Essen-Rüttenscheid/Südviertel. . Der Baurausch war das bestimmende Thema des Jahres. Der tragische Unfalltod einer 27-Jährigen versetzte den gesamten Stadtteil in tiefe Trauer.
Wir schauen auf die Ereignisse des zurückliegenden Jahres zurück: Die Schlagzeilen wurden vor allem vom Baurausch bestimmt, bis zu 1000 neue Wohnungen könnten in den nächsten Jahren entstehen. Ein Umstand, der bei vielen Bürgern auch auf Sorge stößt. Nicht wenige fürchten ein Verkehrschaos in den ohnehin überlasteten Straßen des Stadtteils. Doch auch darüber hinaus war das Jahr 2015 ein ereignisreiches: Klicken Sie sich durch unseren Jahresrückblick. Über die Links gelangen Sie zu den jeweiligen ausführlichen Berichten.
Januar
7. Januar: Die Stadt setzt das Gelände der Sportfreunde 07 auf die Vorschlagsliste für Flächen zur Neubebauung – und stößt damit auf Protest bei Verein, Bevölkerung und Bezirkspolitik.
20. Januar: Die Mieten für Ladenlokale in der 1A-Lage der Rüttenscheider Straße zwischen Stern und Martinstraße sind um 20 Prozent gestiegen. Vor allem Franchisekonzepte und Ketten wurden angelockt: Neben dem Filetshop aus Dortmund eröffnete mit „COA“ ein Asia-Gastronomiekonzept.
27. Januar: Paukenschlag vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen: – Anwohner hatten wegen Lärms gegen das Rü-Oktoberfest geklagt und Recht bekommen. In der Folge wird der Umzug zum Flughafen Essen-Mülheim notwendig.
Februar
5. Februar: Bezirkspolizist Rüdiger Buers fordert mehr Ladezonen entlang der Rüttenscheider Straße und bittet die Bezirkspolitik um Unterstützung. Aktuell arbeitet die Stadt an einem Verkehrskonzept, um die Situation zu entspannen.
7. Februar: Der Bürgerverein Freifunk möchte auch in Rüttenscheid und dem Südviertel das Netz kostenloser Internetzugänge erweitern. Im Laufe des Jahres finden sich immer mehr Mitstreiter unter den Gastronomen, darunter etwa am Isenbergplatz und rund um die Rüttenscheider Brücke.
12. Februar: Die Schülerzahl in Rüttenscheid wächst, vor allem an den Grundschulen. Wegen mangelnder Betreuungsplätze spricht sich die Andreasschule zunächst gegen eine Dreizügigkeit aus – ohne Erfolg.
März
3. März: Wechsel an der Spitze der Rüttenscheider CDU: Nach zwölf Jahren gibt Hans-Peter Huch seinen Vorsitz ab, zum Nachfolger wird der Essener CDU-Fraktionsgeschäftsführer Gerhard Grabenkamp gewählt.
12. März: Hausärzte setzen sich für den Erhalt der Notfallpraxis am Krupp-Krankenhaus ein. Mit Erfolg: Am Ende gibt die Kassenärztliche Vereinigung nach und nimmt den Schließungsvorschlag zurück.
14. März: Der Brand der Kultkneipe „Madame Chocolat“ im Südviertel zieht eine Welle des Mitgefühls nach sich – leider bedeutet das Feuer das Aus des Ladens.
31. März: Die Marx City Investor GmbH & Co. KG mit Sitz am Baldeneysee übernimmt das 1967 eröffnete Arosa-Hotel und kündigt weit reichende Veränderungen an. Eine davon wird der Einzug von Vapiano im neuen Jahr sein.
April
1. April: Die Politiker der Bezirksvertretung II geben grünes Licht für die Umwandlung des brach liegenden Spielplatzes am Haumannplatz in einen Gemeinschaftsgarten.
21. April: Energiekonzern RWE überlässt dem Soul of Africa Museum sein altes Trafohaus samt Gelände an der Martinstraße. Noch steht kein Datum für den Umzug des Museums von seinem jetzigen Standort an der Rü fest.
24. April: Wirbel hinter den Kulissen der Ego-Bar, die schon zur Rüttenscheider Musiknacht geschlossen blieb. Eine der Mitgesellschafter beerdigt den von Hannes Schmitz 1989 gegründeten Kultladen in einer Pressemitteilung – und reißt so bis heute eine Lücke ins Rüttenscheider Nachtleben.
28. April: An der Von-Einem- und der Von-Seeckt-Straße werden 25 Stolpersteine verlegt, die an die Familien erinnern sollen, die dort einst lebten, bevor sie von den Nazis verfolgt und ermordet wurden.
Mai
13. Mai: Ärger am Hirschgarten-Eingang des Grugaparks: Dauerkartenbesitzern wird wegen des defekten Geräts der Zutritt verweigert.
23. Mai: Nach mehr als 40 Jahren kündigt Pächter Rainer Neumann das Ende seines Landhaus’ im Grugapark für Ende 2015 an.
30. Mai: Die Bezirksvertretung II verabschiedet eine Resolution, in der sie sich gegen den Vorschlag stellt, das Grugabad unter Denkmalschutz zu stellen.
