Essen-Rüttenscheid. . Das DRK-Seniorenzentrum an der Henri-Dunant-Straße feiert sein 50-jähriges Bestehen. Zwar steigt das Durchschnittsalter, die Lebenslust aber bleibt.

Die hellwachen Augen von Irma Schwarz streifen über das sich langsam verfärbende Blätterdach. Bis weit über Rüttenscheid hinaus reicht die Aussicht. „Von hier oben“, sagt die 93-Jährige, „habe ich den schönsten Ausblick zu jeder Jahreszeit.“ Irma Schwarz lebt seit drei Jahren im DRK-Seniorenzentrum an der Henri-Dunant-Straße, hat sich in ihrem Zimmer im fünften Stock ihr eigenes Reich geschaffen. Sie ist die einzige Bewohnerin, die schon bei der Eröffnung im Oktober 1965 dabei war – damals allerdings als ehrenamtliche DRK-Helferin. „Die Irmi ist eben immer dabei“, sagt Pflegedienstleiterin Felizitas Bellendorf.

Kurz nach seiner Fertigstellung gehörte der Bau zu den modernsten Alteneinrichtungen der Stadt. Der Fokus lag damals allerdings viel mehr auf dem Wohnen und dem Älterwerden in der Gemeinschaft als auf der Pflege. Hauswirtschaftsleiterin Ursula Siwiec, die bereits seit 1984 im Haus tätig ist, erinnert sich noch gut: „Damals sind die Bewohner in den Urlaub gefahren, waren über Weihnachten zu Hause und gingen abends auf der Rü noch ein Bier trinken. Menschen, die eine Pflege rund um die Uhr benötigten, gab es weniger“, sagt sie.

Umbruch kam mit dem neuen Pflegegesetz 1995

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Auch Frank Dohna, heute Vorstands-Chef und Geschäftsführer des Essener DRK, kann sich noch an den Umbruch erinnern: Der erfolgte 1995, als das Pflegegesetz in Deutschland eingeführt wurde. In diesem Jahr übernahm Dohna die Leitung der Rüttenscheider Einrichtung, die er bis 2007 inne hatte. „Nach Einführung der Pflegestufen mussten die Menschen eine Pflegebedürftigkeit nachweisen, um in Seniorenheimen wie unserem aufgenommen werden zu können“, sagt Dohna.

So sind die meisten der heute im DRK-Heim betreuten 184 Senioren nicht nur wesentlich älter – im Durchschnitt 84 Jahre –, sie sind auch pflegebedürftiger. „Dabei spielen dementielle Erkrankungen eine immer größere Rolle“, weiß Felizitas Bellendorf. Die seien früher kaum wahrgenommen worden, weil die Menschen eben nicht so alt wurden wie heute. „Vor allem die hier lebenden Männer waren früher körperlich viel geschwächter, hier lebten viele Arbeiter aus der Bergbau- und Stahlindustrie“, weiß Frank Dohna.

Haus wurde von 2004 bis 2007 umgebaut

Ursprünglich sollte das Haus ein reines Wohnheim für ältere Männer werden. Diesen Wunsch hatte der Kaufmann Carl-Heinrich Schmitz geäußert, der mit seinem Tod 1957 sein Vermögen dem DRK vermacht hatte. Da sich eine solche Einrichtung auf seinem Anwesen in Stadtwald nicht realisieren ließ, wurde das Haus verkauft und finanzierte den Neubau, der lange Zeit „C.H. Schmitz-Stiftung“ hieß. Direkt nebenan, auf dem Gelände der alten Pädagogischen Hochschule, soll demnächst ein neues Quartier entstehen, „dem wir uns natürlich öffnen werden“, wie Dohna betont.

Dass vor allem die Bewohner Veränderungen positiv gegenüber stehen, hätte nicht zuletzt der Umbau des Hauses von 2004 bis 2007 gezeigt, sagt Dohna: „Hier war die ganze Zeit etwas los, das fanden unsere Senioren richtig gut.“ Und Ursula Siwiec ergänzt: „Nur weil die Menschen alt sind, bedeutet das nicht, dass sie nicht noch neue Bekanntschaften machen wollen. Wir haben hier auch schon einige Hochzeiten gefeiert.“