Essen-Rellinghausen. . Der Vorsitzende der Bürgerschaft Rellinghausen schreibt über die Ereignise 1945: über die britischen Besatzer und die Rückkehrer aus der Kinderland-Verschickung.

Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald, hat ein großes Interesse an der Historie seines Stadtteils, in dem er seit vielen Jahren heimisch ist. Dass der 67-Jährige eigentlich aus dem Allgäu stammt, ändert daran nichts. Jetzt hat er den zweiten Band über 1945, das Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, veröffentlicht. „1945 – Besatzungszeit und Neubeginn im Essener Süden“ heißt das Werk, das Stoll am Dienstag, 10. November, 19 Uhr, im Haus der Arbeiterwohlfahrt an der Sartoriusstraße 58 vorstellen wird. „Dazu habe ich auch die Zeitzeugen eingeladen, die ich für das Kapitel über die Rückkehr aus der Kinderland-Verschickung befragt habe“, sagt Stoll.

Während er sich im ersten Band mit dem eigentlichen Kriegsende beschäftigte, steht im zweiten Teil die Zeit der britischen Besatzung im Mittelpunkt. Am 11. Juni 1945 lösten die Engländer in Essen die Amerikaner ab. Wie sich das für die Bevölkerung im Essener Süden anfühlte, versuchte Stoll herauszufinden. „Da Rellinghausen ja kaum zerstört war, wuchs die Einwohnerzahl nach dem Krieg rasant von 17 000 auf 45 000, weil die Menschen aus den anderen Stadtteilen hierher kamen“, hat Stoll bei seinen Recherchen festgestellt.

„Um an Informationen über die britischen Besatzer zu kommen, bin ich extra Mitglied bei den ,Freunden des britischen Verteidigungsministeriums’ geworden, für fast neun Pfund Monatsbeitrag“, erzählt Stoll. „Viel gebracht hat das nicht. Da bin ich gleich wieder ausgetreten.“ Über private Kontakte lief es besser: Der Sohn eines ehemaligen Mitarbeiters von Stoll besorgte ihm Unterlagen aus dem Archiv in Manchester.

Ein Kapitel des Buches ist eine Nachlese zum ersten Band. Als der erschien, hatte Stoll die Bürger aufgerufen, ihn mit Dokumenten, Fotos und Informationen aus dem Jahr 1945 zu versorgen – mit Erfolg. Die Erzählungen verarbeitet er im aktuellen Band. Während die Suche nach ehemaligen Kriegsgefangenen im Stadtteil erwartungsgemäß erfolglos blieb, fand Stoll sieben Menschen, die ihm ihre Erlebnisse aus der Kinderland-Verschickung berichteten. Dieses Thema nimmt einen breiten Raum im Kapitel „Deutschland in Bewegung ein. „Ich bin einfach durch den Stadtteil geradelt und habe Leute angesprochen.“ Die Erlebnisse seien für die Menschen noch sehr präsent. Auch Manfred Arnsmann, Grafiker und Gestalter vieler Bücher der Bürgerschaft, war mit seinem Bruder Josef in Niederösterreich unterbracht. „Tatsächlich waren die Brüder vier Jahre weg. Die Eltern haben sie erst 1947 zurückgeholt, weil es hier kaum etwas zu essen gab und es den Jungen in Österreich besser ging“, so Stoll.

Viele Häuser wurden 1945 von den Briten besetzt, darunter das Haus des Oberbürgermeisters Franz Bracht, Hohe Buchen 2. Auch an der Renteilichtung und der Kantorie, auf Schloss Landsberg und der Villa Scheidt in Kettwig, aber auch der damals sehr noblen Elsaßstraße in Heisingen mussten die Bewohner ihre Häuser für die Briten räumen und kamen teils bei Verwandten unter.

Auch dem Krupp-Konzern und dem langsamen Wiederaufbau von städtischen Strukturen wie Post, Verkehrswegen und Theatern widmet Stoll Kapitel in dem Buch.

Das Buch „1945 – Besatzungszeit und Neubeginn im Essener Süden“ hat 106 Seiten und ist ab Donnerstag, 12. November, in den bekannten Verkaufsstellen im Stadtteil, z.B. Buchläden und Tankstellen, erhältlich.

Es ist in einer Auflage von 500 Stück erschienen und kostet zwölf Euro. Herausgeber ist die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald. Rund ein Jahr lang hat Stoll am Buch gearbeitet.