu groß sei die Angst vor Säure, scharfen Gegenständen oder ähnlichen gefährlichen Überraschungen. „Wir nehmen keine geschlossenen Koffer an. Die müssen die Leute vor der Tür auspacken“, erklärt Vacilotto. Die Kleiderkammer versorge inzwischen auch Flüchtlingsunterkünfte in Nachbarstadtteilen und Obdachlose mit Sachen. Mit Spenden unterstütze man auch andere soziale Projekte, kaufe Schulbedarf für die Flüchtlingskinder oder Kekse fürs Café.