Essen-Bredeney. . Die Unternehmerinnen kommen eigentlich aus anderen Berufen. Sie bieten jetzt Behandlungen und Beratungen an, die sich ergänzen.

Eine Unternehmerinnen-Gemeinschaft der etwas anderen Art haben Latinka Gossling, Nicole Falk und Christiane Langer in Bredeney gegründet. Sie machten sich im April in einer Jugendstil-Villa an der Alfredstraße selbstständig und arbeiten dort zusammen. „Medical Spa“ nennen sie ihr Projekt, das man wohl ganz gut mit Gesundheits- und Wellness-Haus umschreiben kann. Die Frauen haben sich über den Beruf kennengelernt und sind inzwischen Freundinnen geworden. „Wir wollen Menschen helfen, sich besser zu fühlen“, sagt Nicole Falk. Dass verschiedene Wege zum Ziel führen können, sei Teil des Konzepts.

Alle drei kommen eigentlich aus anderen Branchen, haben vor einigen Jahren noch einmal einen neuen Weg eingeschlagen. Latinka Gossling war in der Werbebranche tätig. Die 44-Jährige weiß nur zu gut, was Druck und Stress bedeuten und auslösen können. Gossling, die sich selbst als „Tochter jugoslawischer Gastarbeiter“ bezeichnet, ist in Deutschland geboren. Dennoch sei sie aufgrund ihrer Herkunft alternativen Heilungsmethoden gegenüber besonders aufgeschlossen, ist sie überzeugt. Gossling bietet Energie-Arbeit an, will die Kräfte des Menschen aktivieren. „Ich arbeite mit dem Geist, versuche Blockaden durch Gespräche und Meditationen zu lösen“, erläutert sie.

Ihre Kollegin Nicole Falk (41) ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und möchte in erster Linie Stressprävention betreiben. „Die meisten kommen erst, wenn sie schon Burn-out-Symptome haben“, sagt Falk. Sie hofft, dass der Trend auch in diesem Bereich mehr in Richtung Vorbeugung geht. Ursprünglich war die Gelsenkirchenerin im kaufmännischen Bereich tätig und für Personalentwicklung zuständig, kennt also die andere Seite des Schreibtisches. „Mit 30 war mir klar, dass ich etwas anderes machen muss“, sagt Falk, die an der Paracelsus-Heilpraktiker-Schule unterrichtet, aber auch nicht alltägliche Leistungen wie „Liebeskummer-Coaching“ anbietet.

Räume werden renoviert

Beide Frauen haben ihre Arbeits- und Gesprächsräume im ersten Stock der Villa. Weitere Räume werden gerade renoviert, dort wird im November eine Kosmetikerin einziehen, die das Angebot im Gesundheits- und Wellness-Haus ergänzen soll. Im Erdgeschoss arbeitet Christiane Langer. Die 46-Jährige kommt aus der Touristik-Branche, machte später ebenfalls eine Ausbildung zur Heilpraktikerin, bildete sich in chinesischer Medizin, Ernährung und Kräutertherapie weiter. „Aber irgendwie hängt mein Herz auch am Tourismus. Deshalb versuche ich hier beides zu verbinden und habe mich auf Gesundheits- und Wellnessreisen spezialisiert“, berichtet Langer, die an der Alfredstraße jetzt in ihren beiden Berufen tätig ist.

Bei der Auswahl des Standorts war den drei Frauen die Atmosphäre des Hauses wichtig. „Es ist aber auch gut, dass wir nicht direkt an der Rü ansässig sind“, sagt Nicole Falk. Denn nicht jeder wolle gesehen werden, wenn er psychische Hilfe in Anspruch nehme.Das repräsentative Stadthaus an der Alfredstraße 289, in dem die drei Unternehmerinnen arbeiten, gehörte ab etwa 1905 dem bekannten Metall-Fachmann und Industrie-Manager Benno Strauß. Dem 1873 in Fürth geborenen und 1944 im Arbeitslager in Vorwohle an einer Lungenentzündung gestorbenen Strauß ist auch eine Seite in dem gerade erschienenen Buch „Friedhöfe in Essen-Bredeney“ gewidmet. Dort ist zu lesen, dass Benno Strauß 1896 in die physikalische Abteilung der Firma Friedrich Krupp eingetreten war und bis 1924 die Versuchs- und Prüfanstalten leitete. Strauß musste während des NS-Regimes als Sohn eines jüdischen Kaufmanns seine Lehrtätigkeit an der Uni Münster aufgeben. Vor dem Haus an der Alfredstraße erinnert ein Stolperstein an Strauß.