Essen-Rellinghausen. . Bereits seit 25 Jahren kämpft die Bürgerinitiative von der Frankenstraße in Essen-Rellinghausen für eine Verlegung des Geländes der Firma Ludwig.

Durch die geöffnete Balkontür dringt immer wieder Krach ins Wohnzimmer von Karl-Heinz und Gabriele Vittinghoff. Metall schlägt auf Metall, laufende Motoren sorgen für einen permanenten Lärmteppich. „Das ist doch noch gar nichts. Sie müssen mal hören, wenn der große Greifarm den Schrott aus größere Höhe fallen lässt. 90 Dezibel wurden hier schon gemessen“, sagen die beiden, die von ihrem Balkon im fünften Stock direkt auf den Schrottplatz der Firma Ludwig schauen können – und das seit ihrem Einzug im Jahr 1990.

Klage aus Angst vor den Kosten gescheut

Nur wenig später gründete der heute 62-Jährige die Bürgerinitiative für eine Verlegung des Schrottplatzes, der dort bereits seit den 1950er Jahren als Familienbetrieb geführt wird. Die Bürgerinitiative feiert in diesen Tagen ihr 25-jähriges Bestehen. Ist ein Jubiläum sonst eigentlich ein Grund zur Freude, so ist den rund 50 Nachbarn der Frankenstraße 72 bis 76, die noch immer in der Initiative organisiert sind, nicht nach Feiern zu Mute.

Ein Vierteljahrhundert hat sich vor allem Karl-Heinz Vittinghoff die Finger wund geschrieben, endlose Telefonate geführt, mit Politikern aus Rat und Bezirksvertretung gesprochen. „Vor einem Wahlkampf wurde uns immer versprochen, dass der Schrottplatz verlegt wird. Nach der Wahl hat sich dann niemand mehr für uns eingesetzt“, sagt ein enttäuschter aber immer noch kampfeslustiger Karl-Heinz Vittinghoff. „Den Schrottplatz gibt es immer noch, uns aber auch!“, betont er, dass seine Initiative nicht gewillt sei, den Zustand weiter hinzunehmen. „Früher haben wir immer darum gebeten, dass die Stadt anderswo eine Ausweichfläche schafft. Heute bitten wir nicht mehr, wird fordern Stadt und Politik zum Handeln auf“, sagt Vittinghoff.

Grundstück gehört schon seit 1993 der Stadt Essen

Schließlich gehört das ehemalige Grundstück der Bundesbahn bereits seit 1993 der Stadt. Gerade einmal 15 000 Euro Pacht im Jahr verdiene sie daran, wissen die Nachbarn. Einen Verkauf des Grundstücks an die Firma Ludwig verhinderten sie 2010 erfolgreich. „Wir hatten Angst, dass die öffentliche Kontrolle dann noch mehr abnimmt. Außerdem hatte der Eigentümer eine teilweise Einhausung des Schrottplatzes bereits geplant. Das wollten wir auf jeden Fall stoppen“, sagt Roswitha Hussain, die bereits seit 40 Jahren an der Frankenstraße wohnt. „Uns allen wurde beim Kauf der Wohnungen versichert, dass der Schrottplatz bald verschwindet. Die Lage mit der Nähe zu Schulen und Einkaufsmöglichkeiten ist perfekt, viele Naherholungsgebiete sind gleich um die Ecke. Deswegen wollen wir hier ja auch nicht weg – bis heute nicht“, sagt sie.

Würden sie die Wohnungen verkaufen, müssten sie mit einem Wertverlust von fünf bis sieben Prozent rechnen, hat Karl-Heinz Vittinghoff erfahren. Den Klageweg habe die Initiative bislang nicht beschritten, weil die Scheu vor den Kosten zu groß ist. „Der Streitwert beliefe sich auf ein Drittel des Verkehrswerts der Fläche. Hinzu kämen die Prozess- und Anwaltskosten, wenn wir verlieren würden. Dieses Risiko ist uns zu groß“, führt Karl-Heinz Vittinghof aus.

Denn der Pachtvertrag der Firma Ludwig mit der Stadt Essen ist unbefristet, weiß Stadtsprecher Stefan Schulze. Dabei würde auch die Stadt die Fläche gern für Wohnbebauung freiziehen, müsste Ludwig dann aber ein alternatives, mindestens 3500 Quadratmeter großes Gelände im Essener Süden anbieten. Schulze: „Eine solche Ausweichfläche können wir zurzeit nicht bieten, halten aber danach Ausschau.“ Es steht zu befürchten, dass die Bürgerinitiative noch weitere Geburtstage feiern muss.