Essen-Heisingen. 122 Jahre lang gehörte der Elisabeth-Orden zu Essen-Heisingen: Jetzt gehen die letzten drei Barmherzigen Schwestern in den Ruhestand.
Als Helmut Felderhoff ein kleiner Junge war, gehörten die Ordenschwestern von der Heiligen Elisabeth zu Heisingen wie die Ruhr. Sie lebten und arbeiteten hier, betreuten Alte, Kranke und Kinder, veranstalteten Handarbeitskurse, versorgten Arme mit warmen Mahlzeiten. „Sie waren ein Teil meines Lebens“, sagt der 88-Jährige Ur-Heisinger, der lange dem Kirchenvorstand angehörte.
Doch jetzt geht in dem südlichen Stadtteil die 122-jährige Geschichte der Schwestern zu Ende. Und zwar so, wie sie begonnen hat: Drei Ordensschwestern nahmen 1893 ihren Dienst in der Gemeinde auf, und drei Ordensfrauen, die bis zuletzt im katholischen Altenheim St. Georg tätig waren, packen gerade ihre Koffer.
Für Schwester Euthymia ist das ein schwerer Schritt. „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, nicht mehr hier zu leben“, sagt die 83-Jährige sichtlich wehmütig und ringt um Fassung. 38 Jahre lang war sie Wirtschafterin in St. Georg, kennt hier jeden Winkel, jede Ecke. Und jeden Bewohner. „Ihre Arbeit ist vollendet, sie kommen nach Hause ins Mutterhaus, wo sie ihren wohlverdienten Ruhestand genießen dürfen“, ergänzt Schwester Diethilde, Generaloberin des Ordens und erzählt, dass die anderen beiden Schwestern, Jordana (82) und Euphrosine (81), inzwischen selber pflegebedürftig sind.
Unauslöschlich mit der Geschichte verbunden
Tätig wurde der Elisabeth-Orden, als Not und Elend in der Bevölkerung groß waren. Es war die Hochzeit der Industrialisierung und der katholische Orden gehörte zu den Einrichtungen, die sich sozial engagierten. „Inzwischen ist die Ära von Kohle und Stahl vorbei und damit auch unser Auftrag“, findet die Oberin positive Worte für den Umstand, dass dem Orden schlichtweg der Nachwuchs fehlt. „Aber wir werden den Heisingern immer verbunden bleiben und sie in unsere Gebete einschließen.“
„Das ist ein großer Verlust für Heisingen“, seufzt Helmut Felderhoff und ergänzt: „Sie werden uns fehlen.“ Bis heute haben 53 Schwestern in der Heisinger Gemeinde gewirkt, und manche Namen sind unauslöschlich mit der Geschichte des Dorfes verbunden. „Ich erinnere mich noch gut an die zupackende Schwester Ludolfa, die in den 1950er Jahren in der ambulanten Pflege tätig war.“ Unvergessen ist auch Schwester Barat, die im Kindergarten halb Heisingen auf die Schule vorbereitete. An sie und die anderen Ordensfrauen wird am kommenden Sonntag, 27. September, noch einmal erinnert: Zum Abschiedsgottesdient in St. Georg, der um 11.30 Uhr beginnt, wird die Kirche „bis auf den letzten Platz besetzt sein“, ist Helmut Felderhoff überzeugt.