Juni
6. Juni: Im Moltkeviertel eröffnet mit „Nach Ela“ eine beeindruckende Ausstellung, in der Kunststudenten an das Pfingstunwetter 2014 erinnern. Blöd nur, dass Grün und Gruga einige Kunstobjekte nur wenige Wochen später versehentlich abholzen lässt.
11. Juni: An der Veronikastraße beginnt der Bau 56 neuer Eigentumswohnungen. Kaum ein Thema beschäftigt den Stadtteil in diesem Jahr so sehr: So kündigt das Amt für Stadtplanung an, dass rund 1000 neue Wohnungen in Rüttenscheid entstehen werden – eine Entwicklung, die viele Bürger auch mit Sorge sehen.
16. Juni: Nachdem das Rü-Fest erneut gewisse Teile der Rüttenscheider Straße in Müll- und Scherbenberge verwandelte, fordert die Junge Union ein Glasverbot. Eine Forderung, die die Interessengemeinschaft Rüttenscheid als Veranstalterin für nicht machbar hält.
24. Juni: 2015 war auch das Jahr der Blindgänger: Am 24. Juni wird eine Fünf-Zentner-Bombe an der Müller-Breslau-Straße entschärft, am 10. Juli wird ein Blindgänger an der Veronikastraße gefunden.
Juli
2. Juli: Kinderarzt Detlev Beckmann geht in den Ruhestand. 29 Jahre lang praktizierte er im Südviertel.
22. Juli: Die Stadtwerke kündigen umfangreiche Kanalsanierungen im Mädchenviertel an. Bis zum Jahr 2021 werden Gas- und Wasserleitungen zwischen der Paulinen- und der Rüttenscheider Straße erneuert.
29. Juli: Im Gegensatz zum Oktoberfest darf die Gourmetmeile „Rü Genuss Pur“ auf dem Messeparkplatz bleiben – und zieht wieder tausende Besucher an.
August
10. August: Die neu gebaute Kita St. Ludgerus an der Franziskastraße öffnet zum ersten Mal. 88 Kinder werden dort seither betreut.
12. August: Die Living Space GmbH gibt den Kauf des ehemaligen Geländes der Fabricca Italiana an der Müller-Breslau-Straße an. Im nächsten Jahr soll der Abriss der bestehenden Häuser erfolgen, auch acht Mieter sind davon betroffen.
26. August: Bei einem Unfall auf der Franziskastraße wird eine 27-Jährige tödlich verletzt. Sie war als Fußgängerin auf dem Bürgersteig unterwegs, als sie ein 80-jähriger Autofahrer erfasste. Bis heute laufen die Ermittlungen zur Unfallursache.
September
4. September: Es ist die Posse des Jahres – weil für die Blumenkränze an den Laternen auf der Rü keine Genehmigung vorliegt, lässt die Stadt den Schmuck entfernen und fordert ein Gutachten ein.
9. September: Angesichts des geplanten Baus von 1000 neuen Wohnungen gibt die Stadt ein Verkehrsgutachten in Auftrag.
23. September: An der Köndgenstraße regt sich Protest von Nachbarn und Mietern, nach dem Vivawest angekündigt hat, vier Mietshäuser abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen.
Oktober
7. Oktober: Nach der ehemaligen Pädagogischen Hochschule kündigt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW auch den Verkauf des ehemaligen Rheinischen Straßenbauamts an der Henri-Dunant-Straße an.
9. Oktober: Die Emschergenossenschaft möchte im Zuge der Renaturierung der Berne auch deren Quelle am Bernewäldchen wieder ans Licht holen und in Szene setzen.
16. Oktober: Die Bürgerinitiative „Zoo muss leuchten“ will sich für die Wiederbelebung des Kunstwerks von Albert Hien auf dem Dach des Kiosks am Rüttenscheider Markt einsetzen.
November
11. November: Der Kaufpreis für Einzel- und Mehrfamilienhäuser in Rüttenscheid ist seit 2007 um 30 Prozent gestiegen – der Preis pro Quadratmeter liegt bei durchschnittlich 2169 Euro.
12. November: Die Stadt kündigt die Erweiterung der Andreasschule an, um der wachsenden Schülerzahl gerecht zu werden.
20. November: Mit dem Entschluss, ab Juni 2016 für alle Parkplätze Gebühren zu verlangen, sorgte die Messe für Wirbel. Schließlich einigt sie sich mit der Interessengemeinschaft Rüttenscheid auf einen Kompromiss, der befristet kostenloses Parken möglich macht.
Dezember
3. Dezember: Die Essener Metropolitan Invest GmbH kündigt die Bebauung des Holz-Conrad-Geländes an. Dafür muss nun noch der Bebauungsplan geändert werden.
4. Dezember: Auch an der Baumstraße wird gebaut – die Stadtwerke haben die Häuser an die Hopf Immobiliengesellschaft verkauft, die dort 60 neue Eigentumswohnungen bauen will.
22. Dezember: Die Gemeinde St. Ludgerus und Martin stellt ihre Kirche am Wehmenkamp der neuen rum-orthodoxen Gemeinde zur Verfügung, in der auch viele syrische Flüchtlinge eine Zuflucht finden.