Essen-Bergerhausen. . Teilnehmer des runden Tisches erfahren Details über das Schicksal zweier Asylbewerber. Im Heim an der Pregelstraße fehlen Computer.

Einmal im Monat kommen Vertreter der Vereine, Kirchen und Institutionen aus Bergerhausen zusammen, um im Rahmen des runden Tisches über Hilfsangebote für die Flüchtlinge im Heim an der Pregelstraße zu sprechen. Das jüngste Treffen verlief anders: Der frühere Pfarrer Eberhard Kerlen, direkter Nachbar des Flüchtlingsheims und Moderator des runden Tisches, stellte die Schicksale von zwei Bewohnern der Pregelstraße vor. Ihre Geschichte hatten die beiden Bewohner selbst aufgeschrieben, nachdem ihnen Anonymität zugesichert worden war.

So berichtet ein junger Mann aus Syrien, dass er Landwirtschaft studiert habe, zur Armee musste und sich vier Monate später mitten im Krieg wiederfand. Er habe nur zwei Möglichkeiten gehabt: auf Zivilisten zu schießen oder selbst getötet zu werden. Beides wollte er nicht. Er sei in die Türkei geflohen, in der Hoffnung, seine Mutter, die er zurückgelassen hatte, später nachzuholen. Kurze Zeit später war die Mutter tot, sein Traum zerplatzt. Für wenig Geld arbeitete er in der Türkei, um die Weiterreise nach Europa finanzieren zu können.

Per Boot sollte es nach Griechenland gehen. Statt des versprochenen großen Bootes musste er die gefährliche Fahrt auf einem winzigen Boot antreten. Mit zwölf anderen Flüchtlingen habe er schließlich Griechenland erreicht, sei von dort nach Deutschland an die Pregelstraße gekommen.

Ein anderer junger Mann aus Afghanistan sei als Fünfjähriger mit seiner Familie in den Irak zogen, sei dort zur Schule gegangen. Nächste Station war die Türkei, schon etwas näher an Europa. Ohne Essen und Trinken hätten sie sich aufgemacht Richtung Griechenland. Die Polizei hätte ihn aufgegriffen, sechs Monate habe er im Gefängnis verbracht. Für die geplante weitere Flucht habe das Geld gefehlt. Schließlich habe er mit Erfolg versucht, von einer Insel per Lkw nach Italien zu kommen. Von dort ging es weiter nach Deutschland zur Pregelstraße. Nun drohe ihm die Abschiebung nach Italien.

„Die Menschen, die hier an der Pregelstraße leben, sind oft Monate oder Jahre unterwegs gewesen, wurden ausgenutzt, missachtet, misshandelt, sind teils schwer traumatisiert“, resümierte Eberhard Kerlen. Gemeinsam mit Shoah Vaisi, der als Sozialarbeiter an der Pregelstraße tätig ist, beschrieb Kerlen die Situation im Heim näher. Zwar sei die Wohnsituation aufgrund der 50 Einzelzimmer für allein reisende Männer einigermaßen entspannt, doch es gebe kaum Möglichkeiten, sich zu treffen. Insgesamt sei die Stimmung gut, bestätigte Vaisi, der sich im Namen der Bewohner für das vielfältige Engagement der Ehrenamtlichen bedankte.

„Wenn die Bewohner erst einmal Vertrauen gefasst haben, erzählen sie schon mal von sich“, beobachtet Kerlen. Manchmal ergäben sich Gespräche, wenn Ehrenamtliche die Bewohner zum Arzt begleiteten. Dann berichteten die Männer von ihrer Familie, zeigten Bilder der Eltern auf dem Smartphone. Um den Bewohnern den Kontakt zu ihren Familien in der Heimat zu ermöglichen, sollte es im Heim einen WLAN-Anschluss geben, appellierten die Teilnehmer an die Stadt, einen solchen Anschluss zur Verfügung zu stellen. Dann könnten die Flüchtlinge auch Online-Lernprogramme besser nutzen. Auch Computer-Spenden seien sehr erwünscht.

Wenn die Flüchtlinge aus dem Heim in eine eigene Wohnung umzögen, könnten sie auch Möbel wie Sofas und Stühle gut gebrauchen. Fahrräder würden zur Mobilität beitragen und den Bewohnern sportliche Betätigung ermöglichen. Angesichts der kommenden kalten Jahreszeit würde auch noch Männerkleidung in kleinen Größen benötigt.