Essen-Holsterhausen. . Sozialdezernent Peter Renzel musste die Veranstaltung in Holsterhausen gleich zweimal abhalten. Bürger bieten Hilfe für Flüchtlinge an.

Mit solch einem Andrang hatte wohl niemand gerechnet: Geschätzt 400 Leute wollten dabei sein, als Sozialdezernent Peter Renzel den Holsterhausern die Pläne der Stadt vorstellte, ein Zeltdorf für Flüchtlinge auf dem ehemaligen Sportplatz an der Planckstraße zu errichten. Selbst die Stehplätze im Saal der Gemeinde St. Mariä Empfängnis waren schon lange vor Veranstaltungsbeginn voll besetzt, eine ähnliche Anzahl Bürger stand draußen und musste sich mit der Auskunft zufrieden geben, dass Renzel die Veranstaltung an diesem Abend gleich zweimal hintereinander abhalten würde. Die Folge: Bis zum „Schichtwechsel“ mit den geduldig am Eingang und auf dem Vorplatz Wartenden blieben den Bürgern im Saal nach den Vorträgen von Renzel und Ordnungsdezernent Christian Kromberg nur noch 35 Minuten für Fragen und Anmerkungen.

Viele Fragen bezogen sich auf bauliche Begebenheiten des Zeltdorfes, auf die medizinische oder soziale Betreuung der Flüchtlinge, auf die Schulpflicht der Kinder oder darauf, ob die Bewohner räumlich nach Nationalität oder Religionszugehörigkeit getrennt würden. Der zweite Fragenkomplex drehte sich um die Organisation von Hilfsangeboten wie Kleiderspenden, Sprachkursen und dem runden Tisch, der von der Stadt begleitet wird und sich in Holsterhausen gerade in der Gründungsphase befindet. Auch um die Sicherheit der Flüchtlinge sorgte sich eine Anwohnerin und erinnerte an die bekannt gewordenen Übergriffe von Sicherheitspersonal. Die Anregung, Angebote unter dem Motto „Fit für Flüchtlinge“ nach dem Vorbild der Nachbarstädte zu schaffen, wollte der Dezernent gern aufnehmen.

Der Bau des Zeltdorfs für insgesamt 400 Personen an der Planckstraße hat bereits begonnen, Dächer und Stelzen stehen. Allerdings wurden die Aufbauarbeiten jetzt für Bohrungen unterbrochen, da man auf dem Gelände Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. „Es kann also gut sein, dass wir Sie in der nächsten Woche oder noch in dieser evakuieren werden“, so Christian Kromberg bei seinem Vortrag über den Stand der Arbeiten. Vor Mitte September sei wegen der Bohrungen nicht mit dem Einzug zu rechnen. Wie die Bürger bereits vor einigen Monaten erfahren hatten, wird auf dem Gelände des ehemaligen Jugendzentrums Papestraße direkt neben dem Sportplatz eine Dauerunterkunft für Flüchtlinge gebaut, die aber nicht vor Ende 2016 fertig sein wird. „Wir hoffen, dass das Zeltdorf bis dahin Geschichte ist, aber angesichts der aktuellen Lage kann das keiner garantieren“, so Renzel.

Das Zeltdorf an der Planckstraße werde von der Stadt erstmal für sechs Monate angemietet, mit der Option auf eine monatliche Verlängerung des Vertrags. „Unser Ziel ist es aber weiter, geeignete Immobilien zu finden, um die Flüchtlinge unterzubringen“, betonte Renzel. Derzeit prüfe die Stadt 30 bis 35 Objekte, die sich aber meist nicht schnell genug umbauen ließen.

An der Planckstraße entstehen sechs Unterkünfte für je 70 Personen. Die Zelte sind 10 mal 25 Meter groß, haben feste Wände und Böden, sind klimatisiert und beheizt. Neben den Schlafzelten entstehen ein Verpflegungs- und ein Gemeinschaftsgebäude sowie Container mit Duschen und Toiletten. Auch eine Sanitätsstation wird es geben. Renzel: „Wir bemühen uns, für die Bewohner ein Mindestmaß an Privatsphäre durch die flexiblen Wände herzustellen.“

Die Betreuung übernimmt European Home Care, die Beratung zum Asylverfahren die Diakonie. Fünf Sicherheitskräfte sind rund um die Uhr vor Ort. Aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen, sei noch unklar.