Essen-Rellinghausen. . Die Bürgerschaft gibt einen Kalender mit historischen Bildern heraus, der ab sofort erhältlich ist. Die Bürger werden viele Orte wiedererkennen.

Bis zum Jahreswechsel ist es zwar noch einige Zeit hin, doch die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald bietet ab sofort ihren historischen Kalender für 2016 an. Er ist an den bekannten Verkaufsstellen vor Ort und im Blücherturm erhältlich, kostet zehn Euro und wurde in einer Auflage von 250 Stück gedruckt. „Wir geben alle zwei Jahre einen Kalender heraus, dieses ist der vierte“, sagt Hermann-Josef Lenze vom Vorstand der Bürgerschaft. Dieses Mal habe man sich auf historische Fotos aus den Jahren 1900 bis 1950 konzentriert, so der Vorsitzende Johannes Stoll.

Die Bilder stellte zum größten Teil Vorstandsmitglied Gerd Schulte aus seiner Sammlung zur Verfügung, zwei kamen vom Museumskreis Heisingen hinzu. Bei vielen Rellinghausern wird der Wiedererkennungseffekt groß sein.

Das Titelbild des Kalenders zeigt beispielsweise die Eisenbahnstraße mit dem alten Kino und die Gaststätte Willi Püllen, die viele Jahre lang Treffpunkt für die Rellinghauser war. Beim Anblick des Stadtwaldplatzes Mitte der 1950er-Jahre erinnert sich Lenze: .„Straßenbahnen fuhren dort noch bis in die 1980er- Jahre.“ Fast ebenso lang gab es das Lambertus-Krankenhaus, das Anfang der 1980er-Jahre für das heutige Caritas-Stift Lambertus abgerissen wurde. Stoll: „Zwei der bunten Original-Fenster haben wir geschenkt bekommen. Eigentlich wollten wir sie im Blücherturm einbauen, aber die Denkmalbehörde war dagegen.“ Viel älter ist das Foto von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr vor der Gaststätte Zur Post an der Frankenstraße, das wohl zur Zeit des Ersten Weltkriegs aufgenommen wurde.

Zwei Kirchen existierten parallel

Bis 1935 habe es die alte evangelische Kirche gegeben. „Sie stand noch vier Wochen gemeinsam mit der neuen, dann wurde die Vorgängerin abgerissen, die die älteste evangelische Gemeindekirche hier war und vom Stift genehmigt worden war“, erklärt Lenze.

Längst Geschichte ist auch die Gaststätte Bergschlösschen an der Kreuzung Wuppertaler/Frankenstraße. Heute befindet sich dort ein Matratzenladen. Noch vorhanden ist dagegen das alte Brauhaus am Stiftplatz, das jetzt im renovierten Zustand als Gemeindehaus von St. Lambertus genutzt wird. Früher hätten sich dort das Sozialamt und die Stadtarztstelle befunden.

Das heute viel diskutierte Baden in der Ruhr war früher ein Sommervergnügen für jedermann, unschwer zu erkennen auf einer Postkarte von 1923 mit dem Strandbad Rellinghausen. Im Hintergrund ist Überruhr zu erkennen. Sogar einen Sprungturm gab es damals. „Die Menschen haben das Bad anscheinend gut überlebt“, vermutet Stoll.

An die Bergbau-Vergangenheit des Stadtteils erinnert die Canisius-Kirche, die für die Bergleute gebaut wurde und bis Ende der 1960er Jahre existierte. Sie wurde auch als Ersatz für die im Krieg zerstörte Lambertuskirche genutzt. Daneben ist das Haus Bergmannsruh zu sehen, ein Erholungsheim für die Kumpel. „Schade, dass es nicht gelungen ist, den alten Bahnhof Rellinghausen für Gastronomie direkt am Radweg zu erhalten“, bedauert Lenze, der sich als Bezirksvertreter mit seinen Kollegen für diese Nutzung einsetzte. Es habe auch andere Pläne gegeben. So sollte dort ein Parkplatz für abgeschleppte Autos entstehen oder ein Areal für die Tieflader der Messe. Am Ende sei der Bahnhof verkommen und abgerissen worden. Heute stehe dort der Aldi-Markt.

Noch etliche Rellinghauser werden sich an das Kaufhaus Alex Von­essen an der Frankenstraße erinnern. Ein jüdischer Bürger aus Essen sei nach Rellinghausen gezogen und habe den Laden gegründet. Die Familie sei später katholisch geworden, der Laden habe bis Mitte der 1950er-Jahre existiert.